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KASSEN/724: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 12.05.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 12. Mai 2010


→  Vertreterversammlung der KBV: Arztberuf muss wieder attraktiver werden
→  KBV, ÄZQ und Apotheker wollen die Versorgung Asthmakranker verbessern
→  Diskussionen auf dem zweiten Tag der Niedergelassenen
→  Versorgungsatlas ermöglicht Prognose über die ambulante Versorgung von morgen
→  Hessen: Arzneimittelrichtgrößenwert steigt um 5,45 Prozent
→  KVen engagiert gegen den Ärztemangel
→  NRW kämpft gegen Masern-Infektionen
→  Aufklärungsflyer - Wunsch-Beschneidung ist keine Kassenleistung
→  Deutscher Ärztetag - Hoppe appelliert für einen Sozialpakt aus der Mitte der Gesellschaft
→  Auch Psychotherapeuten wollen MVZ gründen dürfen
→  DKG: Potenzial der Kliniken stärker für die ambulante Versorgung nutzen
→  Krankenkassenverbände fordern verbesserte Bedarfsplanung
→  Marburger Bund kündigt Ärztestreik an
→  Hartmannbund wirbt für Kostenerstattungsprinzip und scheitert
→  Psychotherapeutentag mahnt Politik zur Neuordnung der Psychotherapie-Ausbildung
→  BPtK veröffentlicht Checkliste für Psychiatrie und Psychosomatik
→  WHO lobt IQWiG für seine Patienteninformationen
→  Pfleger sind die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen

Raute

___Aus KBV und KVen___

Vertreterversammlung der KBV - Arztberuf muss wieder attraktiver werden

"Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche, offene und ehrliche Diskussion darüber, was die solidarisch finanzierte Krankenversicherung in Zukunft noch leisten kann und soll. Dazu gehört auch, über Priorisierung im Sinne einer Vermeidung von Rationierung zu sprechen." Das hat der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, auf der Vertreterversammlung seiner Organisation in Dresden gefordert. Der Ausgabendruck auf die niedergelassenen Ärzte seitens der Krankenkassen sei teilweise so hoch, dass er zu einer impliziten Rationierung führe, so Köhler weiter. Dies sei einer der Gründe für die zunehmende Unzufriedenheit unter den Ärzten und die nachlassende Bereitschaft junger Mediziner, sich überhaupt noch niederzulassen, so Köhler. Er würdigte jedoch die Signale, die die Politik in diesem Zusammenhang aussende. Die Diskussion zeige, dass es der Bundesregierung mit der nachhaltigen Bekämpfung des Ärztemangels ernst sei. Maßnahmen wie eine Landarztquote, mehr Medizinstudienplätze oder veränderte Zulassungskriterien reichten jedoch nicht aus. Besonders wichtig seinen bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte: "Das heißt vor allem: Abbau von Bürokratie. Es geht darum, knappe ärztliche Zeit nicht an eine aufgeblähte Bürokratie zu verschwenden, sondern Patienten zu behandeln!", unterstrich Köhler.

Auch KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller ging in seiner Rede auf den Ärztemangel ein. "Unzufriedene Ärzte, Ärztemangel, steigender Behandlungsbedarf trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen, noch unzufriedenere Ärzte, noch mehr Ärztemangel: Ein Teufelskreis zeichnet sich ab in der ambulanten ärztlichen Versorgung - und nicht nur da -, wenn es uns nicht mit vereinten Kräften gelingt, ihn zu durchbrechen", so Müller. Dazu sei ein ganzes Maßnahmenbündel notwendig, besonders, um den Arztberuf wieder attraktiver zu machen und Ärzte vor allem für die ambulante Grundversorgung zu gewinnen. Aufgrund des steigenden Bedarfs seien auch verstärkt Kooperationen zwischen Vertragsärzten und Pflegeberufen nötig. Die KBV führe hierzu bereits Kooperationsgespräche mit den Pflegeverbänden, so Müller. Positiv äußerte er sich über die Pläne des Bundesministeriums für Gesundheit in der Arzneimittelpolitik. Dazu gehörten die kurzfristige Nutzenbewertung für Arzneimittel und die Rabattverpflichtung für innovative Präparate ohne Zusatznutzen. Ziel der KBV sei nach wie vor, die Regresse für Ärzte endgültig abzuschaffen und das Kostenmanagement vollständig auf Krankenkassen und Pharmahersteller zu übertragen.

(Pressemitteilungen der KBV, 10. und 11. Mai)


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KBV, ÄZQ und Apotheker wollen die Versorgung Asthmakranker verbessern

Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) und die KBV haben eine Wartezimmerinformation zum Thema Asthma veröffentlicht. Niedergelassene Ärzte können diese aus dem Internet herunterladen und ausdrucken um sie bei Bedarf ihren Patienten auszuhändigen. "Ziel ist es, durch diese verlässlichen Informationen den Therapieprozess und das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient zu unterstützen", sagte der Leiter des ÄZQ, Prof. Günter Ollenschläger. Verweise auf weitere Informationsangebote der Ärzteschaft und die ausführlichen PatientenLeitlinien ergänzen das Angebot.

Auch die Apotheker möchten die Betreuung von Asthma-Patienten verbessern und haben aus diesem Grund gemeinsam mit Ärzten die Inhalte die Zertifkatsfortbildung "Pharmazeutische Betreuung von Asthma-Patienten" vereinheitlicht. Seit Ende 2009 sind die Apotheker in die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Asthma eingebunden, die Inhalte der Zertifikatsfortbildung werden jetzt daran angepasst.

(Pressemitteilung der KBV, 6. Mai, Pressemitteilung der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände, 10. Mai)


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Diskussionen auf dem zweiten Tag der Niedergelassenen

"Die Nachfrage nach medizinischen Leistungen steigt stetig. Der Zugang wird jedoch nicht gesteuert, die finanziellen Mittel steigen nicht. Diesen Grundkonflikt haben wir seit Jahren und kein Gesetz hat ihn bislang gelöst. Ich kenne keine Institution außer dem System der Kassenärztlichen Vereinigungen, die es geschafft hat, 20 Jahre lang zu wenig Geld gerecht zu verteilen." Dieses Dilemma hat Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV, auf dem Tag der Niedergelassenen in Berlin skizziert. Dort diskutierte er mit Dr. Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Daniel Rühmkorf, Staatssekretär im Brandenburgischen Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, sowie der niedergelassenen Neurologin Dr. Annette Mainz-Perchalla. Die Diskutanten waren sich darin einig, dass es neuer Instrumente bedürfe, die Kosten zu steuern. Arzneimittelregresse für Ärzte seien dafür nicht geeignet, spätestens seit Krankenkassen Rabattverträge für Arzneimittel abschließen, die verhindern, dass die Ärzte die genauen Kosten kennen. Die KBV hat den Tag der Niedergelassenen am 7. Mai zum zweiten Mal im Rahmen des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit in Berlin veranstaltet.

(Pressemitteilung der KBV, 7. Mai)


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Versorgungsatlas ermöglicht Prognose über die ambulante Versorgung von morgen

Einen sogenannten Versorgungsatlas haben die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz und die Universität Trier entwickelt. Dieser ermöglicht eine Bestandsaufnahme von Angebot und Nachfrage der ambulanten ärztlichen Versorgung. Darauf basierend lässt sich die zukünftige Versorgungssituation prognostizieren. "Die Analysen zeigen deutlich, dass es in Rheinland-Pfalz ab dem Jahr 2019 erhebliche Sicherstellungsprobleme vor allem auf dem Land geben wird, wenn wir jetzt nicht gegensteuern", lautete das Fazit von Dr. Michael Siegert, verantwortliches Vorstandsmitglied der KV Rheinland-Pfalz. Konkret heißt dies, dass 26 Prozent der heutigen Hausärzte dann altersbedingt nicht mehr praktizieren werden. Um dem Ärztemangel-Problem zu begegnen, regte Siegert an, in den betroffenen Gebieten regionale Verbünde zu schaffen.

Der Versorgungsatlas basiert auf Daten der KV Rheinland-Pfalz, des statistischen Landesamtes sowie den Ergebnissen aus Befragungen von Medizinstudenten und der Bevölkerung.

(Pressemitteilung der KV Rheinland-Pfalz, 12. Mai)


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Hessen: Arzneimittelrichtgrößenwert steigt um 5,45 Prozent

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen und die Krankenkassenverbände haben die Verhandlungen zu den Arznei- und Heilmittelvereinbarungen des Bundeslandes abgeschlossen. Die Parteien einigten sich bei den Arzneimitteln auf ein Gesamtverordnungsvolumen von 1,91 Milliarden Euro für das laufende Jahr. Somit wurde der Betrag, der allen niedergelassenen hessischen Ärzten zusammen für die Verordnung von Arzneimitteln zur Verfügung steht, um 102 Millionen Euro angehoben. Der Arzneimittel-Richtgrößenwert für die einzelne Praxis steigt ebenfalls um 5,45 Prozent.

(Pressemitteilung der KV Hessen, 28. April)


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KVen engagiert gegen den Ärztemangel

Damit sich in unterversorgten, vor allem ländlichen Regionen Ärzte niederlassen, engagieren sich die Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) mit einer Reihe von Maßnahmen. Jüngst hat zum Beispiel die KV Sachsen mit der AOK Plus, dem Verband der Ersatzkassen e. V., dem BKK Landesverband Mitte, der IKK classic und der Knappschaft ein Förderprogramm für das Jahr 2010 beschlossen. Bei der Übernahme oder Neuansiedlung einer Praxis oder bei Eröffnung einer Zweigpraxis in bestimmten Gebieten erhalten die Ärzte dort Investitionszuschüsse bis zu 100.000 Euro je Praxis.

Ein ähnliches Programm rief Ende April die KV Thüringen mit der AOK Plus ins Leben. Dort erhalten niederlassungswillige Ärzte 100.000 Euro durch eine von der KV Thüringen und dem Landesministerium für Soziales, Familie und Gesundheit gegründete Stiftung zur Förderung ambulanter ärztlicher Versorgung in Thüringen. Die Thüringer AOK Plus unterstützt die Einrichtung finanziell. Die Stiftung leitet die KV-Vorstandsvorsitzende Regina Feldmann. Die Institution vergibt zudem Stipendien an junge Ärzte, damit diese sich in der Allgemeinmedizin weiterbilden können.

Seit dem Jahr 2006 betreibt die KV Brandenburg zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Krankenkassen im Land Brandenburg eine regionale Förderung. Dort erhalten Ärzte auch künftig einen Investitionskostenzuschuss, wenn sie sich in unterversorgten Gebieten niederlassen. Die Vereinbarung wurde Ende April verlängert. Die KV Sachsen-Anhalt gab bekannt, dass der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg nach Ende der fünfjährigen Laufzeit am 1. April auf unbefristete Dauer eingerichtet wurde. Er soll das Ausbildungsfach Allgemeinmedizin etablieren und das Interesse der Studenten für eine Niederlassung wecken.

(Pressemitteilung der KV Sachsen, 6. Mai, Pressemitteilung der KV Sachsen-Anhalt, 29. April, Pressemitteilung der KV Brandenburg, 30. April, Pressemitteilung der KV Thüringen, 26. April)


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NRW kämpft gegen Masern-Infektionen

In Nordrhein-Westfalen droht eine Welle von Masern-Infektionen. Alle Ärzte sind deshalb aufgefordert, impfbereite Kinder möglichst zeitnah gegen Masern zu impfen. Darauf hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein hingewiesen. Sie bezieht sich dabei auf das nordrhein-westfälische Landesinstitut Gesundheit und Arbeit. Demnach seien seit Jahresbeginn mindestens 103 Masern-Erkrankungen registriert, von denen 15 stationär behandelt werden mussten. Der regionale Schwerpunkt liegt derzeit in Essen und den benachbarten Kreisen. Wie die KV weiter mitteilt, soll alles unternommen werden, um ein vergleichbares Infektionsgeschehen wie 2006 und 2007 mit mehreren schwerstverlaufenden Krankheiten und Todesfällen zu vermeiden.

(Pressemitteilung der KV Nordrhein, 6. Mai)


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Aufklärungsflyer - Wunsch-Beschneidung ist keine Kassenleistung

In Deutschland ist eine kulturell oder religiös motivierte Beschneidung, die sogenannte Zirkumzision, auf Kosten der Krankenkassen verboten. Darauf hinweisen soll ein mehrsprachiger Flyer, der in Bremer Arztpraxen ausgelegt werden soll. Mit dieser Aktion reagieren die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bremen und die Bremer Landesverbände der Kinder- und Jugendärzte, der Urologen und Kinderchirurgen darauf, dass immer mehr Eltern die Ärzte auffordern, aus kulturellen Gründen eine Beschneidung ihrer Söhne vorzunehmen oder eine Überweisung zu einem Operateur auszustellen - auf Kassenkosten. "Es geht nicht darum, Eltern für den Wunsch nach einer Beschneidung ihres kleinen Sohnes zu kritisieren. Wir müssen allerdings darauf hinweisen, dass eine Zirkumzision auf Kassenkosten nicht ins Belieben der Ärzte gestellt ist. Ganz im Gegenteil: Ohne medizinische Indikation begeht der Operateur eine Straftat", sagte dazu Günter Scherer, stellvertretender Vorsitzender der KV Bremen. Eltern, die eine Beschneidung auf eigene Kosten wünschen, empfiehlt er eine intensive Beratung und eine Operation nur durch einen spezialisierten Arzt.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 5. Mai)

Raute

___Aus den Verbänden___

Deutscher Ärztetag - Hoppe appelliert für einen Sozialpakt aus der Mitte der Gesellschaft

"Es muss wieder um den Menschen und nicht um Macht, es muss wieder um den Patienten und nicht nur um Politik gehen." Das hat Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, zur Eröffnung des 113. Deutschen Ärztetages in Dresden gefordert. Er lobte deshalb die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung angekündigte Dialogkultur. "Wir können unsere Zukunft nur menschenwürdig gestalten, wenn wir uns rückbesinnen auf den Menschen als soziales Wesen. Wir brauchen endlich ein neues Signal aus der Mitte der Gesellschaft, wir brauchen einen Sozialpakt für die Zukunft", appellierte Hoppe.

Zudem sieht er in der Gesundheitsversorgung kein weiteres Einsparpotenzial. "Dass es zu Rationierung in der medizinischen Versorgung kommt, ist mittlerweile wohl unbestritten. Im derzeitigen System sehe ich nur einen Weg aus der Rationierung, nämlich die Diskussion um die Priorisierung", sagte der Ärztepräsident. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vor dem Deutschen Ärztetag machte Hoppe deutlich, dass nicht mehr Geld für die Ärzte wichtig sei, sondern eine ausreichende Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung. In der Pflege werde immer häufiger unterqualifiziertes Personal eingesetzt.

(Pressemitteilung der BÄK, 11. Mai)


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Auch Psychotherapeuten wollen MVZ gründen dürfen

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) will, dass auch Psychotherapeuten Medizinische Versorgungszentren (MVZ) leiten dürfen. Vor allem, wenn die Einrichtungen überwiegend der Versorgung psychisch kranker Menschen dienen. Mit dieser Forderung warnte BPtK-Präsident Prof. Rainer Richter auf dem 16. Deutschen Psychotherapeutentag am 8. Mai in Berlin davor, in der Gesundheitspolitik einer einseitig ärztlichen Standespolitik zu folgen. Vielmehr seien MVZ, in denen Ärzte und Psychotherapeuten zusammenarbeiten, unverzichtbar. Nur so könnten multiprofessionell abgestimmte Behandlungen angeboten werden, so Richter.

(Pressemitteilung der BPtK, 10. Mai)


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DKG: Potenzial der Kliniken stärker für die ambulante Versorgung nutzen

In der Diskussion um die geplante Reform der ambulanten Versorgung hat sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) zu Wort gemeldet. Ihr Hauptgeschäftsführer, Georg Baum, plädierte dafür, die ambulanten Leistungen, die Krankenhäuser erbringen dürfen, auszuweiten. Damit steht die DKG im Widerspruch zur KBV, die sich für eine Ausweitung des ambulanten Operierens durch niedergelassene Vertragsärzte einsetzt. Des Weiteren sprach sich Baum dafür aus, dass Kliniken künftig zu gleichen Konditionen an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen dürfen. Die bisher von den Kassenärztlichen Vereinigungen erteilten Ermächtigungen zur ambulanten Versorgungsteilnahme der Krankenhäuser sind in regelhafte Zulassungen umzuwandeln, so Baum.

(Pressemitteilung der DKG, 11. Mai)


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Krankenkassenverbände fordern verbesserte Bedarfsplanung

Anlässlich des Deutschen Ärztetages in Dresden hat der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek), Thomas Ballast, gefordert, die Bedarfsplanung stärker an der gesellschaftlichen Realität und an den Bedürfnissen der Versicherten auszurichten. Laut Ballast könne es nicht angehen, dass es in einigen Regionen eine Ärzteschwemme gibt, während in unattraktiven, vor allem ländlichen Regionen oder in städtischen Problem-Kiezen, keine Ärzte vor Ort sind. "Die Vorschläge der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zu einer sektorübergreifenden Bedarfsplanung gehen in die richtige Richtung, es muss aber sichergestellt sein, dass die Krankenkassen - im Interesse ihrer Versicherten - weiterhin angemessen an dem Prozess beteiligt werden", sagte Ballast. Dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Johann-Magnus von Stackelberg, zufolge gibt es ausreichend viele Ärzte. Vielmehr solle die Trennung zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Fachärzten überwunden werden. Von Stackelberg mahnte, dass alle Patienten Zugang zu allen medizinisch notwendigen Leistungen haben sollten und diese auch wirtschaftlich erbracht werden. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, bot zum Thema der ärztlichen Bedarfsplanung eine verstärkte Zusammenarbeit an. So forderte er bei der fachärztlichen Versorgung in unterversorgten Regionen eine Bündelung der Angebote in größeren Behandlungszentren. Ballast wies darüber hinaus pauschale Forderungen der Ärzte nach mehr Geld zurück. Eher gelte es, die vorhandenen Gelder zielgenau zu steuern.

(Pressemitteilung des vdek, 10 Mai 2010, Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 11. Mai, Pressemitteilung der Barmer GEK, 12. Mai)


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Marburger Bund kündigt Ärztestreik an

Zahlreiche Forderungen hat der Marburger Bund auf seiner Hauptversammlung am Vortag des Deutschen Ärztetages in Dresden formuliert. Seine Kernziele sind dabei die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Vergütung angestellter Ärzte. Dadurch könne man, so die Delegierten, auch dem zunehmenden Ärztemangel an Kliniken entgegenwirken. Zudem solle die Ausbildung der Studierenden im Praktischen Jahr liberalisiert und den Studierenden größere Gestaltungsräume bei der Wahl des Ausbildungskrankenhauses eingeräumt werden. "Der Studierende sollte frei wählen können, in welchem geeigneten Krankenhaus er das Praktische Jahr absolviert", forderten die Delegierten.

Insgesamt fünf Prozent mehr Gehalt und eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste fordert der Marburger Bund für Ärzte in kommunalen Krankenhäusern. Diese Forderung solle notfalls ein Streik durchsetzen. Dieser werde, anders als der Ausstand im Jahr 2006, ohne Pause erfolgen, kündigte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, an.

(Pressemitteilungen des Marburger Bundes, 10. Mai; Agenturmeldung, 10. Mai)


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Hartmannbund wirbt für Kostenerstattungsprinzip und scheitert

Der Hartmannbund hat vom Deutschen Ärztetag in Dresden ein eindeutiges Votum für eine Abkehr vom Sachleistungssystem hin zu einem Kostenerstattungsprinzip mit sozialverträglicher Selbstbeteiligung gefordert. "Wir haben erstmals deutliche Signale der Politik, dass sie zu einem solchen Schritt bereit ist. Jetzt brauchen wir ein klares Bekenntnis der deutschen Ärzteschaft", sagte der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn. Die Delegierten stimmten jedoch gegen den Antrag der Kostenerstattung. Der Hartmannbund hatte dem Bundesgesundheitsminister ein Umsetzungskonzept für einen Systemwechsel vorgelegt. Ziel sei die Etablierung eines transparenten Abrechnungs- und Vergütungssystems, das Anreize für ein kosten- und gesundheitsbewusstes Verhalten schafft und zugleich niemanden von notwendigen Arztbesuchen abhält.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 10. Mai)


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Psychotherapeutentag mahnt Politik zur Neuordnung der Psychotherapie-Ausbildung

Die Delegierten des Deutschen Psychotherapeutentages am 8. Mai sind sich einig: Das hohe Qualifikationsniveau der psychotherapeutischen Berufe ist gefährdet. Daran schuld seien insbesondere die Bachelorabschlüsse im Bereich der Sozialpädagogik, aber auch unterschiedliche inhaltliche Mindestanforderungen in allen Zugangsstudiengängen.

Deshalb forderten die Versammlungsteilnehmer von der Politik eine Regelung für einheitliche Zugangsvoraussetzungen der Psychotherapieausbildung beziehungsweise den Masterabschluss des Hochschulstudiums und eine einheitliche Approbation als Psychotherapeut.

Die Ausbildungsteilnehmer sollen zudem auf eindeutiger rechtlicher Grundlage psychotherapeutisch behandeln dürfen und für ihre Leistung eine angemessene Vergütung erhalten.

(Pressemitteilung der DPTV, 9. Mai)


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BPtK veröffentlicht Checkliste für Psychiatrie und Psychosomatik

Mit einer Checkliste für Psychiatrie und Psychosomatik will die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) Patienten unterstützen, das für sie richtige Krankenhaus für ihre psychische Erkrankung zu finden. Die Checkliste soll Antworten auf grundlegende Fragen geben wie "Welche Krankenhäuser gibt es für psychisch kranke Menschen?" oder "Wann ist eine Krankenhausbehandlung ratsam?" Außerdem soll sie Patienten und deren Angehörigen dabei helfen, wichtige Informationen beim ersten Kontakt mit einem psychiatrischen oder psychosomatischen Krankenhaus zu erfragen. Mehr Transparenz forderte indes BPtK-Präsident Prof. Rainer Richter: "Bisher wissen wir noch zu wenig, was in Krankenhäusern für psychisch kranke Menschen passiert. Wir brauchen dringend mehr Transparenz in Psychiatrie und Psychosomatik. Zum Beispiel einen besseren Überblick über die Behandlungskonzepte, damit sich Patienten ausreichend informieren können." Deshalb sollten Krankenhäuser dokumentieren, welcher Patient welche Behandlungen erhält und wie erfolgreich dies war, so Richter.

(Pressemitteilung der BPtK, 6. Mai)


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WHO lobt IQWiG für seine Patienteninformationen

Als "relevant, objektiv und unabhängig" hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) verantwortete Internetportal http://www.gesundheitsinformation.de/ bewertet. Zuvor hatte eine international besetzte Jury die Methoden, nach denen das Institut seine Patienteninformationen erstellt, sowie die Qualität und Richtigkeit der Informationen unter die Lupe genommen. Kees de Joncheere, Regionalbeauftragter für Gesundheitstechnologie und Arzneimittel im WHO-Regionalbüro für Europa, sagte: "Die Methoden des IQWiG sind ein valider, hochwertiger Ansatz, der das Risiko von Verzerrungen auf ein Minimum beschränkt. Auch die Einbeziehung von Informationen, die durch Interviews mit Patientinnen und Patienten gewonnen wurden, sowie die Berücksichtigung qualitativer Evidenz stellen eine wertvolle perspektivische Erweiterung dar." Allerdings gab die Jury dem IQWiG auch eine Reihe von Empfehlungen mit auf dem Weg, wie es sein Programm weiter verbessern kann.

(Pressemitteilung des IQWiG, 6. Mai)

Raute

___Außerdem___

Pfleger sind die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen

774.000 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger arbeiteten im Jahr 2008 in Deutschland. Das hat das Statistische Bundesamt zum internationalen Tag der Pflegenden mitgeteilt. Sie stellen die mit Abstand größte Berufsgruppe von den insgesamt 4,6 Millionen Beschäftigten im deutschen Gesundheitswesen dar. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Pfleger in ambulanten Pflegeeinrichtungen um 35.000 beziehungsweise 48,8 Prozent.

Pfleger leiden besonders häufig unter arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen und Stress: Im Jahr 2007 gaben 16 Prozent von ihnen an, dass sie innerhalb der vergangenen zwölf Monate mindestens ein arbeitsbedingtes Gesundheitsproblem hatten. Besonders die schwierigen Körperhaltungen, Bewegungsabläufe oder das Hantieren mit schweren Lasten (34,7 Prozent) sowie Zeitdruck und Arbeitsüberlastung (33,2 Prozent) seien dafür Auslöser.

(Pressemitteilungen des Statistischen Bundesamtes, 12. Mai)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 12. Mai 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2010