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KASSEN/718: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 14.04.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 14. April 2010


→  Köhler: Kassenärztliche Vereinigungen tun alles dafür, um Ärztemangel zu stoppen
→  Ärztemangel-Debatte - KBV-Chef betont Unverzichtbarkeit von niedergelassenen Fachärzten
→  KV Bayerns und Signal IKK loben erstmals Bayerischen Gesundheitspreis aus
→  Studie: Sozial Schwächere nehmen Darmkrebs-Früherkennung weniger wahr
→  Ärztemangel: DGK fordert mehr sektorübergreifende Kooperationen
→  Widersprüchliche Studien zur Wirksamkeit von Mammografie-Screenings
→  EU-Bürger wissen wenig über Anwendung von Antibiotika

Raute

___Aus KBV und KVen___

Köhler: Kassenärztliche Vereinigungen tun alles dafür, um Ärztemangel zu stoppen

Als ein "an Verschwörungstheorien erinnerndes Pamphlet, das sachlich auch noch falsch ist", hat KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler einen kürzlich veröffentlichten Beitrag des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ("Lücken im System", Ausgabe 15/2010) kritisiert. Darin wurde den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) vorgeworfen, sie allein seien dafür verantwortlich, dass es in manchen Regionen Deutschlands nicht genügend Hausärzte gibt. Dem widersprach Köhler ausdrücklich. So würden die KVen alles dafür tun, um Mediziner zu einer Niederlassung in ländlichen Regionen zu bewegen. Als beispielhafte Maßnahmen nannte Köhler Umsatzgarantien und Investitionshilfen für Praxen, die Förderung der Allgemeinmedizin sowie das Engagement der KBV für das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz, welches seit 2007 Teilzeit-Arbeitsmöglichkeiten für Ärzte vorsieht. Allerdings bräuchten Ärzte und Psychotherapeuten auch stabile Rahmenbedingungen, betonte Köhler, und sagte: "Elf Gesundheitsreformen seit 1989 haben zu einer ausufernden Bürokratie und staatlichen Kontrollitis geführt. Hinzu kommt die drohende Haftung mit dem Privatvermögen im Falle von Regressen bei Arznei- oder Heilmitteln. Das ist den Medizinstudenten bekannt. Dieses Rad muss zurückgedreht werden." Für Köhler handelt es sich dabei um "eine gesellschaftliche Aufgabe". So seien auch Kommunen und Städte aufgefordert, Standortmarketing zu betreiben. Denn "die Praxis eines niedergelassenen Arztes oder Psychotherapeuten ist ein mittelständisches Unternehmen, das Standortfaktoren vergleicht", so der KBV-Chef.

Darüber hinaus hatte der "Spiegel" den Fachärzten vorgeworfen, ihre angebliche Dominanz in der Selbstverwaltung zu missbrauchen, um zulasten der Hausärzte höhere Honorare zu erwirtschaften. Dazu Köhler: "Das ist nachweislich Unsinn. In allen KVen sind beide Seiten in den Vorständen gleichberechtigt vertreten. Sie entscheiden zudem gemeinsam."

(KBV-Pressemitteilung, 12. April)


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Ärztemangel-Debatte - KBV-Chef betont Unverzichtbarkeit von niedergelassenen Fachärzten

Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV, hat das Konzept der Bedarfsplanung kritisiert, welches der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vorgelegt hat. Medienberichten zufolge fordert der GKV-Spitzenverband in dem Positionspapier, Fachärzten die Eröffnung eigener Praxen zu erschweren und die fachärztliche Versorgung stattdessen gebündelt in entsprechenden Zentren oder Krankenhäusern anzubieten. Köhler sagte: "Natürlich sind gerade in unterversorgten Gebieten Kooperationen mit Krankenhäusern denkbar und auch von uns gewünscht. Dies geht aber nur im Zusammenwirken von Krankenhäusern und niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie Psychotherapeuten. Kontraproduktiv und zerstörend ist es dagegen, die Niederlassung von Fachärzten erschweren zu wollen. Es bedarf weiterhin auch einer ambulanten fachärztlichen Versorgung." Köhler forderte den Spitzenverband zum Dialog auf, um einen gemeinsamen Weg für die Sicherung der ambulanten flächendeckenden, wohnortnahen Rund-um-die-Uhr-Versorgung zu erarbeiten.

(KBV-Pressemitteilung, 14. April)


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KV Bayerns und Signal IKK loben erstmals Bayerischen Gesundheitspreis aus

Innovativen und kreativen Projekten, die zu einer qualitativ hochwertigen ambulanten ärztlichen Versorgung in Bayern beitragen, winkt erstmals eine Auszeichnung mit dem Bayerischen Gesundheitspreis. Er ist eine Idee der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns und der Signal Iduna IKK, ist mit 12.000 Euro dotiert und wird im Herbst in den drei Kategorien "Versorgungslücke Land", "Vorsorgen statt Versorgen" und "Patient als Partner" verliehen. "Für die Entscheidung der Jury sind neben der Optimierung der ärztlichen Qualität insbesondere der Innovationsgrad, die Praxistauglichkeit, die gesellschaftliche Relevanz sowie die angemessene Relation von Aufwand und Nutzen des Projekts ausschlaggebend", erklärte Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der KV Bayerns. Bis zum 30. Juni können sich interessierte Ärzte und Psychotherapeuten der KV Bayerns bewerben.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 12. April)


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Studie - Sozial Schwächere nehmen Darmkrebs-Früherkennung weniger wahr

Im Nordosten Bayerns erkranken jedes Jahr mehr Menschen an Darmkrebs als in den anderen Regionen des Freistaates. Der Grund hierfür ist eine geringere Teilnahme der Menschen an entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen. Insbesondere sozial schwächere Menschen nehmen die Präventionsangebote zu selten wahr. So gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Darmkrebs und sozialen Indikatoren wie einem niedrigen Einkommen oder einer hohen Arbeitslosigkeit. Das hat eine Studie zur Darmkrebsprävention des Instituts für Krebsepidemiologie an der Universität Lübeck ergeben, die sie im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns durchgeführt hat. Deren Vorstandsvorsitzender, Dr. Axel Munte, forderte deshalb, die Prävention von Darmkrebs stärker zu fördern. "Die Menschen müssen bereits in der Erziehung und in der Ausbildung dafür sensibilisiert werden, wie Alkohol, ungesunde Ernährung oder zu wenig Bewegung das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen. Außerdem brauchen wir in Bayern ein Pilotprojekt für ein organisiertes Einladungswesen. Dabei würden alle Krankenversicherten, die an der Darmkrebsvorsorge teilnehmen können, eine personalisierte Einladung zu einer Präventionsmaßnahme erhalten", so Munte. Denn dass eine gezielte Ansprache der Menschen deren Teilnahme an der Früherkennung erhöhen kann, zeige das Beispiel der Brustkrebsfrüherkennung, so der KV-Chef.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 14. April)

Raute

___Aus den Verbänden___

Ärztemangel - DGK fordert mehr sektorübergreifende Kooperationen

In der Debatte um den Ärztemangel und die Bedarfsplanung hat der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, sich für stärkere Kooperationen zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten ausgesprochen: "Die Zeit ist reif, dass die kleinteilige Zuständigkeitsbegrenzung zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten und die starre Bedarfsplanung für die Praxen aufgebrochen wird. Die Krankenhäuser sind bereit, viel stärker als bisher mit den niedergelassenen Ärzten zusammenzuarbeiten." Unter anderem sei es hierfür notwendig, neue Wege zu finden, die Belegärzte besser in den Kliniken einzubinden. Baum mahnte darüber hinaus, die Bedarfsplanung für die niedergelassenen Ärzte am tatsächlichen Versorgungsbedarf der Bevölkerung auszurichten. Bei der Frage der Öffnung der Krankenhäuser für spezialärztliche ambulante Behandlungen forderte er schnellstmögliche Klarheit. "Mit deren Genehmigung würden die ambulanten Versorgungsmöglichkeiten vieler tausender Patienten auf höchstem Qualitätsniveau deutlich erweitert werden", erläuterte Baum.

(Pressemitteilung der DKG, 8. April)


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Widersprüchliche Studien zur Wirksamkeit von Mammografie-Screenings

Wie wirksam sind Mammografie-Screening-Programme tatsächlich? Auf diese Frage geben zwei kürzlich veröffentlichte Studien unterschiedliche Antworten. So bezweifeln dänische Wissenschaftler in ihrem Gutachten, dass die Sterberate von an Brustkrebs erkrankten Frauen, die an der Früherkennungsuntersuchung teilgenommen haben, stärker sinkt als jene von Frauen ohne ein Mammografie-Screening. Die Wissenschaftler aus Dänemark argumentieren, dass von 1997 bis 2006 die Brustkrebs-Sterberate in Regionen mit Mammografie-Screenings nicht niedriger gewesen sei als in Gegenden ohne Screenings. Im Gegensatz dazu betonen die Autoren einer anderen Studie den Nutzen von Mammografie-Screening-Programmen ausdrücklich.

"Die Ergebnisse sind ein wichtiger Baustein in der wissenschaftlichen Diskussion zu den Vor- und Nachteilen des Mammografie-Screenings, die wir in Deutschland sorgfältig auswerten werden", kommentierte Dr. Wolfgang Aubke, Vorsitzender des Beirates der Kooperationsgemeinschaft Mammografie, die Studien.

(Pressemitteilung der Kooperationsgemeinschaft Mammografie, 9. April, Ärzte Zeitung online, 10. April)

Raute

___Aus der Welt___

EU-Bürger wissen wenig über Anwendung von Antibiotika

Viele EU-Bürger sind nur unzureichend über die richtige Einnahme und die Wirkung von Antibiotika informiert. Das hat eine Eurobarometer-Umfrage ergeben. Danach haben europaweit in den letzten zwölf Monaten 40 Prozent der Befragten Antibiotika eingenommen. Eine übermäßige Einnahme von Antibiotika führt jedoch dazu, dass sich resistente Krankheitserreger bilden, gegen die Antibiotika nicht mehr helfen. Der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, John Dalli, sagte: "Der Missbrauch von Antibiotika untergräbt langfristig ihre Wirksamkeit. Deshalb müssen wir unsere Bürger für die mit falschem Antibiotikaeinsatz verbundenen Risiken sensibilisieren." Zudem gaben 23 Prozent der befragten Deutschen an, Antibiotika gegen Erkältungskrankheiten eingenommen zu haben. Diese werden jedoch von Viren verursacht, gegen die Antibiotika nicht helfen. Antibiotika wirken ausschließlich gegen Bakterien. Die Deutschen gehören mit nur 28 Prozent zu den Ländern mit der geringsten Einnahme. Besonders häufig werden Antibiotika in Südeuropa eingenommen. 95 Prozent der Befragten erhielten die Antibiotika von einem Arzt.

(Pressemitteilung der EU-Kommission, 9. April)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 14. April 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2010