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DEMENZ/309: Die Alzheimer Gesellschaft Region Harz (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 1/17
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

Im Harz ist es überschaubarer und weniger anonym

von Jutta Kindereit


Jutta Kindereit engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Alzheimer Gesellschaft Region Harz. Wir fragten sie nach der Situation im Harzer Land.


Die Alzheimer Gesellschaft im Harz ist gut aufgestellt. Jeden Mittwoch findet der Treffpunkt Demenz statt, er bietet eine persönliche Beratung an zwei zentralen Stellen im Landkreis. Hier besteht die Möglichkeit, sich Rat zu holen und sich auszutauschen. Unser Alzheimer-Telefon ist eine bekannte Adresse geworden und bietet unkompliziert Hilfe, auch anonym. In den regionalen Zeitungen und auf der Homepage werden ständig die aktuellen Termine und Veranstaltungen angezeigt. Merkbar nehmen Mailkontakte zu, Hausbesuche werden nachgefragt.

Eine sehr aktive Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz trifft sich vierzehntägig.

In den Beratungen kritisieren Angehörige oft, dass viele Ärztinnen und Ärzte über das Thema Demenz nicht genug informiert sind und die Problematik leichtfertig abtun: "In Ihrem Alter muss man schon mal mit Aussetzern rechnen!" Ratsuchende wünschen sich, mit ihren Ängsten ernst genommen zu werden, verständnisvollere Gespräche und eine sorgfältige Diagnose. Der pflegende Partner möchte nicht im Wartezimmer verweilen müssen, sondern beim Gespräch dabei sein. Familien berichten aber auch von wunderbaren Hausärztinnen und -ärzten, die nachfragen, fachlichen Rat einholen und sie hilfreich unterstützen. Im ländlichen Raum gibt es die Sorge, dass viele von ihnen bald in Rente gehen. Was wird dann? Zum Glück entstehen z. Z. medizinische Versorgungszentren, in denen es verschiedene fachärztliche Sprechstunden gibt.

Die Gedächtnisambulanz der Uniklinik Göttingen ist eine hervorragende Adresse und liegt für die Harzer mit Zug und Auto in Reichweite. Alle vier Monate besteht hier auch die Möglichkeit zur Teilnahme am Treffen der Angehörigen mit Erkrankten mit Frontotemporaler Demenz.

Natürlich gibt es im Harz lange Wege, und die Verkehrsanbindungen sind oft nicht optimal. Da hilft die Nachbarschaft, der Freundeskreis, Bekannte und Sammeltaxis. Viele ältere hochbetagte Menschen fahren noch Auto. Das geht, denn die Straßen sind nicht so voll wie in der Großstadt und Parkplätze sind reichlich vorhanden. Gute Erfahrungen haben wir mit den selbst organisierten Fahrgemeinschaften zum Gruppentreffen im Demenzcafé.

In unseren kleinen Städten und Gemeinden kennt man die Nachbarn meist gut, sieht sich täglich und schaut, "ob das Licht brennt". In den Geschäften kennt man die Kunden vielfach mit Namen, bedient sie über Jahre. Dadurch können Auffälligkeiten im Verhalten gut beobachtet und bei Bedarf weitergegeben werden. Die Kehrseite ist, dass sich "Neuigkeiten" schnell herumsprechen und sich manchmal "Klatsch und Tratsch" verbreiten.

Mein Fazit: Bei uns auf dem Land sind Angebote ausreichend vorhanden, man muss nur bereit sein, sie anzunehmen.


Jutta Kindereit, Vorstandsmitglied der Alzheimer Gesellschaft Region Harz, Wieda

Internet: www.demharz.de

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 1/17, S. 4-5
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 030/259 37 95-14
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2017

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