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KASSEN/753: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 30.09.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 30. September 2010


→  Neuordnungsgesetz für den Arzneimittelmarkt auf dem Prüfstand
→  Honorarverhandlungen zwischen KBV und Krankenkassen abgebrochen
→  KBV und KV Berlin möchten Versorgung Demenzkranker verbessern
→  Vertrag zwischen Vereinigter IKK und dem Hausärzteverband Westfalen-Lippe gestoppt
→  Kommunalpolitiker diskutieren über Ärztemangel in Baden-Württemberg
→  KV Baden-Württemberg: Braun ist neuer Vorsitzender der VV
→  Vorstand der KV Mecklenburg-Vorpommern gewählt
→  Studie belegt Ärztemangel im Krankenhaus
→  Arztbibliothek informiert über Methodenreport und Lungenkarzinome

Raute

___Aus Berlin___

Neuordnungsgesetz für den Arzneimittelmarkt auf dem Prüfstand

Der Entwurf des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) steht vielerorts in der Kritik. Besonders der geplante Nutzennachweis für Arzneimittel wird, anlässlich der öffentlichen Anhörungen im Gesundheitsausschuss des Bundestages, bemängelt. Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) mahnten: "Es ist unwahrscheinlich, dass - wie im Entwurf vorgeschlagen - für die Bewertung eines neuen Arzneimittels allein ein vom pharmazeutischen Unternehmen erstelltes Dossier ohne die für die Zulassung eingereichten Unterlagen genügt." Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), Dr. Rainer Hess, warnte davor, die evidenzbasierten Bewertungskriterien aufzuweichen und damit das Einsparziel des Gesetzes zu gefährden. Der GBA und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hätten sich bereits auf die frühe Nutzenbewertung neu zugelassener Arzneimittel vorbereitet.

Das AMNOG soll künftig die Verantwortung für die Preis- und Morbiditätsentwicklung auf die Krankenkassen und pharmazeutischen Unternehmen übertragen. Das begrüßt die KBV, da sie diese Entlastung der Vertragsärzte als positiv bewertet. Überregulierung und Regresszahlungen drohten jedoch trotzdem noch, kritisierte die KBV. Das würde junge Mediziner oft davon abhalten, sich für eine Niederlassung zu entscheiden.

(Stellungnahme der KBV, 22. September, Pressemitteilung der BÄK und des AkdÄ, 29. September, Pressemitteilung des GBA, 24. September)


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Honorarverhandlungen zwischen KBV und Krankenkassen abgebrochen

Am 24. September sollte in den Verhandlungen zwischen Ärzten und Krankenkassen zu den vertragsärztlichen Honoraren für das Jahr 2011 eine Entscheidung fallen. Die Parteien konnten sich im Erweiterten Bewertungsausschuss jedoch nicht einigen, die Verhandlungen wurden abgebrochen. "Die Beitragszahler stellen im nächsten Jahr unter anderem für die notwendige Verbesserung der ambulanten Versorgung mehr Geld zur Verfügung. Da kann es nicht sein, dass die Kassen diese Mittel zurückhalten wollen", monierte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hält die Erwartungen der KBV dagegen für überzogen.

Das von der KBV erwartete Vergütungsvolumen für das Jahr 2011 soll asymmetrisch verteilt werden. Das heißt, hauptsächlich die Bundesländer, die bei der jüngsten Reform nicht oder wenig gewonnen haben, sollen von erneuten Zuwächsen besonders profitieren.

(Videopodcast vom 28. September, Stellungnahme der KBV, 24. September, Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 24. September)

Raute

___Aus KBV und KVen___

KBV und KV Berlin möchten Versorgung Demenzkranker verbessern

Die KBV und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin haben sich in einer gemeinsamen Tagung verstärkt dem Thema Demenz gewidmet. Zusätzlich macht ein Videobeitrag auf www.kv-on.de auf die Erkrankung aufmerksam.

"Um die Versorgung der immer mehr werdenden Demenzkranken langfristig und bestmöglich zu verbessern, brauchen wir eine gut funktionierende Koordination sowie gemeinsame, sektor- und berufsübergreifende Netzwerke", erklärte Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstand der KBV, anlässlich der Tagung am 25. September. Müller betonte, dass die vertragliche Versorgung der Patienten mit dementiellen Erkrankungen verbessert werden müsse und wies auf das Modell zur neuropsychiatrischen Versorgung aus der KBV-Vertragswerkstatt hin. Zusammen mit der Deutschen und der Berliner Alzheimer-Gesellschaft sowie dem Verein Berliner Nervenärzte hatte die KBV und die KV Berlin zu der Kooperationstagung Demenz eingeladen. Über 140 Haus- und Fachärzte kamen zu der Fortbildung. Zudem berichtet Dr. Angelika Prehn, Vorstandsvorsitzende der KV Berlin, in einem aktuellen Videopodcast, welche Erfahrungen sie als Allgemeinmedizinerin mit demezkranken Patienten gemacht hat.

(Videopodcast auf KV-on, Pressemitteilung der KBV, 23. September)


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Vertrag zwischen Vereinigter IKK und dem Hausärzteverband Westfalen-Lippe gestoppt

Der Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung zwischen der Vereinigten IKK und dem Hausärzteverband Westfalen-Lippe wird nicht im vierten Quartal starten. Bei der Zuweisung des Regelleistungsvolumens (RLV) für das vierte Quartal wurde den eingeschriebenen Hausärzten die Fallzahl um die eingeschriebenen Versicherten bereits reduziert und der RLV-Fallwert entsprechend gemindert. Für die Behandlung der im Hausarztvertrag eingeschriebenen Patienten sollte schließlich die Betriebsgesellschaft HÄVG des Hausärzteverbandes aufkommen. Die Vereinigte IKK hat nun mitgeteilt, dass im vierten Quartal kein Honorar aus dem Selektivvertrag fließen wird. Die Krankenkasse hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe um die Stornierung der Bereinigung gebeten. "Das werden wir im Interesse unserer Mitglieder selbstverständlich tun", so Dr. Ulrich Thamer, der erste Vorsitzender der KV. "Kein Mitglied der KV Westfalen-Lippe wird im vierten Quartal ohne Honorar für seine Patienten dastehen." Laut KV wird die Bereinigung zurückgerechnet und das Honorar im Rahmen des Kollektivvertrages in voller Höhe gezahlt.

(Pressemitteilung der KV Westfalen-Lippe, 29. September)


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Kommunalpolitiker diskutieren über Ärztemangel in Baden-Württemberg

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg bietet Informationsveranstaltungen für Kommunal- und Landespolitiker zum sich abzeichnenden Ärztemangel im ländlichen Raum an. Die Kommunen müssen besser kooperieren und eine Infrastruktur schaffen, die eine Niederlassung auf dem Land wieder attraktiv macht, so Dr. Gisela Dahl, Mitglied des Vorstandes der KV Baden-Württemberg. Vertreter der Kreise, der Städte und Gemeinden sowie der Ärzteschaft sind aufgerufen, ein gemeinsames Handlungskonzept zur Sicherung der ärztlichen Versorgung zu erarbeiten. Weitere Veranstaltungen mit Politikern sind bereits geplant.

(Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 27. September)


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KV Baden-Württemberg: Braun ist neuer Vorsitzender der VV

Dr. Frank-Dieter Braun hat sich bei der Wahl der Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg gegen die bisherige Vorsitzende, Dr. Birgit Clever, durchgesetzt. Die Versammlung wählte den 56-jährigen Allgemeinmediziner zum Vorsitzenden. Braun war zuvor der stellvertretende Vorsitzende der VV und ist darüber hinaus der zweite Vorsitzende des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg. Die Versammlung sprach sich für Dr. Anne Gräfin Vitzthum als Stellvertreterin aus. Die Delegierten wählten sie aus der Liste des Medi-Verbundes. Die VV beschloss auch, dass der KV-Vorstand von derzeit fünf auf künftig zwei Mitglieder reduziert wird. Die Wahl des neuen KV-Vorstandes soll Ende Oktober stattfinden. Die Legislaturperiode beginnt offiziell im Jahr 2011. Diese soll nach Satzung der KV Baden-Württemberg jedoch vorgezogen werden, damit der neue Vorstand noch in diesem Herbst gewählt werden kann.

(Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 23. September)


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Vorstand der KV Mecklenburg-Vorpommern gewählt

Die Delegierten der Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Mecklenburg-Vorpommern haben den KV-Vorstand sowie den Vorsitzenden der VV und seinen Stellvertreter gewählt. Das Ärzteparlament bestätigte Dr. Wolfgang Eckert als Vorstandsvorsitzenden der KV. Er bekleidet dieses Amt bereits seit 1997. Der 51-jährige Allgemeinmediziner Dr. Dieter Kreye wurde als sein Stellvertreter bestimmt. Er ist für das Grundsatzressort Hausärztliche Versorgung zuständig. Drittes Vorstandsmitglied ist der Gynäkologe Fridjof Matuszewski, der für das Ressort Fachärztliche Versorgung verantwortlich ist. Die Delegierten wählten den Vorsitzenden der VV, Torsten Lange, und seinen Stellvertreter, Dr. Lothar Wilke, erneut in die entsprechenden Ämter.

(Pressemitteilung der KV Mecklenburg-Vorpommern, 28. September)

Raute

___Aus den Verbänden___

Studie belegt Ärztemangel im Krankenhaus

Der Ärztemangel in deutschen Kliniken wird sich verschärfen. Dies ist eines von vielen Ergebnissen des Gutachtens "Ärztemangel im Krankenhaus - Ausmaß, Ursachen, Gegenmaßnahmen", das das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) erstellt hat. Momentan können laut DKI-Studie 5.500 Arztstellen in deutschen Krankenhäusern nicht besetzt werden. Hierzu erklärt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum: "Wenn nicht unverzüglich gegengesteuert wird, könnten dem Gesundheitswesen in Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2019 fast 37.000 Ärzte fehlen - die meisten davon in den Kliniken." Baum ist der Meinung, dass durch den Abbau von Versorgungsgrenzen zwischen dem ambulanten und stationären Sektor dem Ärztemangel entgegengewirkt werden kann. Außerdem plädiert er für eine Erhöhung der Studienkapazitäten im Fach Humanmedizin und den Bürokratieabbau. "Aber auch die Krankenhäuser sind gehalten, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. So zeigt die Studie, dass eine noch besser strukturierte und mitarbeiterorientierte fachärztliche Weiterbildung eine Zielführende Maßnahme gegen den Ärztemangel sein kann", so Baum.

(Pressemitteilung der DKG, 29. September)


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Arztbibliothek informiert über Methodenreport und Lungenkarzinome

Der Methodenreport die Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Herzinsuffizienz ist jetzt auf der Website der Arztbibliothek abrufbar. Acht Schwerpunkte wurden erstmalig in einer deutschen Leitlinie zur Herzinsuffizienz behandelt. Unter anderem sind Themen wie Prävention und Rehabilitation erfasst.

Des Weiteren hat die Arztbibliothek Informationen zum Lungenkarzinom als "Leitlinie im Fokus" zusammengestellt. Neben Empfehlungen zu Prävention, Diagnostik und Therapie enthält die Leitlinie auch Qualitätsindikatoren und detaillierte gesundheitsökonomische Analysen. Die Arztbibliothek ist ein gemeinsames Informationsangebot von Bundesärztekammer (BÄK) und KBV.

(Pressemitteilung der Arztbibliothek, 29. September, Pressemitteilung der BÄK, 27. September)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 30. September 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2010