Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN


STUDIE/063: Private Kliniken (be)handeln wirtschaftlich und gut (idw)


RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - 13.06.2018

RWI: Private Kliniken (be)handeln wirtschaftlich und gut


Deutsche Krankenhäuser in privater Trägerschaft sind im Durchschnitt deutlich ertragskräftiger als freigemeinnützige oder öffentlich-rechtliche Krankenhäuser. Sie nehmen weniger öffentliche Fördermittel in Anspruch und zahlen mehr Steuern als Krankenhäuser in anderer Trägerschaft. In ihrer Ausstattung und der Zufriedenheit der Patienten liegen sie gleichauf mit Kliniken anderer Träger. Sie haben die höchste Arbeitsproduktivität unter allen Trägern, die Zahl der zu betreuenden Patienten je Vollkraft ist jedoch kaum höher. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI und der Hochschule Fresenius, die zahlreiche Krankenhaus-Kennziffern aus den Jahren 1996 bis 2016 ausgewertet hat.

Deutsche Krankenhäuser in privater Trägerschaft sind im Durchschnitt deutlich ertragskräftiger als freigemeinnützige oder öffentlich-rechtliche Krankenhäuser. Sie nehmen weniger öffentliche Fördermittel in Anspruch und zahlen mehr Steuern als Krankenhäuser in anderer Trägerschaft. In ihrer Ausstattung und der Zufriedenheit der Patienten liegen sie gleichauf mit Kliniken anderer Träger. Sie haben die höchste Arbeitsproduktivität unter allen Trägern, die Zahl der zu betreuenden Patienten je Vollkraft ist jedoch kaum höher. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI und der Hochschule Fresenius, die zahlreiche Krankenhaus-Kennziffern aus den Jahren 1996 bis 2016 ausgewertet hat.

Private Krankenhäuser in Deutschland sind deutlich ertragskräftiger als Kliniken in freigemeinnütziger oder kommunaler Trägerschaft. Im Jahr 2016 waren 94 Prozent der Privaten investitionsfähig und können damit ihre Unternehmenssubstanz nachhaltig erhalten. Bei den kommunalen Kliniken traf das nur auf 66 Prozent, bei den freigemeinnützigen auf 79 Prozent zu. Zudem nehmen die privaten Kliniken deutlich weniger öffentliche Fördermittel in Anspruch und zahlten im Jahr 2016 mit rund 182 Millionen Euro deutlich mehr Gewinnsteuern als die anderen Träger. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Hochschule Fresenius. Sie basiert auf einem Projekt im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken e.V. (BDPK), Berlin.

Für die vom RWI in diesem Jahr nach 2009, 2012 und 2015 bereits zum vierten Mal herausgegebene Studie "Krankenhäuser in privater Trägerschaft" wurden zahlreiche Krankenhaus-Kennziffern aus den Jahren 1996 bis 2016 trägerspezifisch aufbereitet und ausgewertet. Der Fokus der Studie liegt auf den Versorgungskrankenhäusern, die nach diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) abrechnen. Datengrundlage sind die amtlichen Krankenhausdaten des Statistischen Bundesamts. Sie umfassten für das Jahr 2015 Daten von 1.463 Versorgungskrankenhäusern, darunter 405 in privater, 572 in freigemeinnütziger und 486 in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. Psychiatrische oder psychotherapeutische Krankenhäuser, reine Tages- und Nachtkliniken sowie Universitätskliniken wurden nicht in die Analysen mit einbezogen.

Gutes Abschneiden bei Sterblichkeit in privaten Kliniken

Nimmt man die Sterblichkeit als Maß der Behandlungsqualität, schneiden private Kliniken ebenfalls gut ab. Grundlage dieser Analyse ist eine große Zahl von Qualitätsindikatoren der Initiative Qualitätsmedizin (IQM). Hinsichtlich der Patientenzufriedenheit gibt es keine signifikanten trägerspezifischen Unterschiede. Sie liegt laut Befragungen der Techniker Krankenkasse für alle Träger ähnlich hoch.

Private und freigemeinnützige Träger setzen zwar weniger Pflegevollkräfte je erbrachter Leistungsmenge ein als kommunale Träger. Die ausgewerteten Daten belegen jedoch keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Trägern bezüglich der "Pflege am Bett". Auch die Ergebnisse zur Patientenzufriedenheit geben keine Hinweise auf Unterschiede. Zudem besteht kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der (standardisierten) Sterblichkeit und der Zahl der eingesetzten Pflegekräfte.

Da private Kliniken Leistungen wie Catering, Reinigung und Labor häufiger auslagern ("Outsourcing"), verteilt sich bei ihnen das gesamte Leistungsvolumen auf weniger internes Personal. Unter anderem dadurch haben sie die höchste Arbeitsproduktivität unter allen Trägern. Die Zahl der zu betreuenden Patienten je Vollkraft ist bei privaten Krankenhäusern kaum höher als bei den anderen Trägern.

Marktanteil privater Kliniken ist in vergangenen zehn Jahren gestiegen

Insgesamt haben private Krankenhäuser in den Jahren 2006 bis 2015 ihren Marktanteil erhöht. Bezogen auf die Anzahl der Versorgungskrankenhäuser stieg er um 6,7 Prozentpunkte, bezogen auf die Zahl der Betten um 4,7 Prozentpunkte und bezogen auf die Zahl der Fälle um 4,1 Prozentpunkte. Die Privaten beteiligen sich zudem überdurchschnittlich häufig an der intensivmedizinischen Versorgung. Die Anzahl ländlicher Krankenhäuser ist bei privaten Trägern gestiegen, während sie bei anderen Trägerschaften rückläufig ist. Im Jahr 2015 befanden sich 38 Prozent der privaten Krankenhäuser im ländlichen Raum. Bei den kommunalen waren es 40 Prozent und bei den freigemeinnützigen 19 Prozent ihrer Krankenhäuser.

Private Kliniken nehmen zwar weniger häufig an der Notfallversorgung teil als andere Trägerschaften. Dieser Befund wird jedoch von den Spezialversorgern bestimmt, die häufiger in privater Trägerschaft betrieben werden. Bei den Grundversorgern zeigen sich hinsichtlich der Beteiligung an der Notfallversorgung keine signifikanten Unterschiede zwischen den Trägerschaften. Auch bezüglich der vorgehaltenen medizinisch-technischen Infrastruktur gemessen an der Zahl der medizinischen Großgeräte sind kaum trägerspezifische Unterschiede festzustellen.

Nötig sind weniger Regulierung und mehr Innovationsoffenheit

Eine große, wenn nicht sogar die größte Herausforderung wird es für Krankenhausträger sein, weiter qualifiziertes Personal zu gewinnen. Hierzu braucht es im Gesundheitswesen attraktiv gestaltete Arbeitsplätze und eine größere Innovationsoffenheit gegenüber Digitalisierung, Robotik und künstlicher Intelligenz sowie ein modernes Zuwanderungsgesetz. Eine Ausweitung von Regulierung halten die Autoren hingegen für nicht zielführend. Denn "Regulierungen wie beispielsweise Personaluntergrenzen in der Pflege, wie sie der Koalitionsvertrag vorsieht, bremsen arbeitssparende Innovationen aus, die wir in den kommenden Jahren dringend benötigen, um Rationierung von Leistungen für Patienten wegen wachsender Knappheit an Fachkräften zu vermeiden", so Prof. Dr. Boris Augurzky, Leiter des RWI-Kompetenzbereichs "Gesundheit".

Dieser Pressemitteilung liegt die Studie "Krankenhäuser in privater Trägerschaft 2018" zugrunde. Sie ist als Heft 122 in der Reihe "RWI Materialien" erschienen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-materialien/rwi-materialien_122.pdf
(Kostenloser Download der RWI Materialien 122)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution145

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - 13.06.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang