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MELDUNG/475: ver.di appelliert an Ärzte - Gesundheitsversorgung solidarisch finanzieren (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 26. Mai 2013

ver.di appelliert an Ärzte: Gesundheitsversorgung solidarisch finanzieren



Berlin, 26.05.2013 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) appelliert an die Ärzteschaft, sich einer solidarischen Finanzierung des deutschen Gesundheitswesens nicht länger zu verweigern. "Nur eine solidarisch finanzierte Gesundheitsversorgung, zu der sämtliche Einkommensarten herangezogen werden, kann allen Patientinnen und Patienten auch künftig bedarfsgerechte Leistungen garantieren", betonte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler im Vorfeld des am Dienstag beginnenden Deutschen Ärztetags. Die bisherigen Vorschläge der Bundesärztekammer zu einer Finanzierungsreform seien enttäuschend und kaum mehr als ein Griff in die politische Mottenkiste.

Auf dem 116. Deutschen Ärztetag in Hannover wollen die Vertreterinnen und Vertreter der Berufsgruppe von Dienstag an unter anderem über eine Finanzierungsreform der Gesundheitsversorgung diskutieren.

Bühler kritisierte die "soziale Kälte" an den bislang von der Ärztekammer veröffentlichten Reformvorschlägen. So sei eine Kopfpauschale in ihrer Wirkung fragwürdig, da sie mit ihrer Umverteilungswirkung von unten nach oben neue Ungerechtigkeiten erzeuge. Auch der von der Ärztekammer geplante Sozialausgleich schaffe keine Abhilfe, sondern nur neue Abhängigkeiten. "Die im Reformvorschlag geforderten spürbaren finanziellen Eigenbeteiligungen führen dazu, dass Menschen mit geringem Einkommen dringende Behandlungen aufschieben und so gesundheitliche Nachteile erleiden", erklärte Bühler. Letztlich basierten die Vorschläge der Ärztekammer auf Annahmen, die einer Überprüfung nicht standhielten.

Dagegen habe sich gerade das Umlagesystem der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in der Finanzkrise als vorteilhaft erwiesen. "Deshalb wirbt ver.di für die Weiterentwicklung des bestehenden Systems zu einer solidarischen Bürgerversicherung", sagte Bühler. Die Menschen seien zu einer gemeinschaftlichen Finanzierung bereit, wenn sie sich darauf verlassen könnten, im Notfall und bei Krankheit bestmögliche Hilfe zu erhalten.

Die ver.di-Bundesfachkommission Ärztinnen und Ärzte übt sowohl deutliche Kritik am Inhalt des vorgelegten Entwurfs als auch an der Vorgehensweise des Vorstands der Bundesärztekammer: Eine hochkontroverse Stellungnahme kurz vor den Diskussionen und Beschlussfassungen des Deutschen Ärztetages als Position der deutschen Ärzteschaft auszugeben, sei undemokratisch und eine Respektlosigkeit gegenüber dem Deutschen Ärztetag und seinen Delegierten.

Die Stellungnahme der Fachkommission Ärztinnen und Ärzte zum Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer an den 116. Deutschen Ärztetag "Anforderungen zur Weiterentwicklung des dualen Krankenversicherungssystems in Deutschland" ist abrufbar unter:
http://gesundheit-soziales.verdi.de/berufe/arzt-aerztin

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Quelle:
Presseinformation vom 26.05.2013
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Jan Jurczyk - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2013