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KASSEN/677: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 28.10.2009 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 28. Oktober 2009


→  Köhler und Munte sehen Wettbewerb um beste Patientenversorgung in Gefahr
→  Mehr als die Hälfte der Praxen in Nordrhein mit eGK-Lesegeräten ausgestattet
→  KV Bayerns und Gmünder Ersatzkasse schließen Pflegeheimvertrag
→  Honorar für Impfung gegen die Neue Grippe: KV Berlin weist auf Beratungsaufwand hin
→  Reaktionen zum Koalitionsvertrag
→  Bundesärztekammer fordert neue Versorgungskultur für alte Menschen
→  Gesundheit der Bevölkerung in Ost und West 20 Jahre nach Mauerfall nahezu angeglichen
→  BKK-Landesverbände Niedersachsen-Bremen und Ost fusionieren
→  Versandapotheken beklagen Kriminalisierung durch ihre Standesvertretung
→  Winn bleibt Vorsitzender des Hartmannbundes
→  Register über Gelenkersatz soll Patientenversorgung verbessern
→  EU-Kommission verstärkt Engagement im Kampf gegen HIV/Aids
→  Film- und Fernsehpreis 2009 des Hartmannbundes geht an Tatort

Raute

___Aus KBV und KVen___

Köhler und Munte sehen Wettbewerb um beste Patientenversorgung in Gefahr

"Licht und Schatten liegen bei der Koalitionsvereinbarung eng beieinander. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sie mit Leben erfüllt wird." Das hat Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), zum Koalitionsvertrag von Union und FDP erklärt. Positiv wertete der KBV-Chef die Betonung der Freiberuflichkeit der ärztlichen Tätigkeit als tragendes Prinzip der Gesundheitsversorgung. Kritisch hingegen sah er die Pläne der Koalition, den Paragrafen 73b zunächst in der bestehenden Form zu erhalten. "Damit hat die Koalition die Chance für einen echten Wettbewerb um die beste hausärztliche Versorgung vorerst vertan", sagte Köhler. Diesen Punkt kritisierte auch Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns: "Diese Kampfansage an das KV-System als Garant einer flächendeckenden Versorgung ist für mich völlig unverständlich. Denn gerade in Bayern ist es die KV, die die ambulante Versorgung auf qualitativ hohem Niveau gewährleistet. Jetzt will die neue Regierung offensichtlich das Wohl der Patienten in die Hände privatwirtschaftlicher Managementgesellschaften legen."

(Pressemitteilung der KBV, 26. Oktober, Pressemitteilung der KV Bayerns, 24. Oktober)


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Mehr als die Hälfte der Praxen in Nordrhein mit eGK-Lesegeräten ausgestattet

Im sogenannten Basis-Rollout der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) haben über 7.500 Praxen, das ist mehr als die Hälfte der Praxen in Nordrhein, ein für die Verwendung benötigtes Lesegerät erworben. Seit März dieses Jahres erstatten die Krankenkassen hierfür die Kosten. Die Finanzierungsvereinbarung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein und den Kassen endet am 31. Oktober 2009. Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP sieht für die eGK eine "Bestandsaufnahme" vor, bevor die Bundesregierung letztlich entscheiden wird, ob eine Weiterarbeit sinnvoll ist. Der Bundesverband Bitkom warnt indessen vor weiteren Verzögerungen bei der Einführung der eGK. Deutschland werde sonst den internationalen Anschluss verlieren. Zudem sagte Bitkom-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer: "Für die Versicherten ist die eGK ein echter Gewinn. Bei einer Verzögerung bleiben die Patienten auf der Strecke." Der Hartmannbund begrüßte die Pläne der neuen Bundesregierung zur geplanten Bestandsaufnahme der eGK. "Was Ulla Schmidt überambitioniert gestartet hat, stellen die nunmehr amtierenden Regierungsparteien zu Recht auf den Prüfstand", sagte der Telematikexperte des Hartmannbundes, Dr. Thomas Lipp.

(Pressemitteilung der KV Nordrhein, 26. Oktober, Pressemitteilung der Bitkom, 22. Oktober, Pressemitteilung des Hartmannbundes, 28. Oktober)


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KV Bayerns und Gmünder Ersatzkasse schließen Pflegeheimvertrag

In Bayern verbessert sich künftig die ambulante Versorgung von Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bayerns und die Gmünder Ersatzkassen (GEK) haben hierzu einen Pflegeheimvertrag rückwirkend zum 1. Oktober geschlossen. Das Konzept sieht vor, dass Gruppen von Haus- und Fachärzten miteinander kooperieren. Ein regelmäßiger hausärztlicher Visitendienst und ein Bereitschaftsdienst stellen sicher, dass die Heimbewohner stets gut versorgt sind. Spezielle Fortbildungen zur Behandlung geriatrischer Patienten qualifizieren die teilnehmenden Hausärzte zusätzlich.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 26. Oktober)


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Honorar für Impfung gegen die Neue Grippe: KV Berlin weist auf Beratungsaufwand hin

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat in der Diskussion um die Honorierung der Impfungen gegen die Neue Influenza (sogenannte Schweinegrippe) auf den hohen Aufwand der impfenden Ärzte hingewiesen. Dr. Angelika Prehn, Vorstandsvorsitzende der KV Berlin und selbst Hausärztin, sagte: "Eine Impfung dauert inklusive Aufklärung rund zehn Minuten. Darüber hinaus muss der Impfstoff täglich neu angemischt werden. Das heißt, Praxen müssen gegebenenfalls extra Impftage einrichten und dafür zusätzliches Personal ordern. Ein Impfhonorar von 5,50 Euro für eine solche Impfung liegt aber unterhalb der Vergütung beispielsweise für die saisonale Grippe-Impfung und kann diesen hohen Beratungsaufwand gar nicht decken. So wird beispielsweise in Hessen die Impfung mit 6,50 Euro vergütet. Unter anderem aus diesem Grund hatte die KV Berlin eine Impfvereinbarung mit dem Senat vor zwei Wochen abgelehnt."

(Pressemitteilung der KV Berlin, 22. Oktober)

Raute

___Aus den Verbänden___

Reaktionen zum Koalitionsvertrag

Bei den Verbänden im Gesundheitswesen ist der Koalitionsvertrag auf unterschiedliche Reaktionen gestoßen. "Für die zahnmedizinische Versorgung sind die Weichen richtig gestellt", sagte der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Jürgen Fedderwitz. Die Koalitionspartner, so Fedderwitz, hätten anerkannt, dass man für die zukünftige Entwicklung der Zahnarzthonorare generell eine neue Basis brauche. "Das haben wir seit Jahren angemahnt. Unsere Forderung nach einer Abschaffung der Budgets ist damit aufgenommen worden - ebenso die nach einer längst überfälligen Anhebung der zahnärztlichen Vergütung im Osten an das West-Niveau", so der KZBV-Chef. Den Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) freut es vor allem, dass mit Dr. Philipp Rösler (FDP) ein Arzt Bundesgesundheitsminister wird. "Damit haben wir die Chance auf einen wirklichen Wechsel in der Gesundheitspolitik", betonte BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesiack. "Mit mehr Wahlfreiheit für die Versicherten, sachgerechteren Vergütungsstrukturen und einem verbesserten Vertrauensverhältnis zwischen Ministerium, Ärzten und Bevölkerung, kann das System jetzt sinnvoll weiterentwickelt werden", so Wesiack. Zweifel äußerte hingegen der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn: "Die zaghaften Ansätze zur Kostenerstattung, die lediglich in der gegenwärtigen Form gestärkt werden soll, und das Ignorieren der Notwendigkeit, konsequent die Beiträge von den Löhnen zu entkoppeln - das alles spricht momentan eher für ein Weiterpuzzeln am bestehenden System."

(Pressemitteilung der KZBV, 26. Oktober Pressemitteilung des BDI, 26. Oktober, Pressemitteilung des Hartmannbundes, 23. Oktober)


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Bundesärztekammer fordert neue Versorgungskultur für alte Menschen

"Um psychische Störungen von alten Menschen frühzeitig diagnostizieren und erfolgreich therapieren zu können, müssen Ärzte, Pflegekräfte und Sozialarbeiter engmaschig zusammenarbeiten. Wir brauchen eine neue Versorgungskultur für alte Menschen." Das hat Dr. Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK), bei einer Tagung der BÄK in Berlin gesagt. Unter dem Titel "Die Versorgung psychisch kranker alter Menschen: Ergebnisse und Forderungen an die Versorgungsforschung" diskutierten Experten Versorgungsprobleme, Präventionsmaßnahmen und neue Behandlungskonzepte für Senioren. Goesmann plädierte unter anderem für eine engere Verzahnung ambulanter und stationärer Angebote.

(Pressemitteilung der BÄK, 23. Oktober)


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Gesundheit der Bevölkerung in Ost und West 20 Jahre nach Mauerfall nahezu angeglichen

Nach 20 Jahren gemeinsamer Entwicklung haben sich die Unterschiede in der Gesundheit zwischen neuen und alten Bundesländern in den meisten Bereichen deutlich verringert oder sogar angeglichen. Das ist die Bilanz eines Berichtes des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Gesundheitsgeschichte der Bundesrepublik. "Diese Ergebnisse zeigen, dass wir nach der Wiedervereinigung einen guten Weg eingeschlagen haben. Sie stimmen mich für die weitere Entwicklung der Gesundheit der Bevölkerung sehr optimistisch", sagte die scheidende Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gab es zwischen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik Unterschiede in fast allen Bereichen der Gesundheit. Diese betrafen etwa die häufigsten chronischen Krankheiten, Gesundheitsrisiken, das Impfverhalten und die Qualität der gesundheitlichen Versorgung. Die Angleichung erfolgte laut Bericht auf einem besseren als dem Ausgangsniveau. Heutige Unterschiede seien regional und hätten zumeist soziale Gründe.

(Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit und des RKI, 26. Oktober)


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BKK-Landesverbände Niedersachsen-Bremen und Ost fusionieren

Zum bundesweit größten Landesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) schließen sich zum 1. Januar 2010 der BKK-Landesverband Niedersachsen-Bremen und der BKK-Landesverband Ost zusammen. Der künftige BKK-Landesverband Mitte betreut dann 3,2 Millionen Versicherte in den sieben Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen und Bremen. Insgesamt werden dem neuen Verband bald 20 Betriebskrankenkassen angehören. Weitere Mitarbeiter werden nicht entlassen, da sich beide Verbände frühzeitig durch Personalanpassungen auf die neue Situation eingestellt haben. Durch den Zusammenschluss erhoffen sich die Krankenkassen, die Versicherten besser versorgen zu können sowie ihre Effizienz deutlich zu steigern. Vorstandsvorsitzender des BKK-Landesverbandes Mitte wird Hans-Hermann Runge, der bisherige Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Niedersachsen-Bremen.

(Pressemitteilung des BKK-Landesverbandes Niedersachsen-Bremen, 22. Oktober)


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Versandapotheken beklagen Kriminalisierung durch ihre Standesvertretung

Die Versandapotheken fühlen sich schlecht vertreten und wollen ihre Zwangsmitgliedschaft bei den Apothekerkammern überprüfen. In einem offenen Brief appellierte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA), Christian Buse, an die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), die Versandapotheken nicht weiter zu diffamieren und zu kriminalisieren und pauschal in Verbindung mit Arzneimittelmissbrauch, Betrug am Kunden und Fälschungen zu bringen. Stattdessen solle sich die ABDA an ihren gesetzlichen Auftrag erinnern und die Belange aller deutschen Apotheker wahrnehmen. Die Versandapotheken forderten, dass die ABDA sie als Element der Arzneimittelversorgung anerkennt.

(Pressemitteilung des BVDVA, 21. Oktober)


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Winn bleibt Vorsitzender des Hartmannbundes

Die Delegierten der Hauptversammlung des Hartmannbundes haben den Allgemeinmediziner Prof. Kuno Winn als ihren Bundesvorsitzenden in seinem Amt bestätigt. Winn setzte sich mit fünf Stimmen Vorsprung gegen Dr. Roland Quast durch. Dr. Klaus Reinhardt ist künftig der stellvertretende Bundesvorsitzende. Winn bezeichnete es in seiner Antrittsrede als herausragende Aufgabe seines Verbandes, weiterhin gegen die Spaltung der Ärzteschaft einzutreten. Die größte aktuelle Herausforderung sei die Chance eines Neuanfangs in der deutschen Gesundheitspolitik zu nutzen. Dabei will, so Winn, der Hartmannbund seinen Einfluss geltend machen und seine politische Vernetzung ausbauen.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 25. Oktober)


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Register über Gelenkersatz soll Patientenversorgung verbessern

Ein deutsches Register über Gelenkendoprothesen könnte helfen, die Versorgungsqualität betroffener Patienten zu verbessern. Ein Bericht vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) bescheinigt einem solchen Verzeichnis medizinisches und gesundheitsökonomisches Potenzial: Gelenkersatz könnte länger halten, die Lebensqualität von Patienten steigen, Kosten eingespart werden. Die Datensätze in solchen Registern bestehen aus Patienten- und Klinikangaben, Informationen zu Diagnose, durchgeführtem Eingriff, Operationsdatum und eingesetztem Implantat. Die Idee eines deutschen Endoprothesenregisters fände Zuspruch im Gemeinsamen Bundesausschuss. Allerdings seien vor der Einführung der Datenschutz und die dauerhafte Finanzierung zu klären, so das DIMDI Als organisatorische Herausforderung verstehen die Autoren des Berichts die Einbeziehung der Ärzte in die Datenerfassung.

(Pressemitteilung des DIMDI, 26. Oktober)

Raute

___Aus der Welt___

EU-Kommission verstärkt Engagement im Kampf gegen HIV/Aids

In den Jahren 2009 bis 2013 will die europäische Kommission in der EU und den Nachbarländern strategisch gegen HIV und Aids vorgehen. Die Schwerpunkte sollen dabei unter anderem auf der Prävention, auf Tests und Hochrisikogruppen liegen. Die Zahl der Menschen, die mit HIV/Aids leben, ist in der EU und den Nachbarländern von 1,2 Millionen im Jahr 2001 auf 2,2 Millionen im Jahr 2007 gestiegen. Ungefähr 730.000 von ihnen leben in der EU. Die Anzahl von HIV-Fällen und die Übertragungswege sind von Land zu Land verschieden. Die Strategie greift diese Unterschiede auf. Ziel ist, die Neuinfektionen mit HI-Viren bis 2013 zu verringern und den Zugang zu Prävention, Behandlung sowie Versorgung zu verbessern. Zudem soll die Lebensqualität der Menschen, die mit HIV/Aids leben, davon indirekt betroffen oder besonders gefährdet sind, in der EU und ihren Nachbarländern gesteigert werden.

(Pressemitteilung der EU-Kommission, 26. Oktober)

Raute

___Außerdem___

Film- und Fernsehpreis 2009 des Hartmannbundes geht an Tatort

Den Fernsehfilm "Der glückliche Tod" aus der Tatort-Reihe hat der Hartmannbund in diesem Jahr mit seinem Film- und Fernsehpreis ausgezeichnet. Im Zentrum der SWR-Produktion steht das Thema Sterbehilfe. In der Laudatio heißt es: "Sterbehilfe ist und bleibt ein schwieriges Thema. Der in ruhigen Bildern erzählte und eindrucksvoll musikalisch untermalte Film präsentiert das Tabuthema in angemessener Form." Der Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes wurde 1966 als ideeller Preis gestiftet und soll einen Ansporn setzen, der Wirklichkeit ärztlichen Handelns in Film und Fernsehen Rechnung zu tragen. Der Preis wurde am 23. Oktober 2009 zum 37. Mal verliehen.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 22. Oktober)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 28. Oktober 2009
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2009