Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

KASSEN/951: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 17.07.2013 (KBV)


KBV-Kompakt Nr. 29 - Kurznachrichten aus der KBV vom 17. Juli 2013

→  Geteilte Meinungen zur Impfpflicht
→  Kabinett beschließt globale Gesundheitspolitik
→  Institut der Deutschen Wirtschaft kritisiert gesundheitspolitische Wahlversprechen
→  KV Bremen erklärt lange Wartezeiten mit Großstadteffekt
→  KV Bayerns kritisiert Aussage der Krankenkassenverbände zur Regressgefahr



___Kompakt - Aus Berlin___
Geteilte Meinungen zur Impfpflicht

In der Diskussion über Impfpflicht haben sich weitere Vertreter aus Politik und Gesundheitsverbänden eingeschaltet. "Grundsätzlich sollten nur Kinder, die geimpft sind, Kitas, Kindergärten oder Schulen besuchen dürfen", sagte Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. Der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery hält eine Impfpflicht aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht für das Sinnvollste. Allerdings bezweifelt er, dass diese gesellschaftspolitisch durchzusetzen ist. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Jan Leidel, wertete eine Impfpflicht bei Masern als kontraproduktiv. Wichtiger seien Aufklärung und Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten, sagte er. In der Bundesrepublik werden nur 37 Prozent aller Kleinkinder entsprechend den Empfehlungen der STIKO gegen Masern geimpft, ergab eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI). Das Web-TV der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), hat eine Mutter und ihr Kind zur Impfberatung begleitet. Ob sie sich für oder gegen die Masernimpfung entschieden hat, zeigt das Video auf KV-on
[http://www.kv-on.de/html/518.php].

(Pressemitteilung des ZI, 17. Juli; Deutsches Ärzteblatt online, 15. Juli)

*

Kabinett beschließt globale Gesundheitspolitik

Das Bundeskabinett hat ein Konzept zur globalen Gesundheitspolitik beschlossen, um einen aktiven Beitrag Deutschlands zur Lösung globaler Gesundheitsherausforderungen voranzutreiben. "Deutschland bekräftigt mit dem Konzept seine internationale Verantwortung", machte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) deutlich. Die Gesundheitspolitik stehe heute mit zahlreichen anderen Politikfeldern in Verbindung, daher seien sektorübergreifende Lösungsansätze gefragt, hieß es aus dem Ministerium. Das Konzept fokussiert unter anderem den Ausbau intersektoraler Kooperationen sowie Gesundheitsforschung und -wirtschaft, die nachhaltig zu einer verbesserten Gesundheit weltweit beitragen können.

(Pressemitteilung des BMG, 10. Juli)

*

Institut der Deutschen Wirtschaft kritisiert gesundheitspolitische Wahlversprechen

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat die ökonomischen Auswirkungen der Wahlversprechen der politischen Parteien analysiert. Im Bereich Gesundheit wirft das Institut der SPD und der Partei Die Linke vor, keine geeigneten Maßnahmen gegen die mangelnde Kostenverantwortung der Versicherten und den fehlenden (Preis-)Wettbewerb auf den Versicherungs- und Leistungsmärkten parat zu haben. Die Union mache zur Finanzierung des Gesundheitssystems nur "äußerst vage Andeutungen" und bei der FDP deuteten "die programmatischen Aussagen zur Gesundheitspolitik eher auf einen Erhalt des Status quo hin", kritisierte das Institut. Bündnis 90/Die Grünen bekenne sich zwar allgemein zu Prävention und mehr Transparenz im Gesundheitswesen, lasse aber konkrete Maßnahmen vermissen.

(Pressemitteilung des IW und Deutsches Ärzteblatt online, 10. Juli)

Raute

___Kompakt - Aus KBV und KVen___
KV Bremen erklärt lange Wartezeiten mit Großstadteffekt

In Bremen sind die Wartezeiten für Patienten länger als im Bundesdurchschnitt. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen, Dr. Jörg Hermann, liegt das am Großstadteffekt. In Bremen und Bremerhaven gebe es eine hohe Facharztdichte. Da auch Patienten aus dem Umland mitversorgt würden, gebe es dementsprechend längere Wartezeiten. Ein weiterer Effekt seien die strengen gesetzlichen Regularien. "Demnach dürfen Ärzte teilweise gar keine Behandlungen mehr durchführen, sobald die zugewiesenen Fälle im Quartal überschritten sind", sagte Hermann. Trotz längerer Wartezeiten seien die Bremer und Bremerhavener aber sehr zufrieden mit der medizinischen Versorgung. Sieben Prozent klagten über einen Haus-, 18 Prozent über einen Facharztmangel. "Das ist jeweils der mit Abstand niedrigste Wert im Bundesländervergleich", erklärte Hermann. Die KBV führte vom 15. April bis zum 16. Mai 2013 eine Befragung unter 6.093 Versicherten durch.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 10. Juli; Pressemitteilung der KBV, 9. Juli)

*

KV Bayerns kritisiert Aussage der Krankenkassenverbände zur Regressgefahr

Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns hat kritisch auf die Äußerungen der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern zum Thema Wirtschaftlichkeitsprüfung reagiert. Die Krankenkassenverbände hatten erklärt, dass für bayerische Ärzte mit knapp einem Prozent nur eine minimale Regressgefahr bestehe. Nach Angaben der KV Bayerns sei diese Aussage "unrealistisch und zynisch". Schon die Nachricht über einen Antrag auf ein Prüfverfahren verursache bei betroffenen Ärzten häufig Stress und Sorgen. Die ständige Gefahr vor Regressen habe dem Vorstand der KV Bayerns nach einen weiteren Effekt: Junge Ärzte würden davor abgeschreckt werden sich niederzulassen. "All das würden die Krankenkassen billigend in Kauf nehmen", sagte der Vorstand der KV Bayerns. Leidtragende seien letztlich die Patienten, die künftig Schwierigkeiten bekämen einen Arzt zu finden, der ihnen noch ohne Angst vor aufwendigen Prüfverfahren und teuren Regressen die benötigten Medikamente verschreibt.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 11. Juli; Pressemitteilung der Krankenkassenverbände in Bayern, 11. Juli)

*

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt Nr. 29 vom 17. Juli 2013
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2013