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MELDUNG/244: Max-Delbrück-Centrum begrüßt Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (idw)


Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch - 13.09.2011

Max-Delbrück-Centrum begrüßt Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel startet neuesten Sequenzierer im MDC


Der Vorsitzende des Stiftungsvorstands des Max-Delbrück-Centrums (MDC), Prof. Dr. Walter Rosenthal, hat den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im MDC begrüßt. "Wir freuen uns sehr über Ihr Interesse an der biomedizinischen Forschung des MDC mit seinen Partnern und an der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses", sagte er zur Begrüßung der Kanzlerin. Sie war auf Einladung des Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Prof. Dr. Jürgen Mlynek, in das MDC gekommen, das Mitglied dieser größten Forschungsorganisation Deutschlands ist. Begleitet wurde die Kanzlerin von Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner.

Zu Beginn ihres Besuchs besichtigte die Bundeskanzlerin eine in Deutschland einzigartige Stoffwechselkammer. Damit messen Dr. Michael Boschmann und Dr. Jochen Steiniger wie viel Sauerstoff eine Versuchsperson verbraucht und wie viel Kohlendioxid sie ausatmet. Aus diesen Daten können die Forscher auf den Energieverbrauch sowie den Fett- und Kohlehydratumsatz in Ruhe und unter körperlicher Belastung schließen. Zudem untersuchen die Forscher mit dieser Kammer Auswirkungen von Diäten, Nahrungsergänzungsmitteln oder Arzneimitteln auf den Stoffwechsel und können erkennen, ob diese eine Gewichtsabnahme oder -zunahme fördern. Von besonderem Interesse ist auch der Einfluss chronischer Herz-Kreislauferkrankungen auf den Energiestoffwechsel.

Weiter untersuchen die Forscher inwieweit neurologische Erkrankungen, wie Parkinson, Multiple Sklerose oder verschiedene Formen von Muskeldystrophie (Muskelschwund), den Energieverbrauch und damit auch den Krankheitsverlauf zusätzlich beeinflussen. Die zimmergroße Kammer befindet sich im Experimental and Clinical Research Center (ECRC). Diese Einrichtung für die klinische Forschung betreiben das MDC und die Charité -Universitätsmedizin Berlin seit 2007 gemeinsam.

Danach besichtigte die Bundeskanzlerin das Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des MDC und nahm dort eines der neuesten Sequenziergeräte für die Analyse der DNA in Betrieb. (siehe weitere Pressemitteilung vom 13. September 2011).

Podiumsdiskussion zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Zum Abschluss ihres Besuchs nahm die Bundeskanzlerin an einer Diskussion über die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Attraktivität des Forschungsstandortes Deutschland teil. Mit der Kanzlerin diskutierten Prof. Mlynek, Prof. Dr. Matthias Selbach, Zellbiologe und Helmholtz-Nachwuchsgruppenleiter im MDC sowie Nuria Cerdá-Esteban, eine spanische Doktorandin im MDC. Die Moderation hatte Prof. Rosenthal.

Prof. Rosenthal und Prof. Mlynek unterstrichen gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bedeutung der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie wiesen darauf hin, dass die Wissenschaft in diesem Bereich große Anstrengungen unternehme. Zugleich sprachen sie sich für eine größere Flexibilität unter anderem bei der Besetzung von Stellen in der Wissenschaft aus.

"Talentmanagement und Nachwuchsförderung gehören untrennbar zur Helmholtz-Gemeinschaft", sagte Prof. Mlynek. "Die große Zahl an hochkarätigen Bewerbungen zeigt, dass zum Beispiel unsere Nachwuchsgruppenleiterpositionen auch im internationalen Vergleich sehr attraktiv sind. Wir bieten hervorragende Arbeitsbedingungen und eine verlässliche Karriereperspektive und können dadurch weltweit herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewinnen", betonte er.

Prof. Rosenthal erläuterte, dass von den 56 Forschungsgruppen des MDC allein 20 von Nachwuchswissenschaftlern geleitet werden. Sechs davon sind so genannte Helmholtz-Nachwuchsgruppen. Sie werden je zur Hälfte aus dem Impuls- und Vernetzungsfond des Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft und vom MDC finanziert. 2003 hatte die Helmholtz-Gemeinschaft dieses Programm eingerichtet, um jungen Forschern aus dem In- und Ausland die Möglichkeit zu geben, früh wissenschaftlich selbstständig zu arbeiten. "84 Prozent der Nachwuchsgruppenleiter kommen von einer Position aus dem Ausland an das MDC, davon über die Hälfte aus den USA", sagte Prof. Rosenthal. Das MDC habe darüber hinaus drei Doktorandenprogramme, die eine strukturierte Ausbildung und Betreuung gewährleisteten.

In diesem Zusammenhang wies Prof. Rosenthal darauf hin, dass für außeruniversitäre Einrichtungen wie dem MDC eine "sehr gute Anbindung an die Universitäten notwendig" ist. "Das MDC braucht starke universitäre Partner, vor allem einen starken klinischen Partner mit exzellenter klinischer Forschung. Deshalb ist es aus Sicht des MDC enorm wichtig, dass auch die Universitäten, und gerade die Charité, im Sinne einer ausgezeichneten Forschungs- und Bildungsförderung nachhaltig sehr stark gefördert werden."

Das MDC wurde im Januar 1992 gegründet um molekulare Grundlagenforschung mit klinischer Forschung zu verbinden. Forschungsschwerpunkte sind: Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie die Systembiologie, Krebs und Funktion und Dysfunktion des Nervensystems. Am MDC arbeiten derzeit rund 1.350 Beschäftigte einschließlich 300 Gästen aus insgesamt 53 Ländern. Davon sind im Bereich Forschung rund 1.100 Beschäftigte tätig, unter ihnen etwa 700 Wissenschaftler, davon rund 290 Doktoranden. Das MDC hat ein jährliches Budget von rund 71 Millionen Euro. Es wird zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent vom Land Berlin finanziert. Das MDC ist eine von 17 Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft. 2010 kam das MDC auf der Thomson Reuters-Liste auf Platz 14 der 20 besten Forschungseinrichtungen im Bereich Molekularbiologie und Genetik.


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Bundeskanzlerin Angela Merkel startet neuesten Sequenzierer im MDC

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Dienstag, den 13. September 2011, im Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch den Startknopf für eines der neuesten Sequenziergeräte für DNA-Analysen gedrückt. Das BIMSB ist die erste akademische Forschungseinrichtung auf dem europäischen Kontinent, die diese Sequenziermaschine für die Forschung nutzt. Mit dem Gerät von Pacific Biosciences ist es möglich, einzelne DNA-Moleküle in Echtzeit zu sequenzieren und einen tieferen Einblick in die Genregulation zu gewinnen. Der aus Berlin stammende Miterfinder dieser Technologie, Dr. Jonas Korlach, war bei der Einweihung dabei.

Das Sanger Institut des Wellcome Trust in Großbritannien ist die andere akademische Forschungseinrichtung in Europa, die über dieses System verfügt. Das MDC erforscht die Entstehung von Krankheiten im Zellinnern, an den Genen und Proteinen. Die medizinische Systembiologie ermöglicht es mit Hilfe hochmoderner Techniken einen genauen Einblick in die molekularen Netzwerke der Gene und Proteine zu nehmen und ihre Regulation und ihr Zusammenspiel sowie ihre Bedeutung bei der Entstehung von Krankheiten zu erforschen. "Dabei fallen Datenmengen in einer Dimension an, die früher nur in der Kern- oder Astrophysik bearbeitet werden mussten. Diese Datenflut wird mit Hilfe der Mathematik und Informatik und leistungsstarken Rechnern ausgewertet", erläuterte Prof. Nikolaus Rajewsky der Bundeskanzlerin, der wie Angela Merkel ursprünglich aus der Physik kommt.

Das neue Gerät (PacBio RS System), das Pacific Biosciences, ein Technologieunternehmen in Menlo Park, Kalifornien, USA, im April dieses Jahres auf den Markt gebracht hat, ergänzt die Technologien in der Genomikplattform des BIMSB, die von Dr. Wei Chen geleitetet wird. Der neuartige Sequenzierer liest die Abfolge (Sequenz) der DNA-Bausteine (Basen) in Echtzeit, und macht die Reaktion eines einzelnen Enzyms mit einem einzelnen DNA-Molekül mit Hilfe eines Lasers sichtbar. Dadurch ist es nicht mehr nötig, die DNA vor der Sequenzierung zu vermehren. Gleichzeitig können damit Fehlerquellen vermieden werden. Die neue SMRT-Technologie (Abkürzung für single molecule real-time) kann im Schnitt mehr als 1.000 Basen lesen und ein Experiment in einem Tag abschließen, das zuvor eine Woche oder länger dauerte.

"Herausragend bei der SMRT-Technologie ist nicht nur, dass man zuschauen kann, wie die DNA synthetisiert wird. Die Daten, die wir durch diese neue Technologie generieren versetzen uns in die Lage, Genregulation, RNA-Funktion, epigenetische Genregulation, DNA-Modifizierung und Genomstruktur quantitativ zu analysieren. Die Technologie erlaubt uns einen tieferen Einblick in genregulatorische Netzwerke und eröffnet uns damit einen neuen Zugang zur personalisierten Medizin", sagte Prof. Rajewsky.

Das BIMSB wurde 2008 vom MDC mit einer Pilotfinanzierung des Bundesforschungsministeriums und des Senats von Berlin auf dem Campus Berlin-Buch gegründet. Es arbeitet eng mit Forschungseinrichtungen zusammen, insbesondere mit der Humboldt-Universität zu Berlin und der Charité - Universitätsmedizin Berlin sowie mit der New York University in den USA. Bis 2015 wird es einen 5.500 Quadratmeter umfassenden Neubau für rund 300 Mitarbeiter auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität erhalten, den der Senat von Berlin mit rund 30 Millionen Euro finanziert. Die laufenden Kosten von jährlich rund 20 Millionen Euro werden zu 90 Prozent vom Bundesforschungsministerium und zu zehn Prozent vom Land Berlin getragen.


Weitere Informationen:
Glenn Farrell
Senior Director, Marketing Communications
Pacific Biosciences
1380 Willow Road
Menlo Park, CA 94025, USA
e-mail: GFarrell@pacificbiosciences.com
http://www.pacificbiosciences.com/
http://www.pacificbiosciences.com/news_and_events/mediakit

Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Helmholtz-Gemeinschaft
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
e-mail: presse@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution672


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Barbara Bachtler, 13.09.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2011