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KASSEN/893: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 12.09.2012 (KBV)


KBV-Kompakt Nr. 37 - Kurznachrichten aus der KBV vom 12. September 2012

→  Politik äußert sich zum Konflikt zwischen Ärzten und Krankenkassen
→  Bündnis 90/Die Grünen sehen Behandlungsfehlerstatistik als Spitze des Eisbergs
→  KBV und KVen rufen Ärzte zum Protest auf
→  Erste "regiopraxis" für Baden-Württemberg
→  Honorarstreit: Ärzteverbände rufen zu weiteren Aktionen auf
→  Frauenquote im Gesundheitswesen gefordert



___Kompakt - Aus Berlin___
Politik äußert sich zum Konflikt zwischen Ärzten und Krankenkassen

Die Süddeutsche Zeitung hat berichtet, dass sich der Gesundheitsminister, Daniel Bahr (FDP), mit der Regierungskoalition darauf verständigt hat, die Ärzte im Honorarkonflikt mit den Krankenkassen nicht zu unterstützen. Bahr rief die Ärzte vielmehr zu Besonnenheit auf. Kritik an den geplanten Protestaktionen der Ärzte übte die Patientenbeauftragte für Berlin, Karin Stötzner: Sie gingen zu Lasten der Patienten, außerdem hätten diese dafür kein Verständnis.

(Süddeutsche Zeitung, 12. September; Die Welt online, 10. September; Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, 10. September)

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Bündnis 90/Die Grünen sehen Behandlungsfehlerstatistik als Spitze des Eisbergs

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vermutet, dass die Zahl der Behandlungsfehler in der Gesundheitsversorgung noch viel größer ist als in der Statistik des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) ermittelt. Der Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungen, Dr. Andreas Crusius, relativierte die Fehlerstatistik jedoch. Er verwies darauf, dass sich gemessen an allen Behandlungsfällen die Fehlerquote im Promillebereich bewege. Die Grünen kritisierten, dass das Patientenrechtegesetz die Betroffenen nicht entlaste. Sie fordern Beweiserleichterungen in den Fällen, wo nachweislich ein Schaden und ein Behandlungsfehler vorliegen und einen Härtefallfond. Wolfgang Zöller (CSU), der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, betonte, dass das Patientenrechtegesetz ein guter Weg sei, Behandlungsfehler zu vermeiden.

(Pressemitteilung der Bundesfraktion Bündnis 90/Die Grünen, 5. September; Ärzte Zeitung online, 5. September; Pressemitteilung des MDS, 5. September)

Raute

___Kompakt - Aus KBV und KVen___
KBV und KVen rufen Ärzte zum Protest auf

In einem Brief haben die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten aufgerufen, sich an verschiedenen Protestmaßnahmen zu beteiligen. Diese "Politik der Nadelstiche" soll sich gegen die Krankenkassen und die Honorarsteigerung um "lächerliche" 0,9 Prozent richten. In der Woche vom 10. bis 14. September sind folgende Aktionen geplant: Es werden keine formlosen Kassenanfragen schriftlich beantwortet, Gespräche mit Kassenmitarbeitern finden nur vor 8 Uhr morgens und nach 20 Uhr abends statt und Bonushefte werden nicht ausgefüllt. "Diese Maßnahmen treffen den größten Verursacher von Bürokratie in den Praxen, nämlich die Krankenkassen. Dadurch haben die Ärzte sogar eher mehr Zeit für ihre Patienten", erklärte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler.

(Pressemitteilung der KBV, 7. September)

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Erste "regiopraxis" für Baden-Württemberg

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg eröffnet ihre erste "regiopraxis" in Baiersbronn, um dem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken. "Wir initiieren eigene Ärztezentren, die besonders auf die Strukturen im ländlichen Raum zugeschnitten sind. Diese Zentren sind hausärztlich orientiert, bieten aber auch Fachärzten die Möglichkeit, im Rahmen einer Nebenbetriebsstätte tätig zu werden. Der Arzt hat den Vorteil, dass er die finanzielle Verantwortung für die Praxis nicht mehr alleine übernehmen muss, sondern sie mit anderen teilen kann," erklärte der stellvertretende Vorsitzende der KV Baden-Württemberg, Dr. Johannes Fechner.

(Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 12. September)

Raute

___Kompakt - Aus den Verbänden___
Honorarstreit: Ärzteverbände rufen zu weiteren Aktionen auf

Niedergelassene Ärzte haben die Zentralen der Krankenkassen und ihrer Verbände mit Protestfaxen überschüttet. Damit wollten sie sich gegen Diffamierungen der Kassen wehren. Zu dieser Aktion hatte die Allianz deutscher Ärzteverbände aufgerufen. "Die Kassen sollen den tief sitzenden Frust der Ärzte direkt zu spüren bekommen", erklärte ihr Sprecher und Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bundes, Dr. Dirk Heinrich. Außerdem forderte Heinrich die Mediziner auf, ihre Sprechstunde am Mittwoch ohne Praxishelferinnen zu bestreiten. Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, stellte vor dem Hintergrund der Honorarverhandlungen Probleme in der gemeinsamen Selbstverwaltung zur Debatte. Krankenkassen agierten immer mehr wie gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen, statt sich um die Versorgung von Patienten zu kümmern, sagte er. Bei den aktuellen Auseinandersetzungen gehe es um nicht weniger, als um die Durchsetzung gesetzlich festgelegter Ansprüche. Außerdem machte er deutlich: "Niemand darf glauben, dass mit einem möglichen Erfolg in den aktuellen Honorarverhandlungen das Problem der Versorgung langfristig und strukturell gelöst ist".

(Pressemitteilung des NAV-Virchow-Bundes, 11. September; Pressemitteilung des Hartmannbundes, 12. September; Agenturmeldung, 11. September)

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Frauenquote im Gesundheitswesen gefordert

Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) hat eine verbindliche, feste Frauenquote im Gesundheitswesen gefordert. Medizinerinnen seien in Führungspositionen noch immer deutlich unterrepräsentiert, sagte Regine Rapp-Engels, Präsidentin des DÄB. Die "Flexi-Quote" von Familienministerin Christina Schröder (CDU) lehnte sie ab. Diese ermögliche es Frauen nicht, an die Spitze von ärztlichen Gremien zu kommen oder Chefarztpositionen zu besetzen.

(Pressemitteilung des DÄB, 6. September)

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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt Nr. 37 vom 12. September 2012
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2012