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FORSCHUNG/005: Neue Medikamentenkombination verbessert Heilungschancen bei Peitschenwurminfektion (idw)


Universität Basel - 29.11.2010

Neue Medikamentenkombination verbessert Heilungschancen bei Peitschenwurminfektion


Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public Health Instituts und ihre Partner in Tansania und Grossbritannien haben im Kampf gegen die Peitschenwurminfektion einen Erfolg erzielt. Sie testeten eine neue Medikamentenkombination, die markant wirksamer ist als die Standardbehandlung. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der Fachzeitschrift "Clinical Infectious Diseases" publiziert. Das Schweizerische Tropen- und Public Health Institut ist ein mit der Universität Basel assoziiertes Institut.

Mehr als eine Milliarde Menschen sind mit Darmwürmern infiziert, unter anderem auch mit dem Peitschenwurm Trichuris trichiura. Peitschenwurminfektionen werden durch Nahrung übertragen, die mit Fäkalien verunreinigt ist, Eine chronische Infektion kann den Ernährungsstatus, die physische Leistungsfähigkeit und die kognitive Entwicklung insbesondere bei Kindern stark beeinträchtigen. Um Krankheitssymptome zu verringern, werden heute in vielen betroffenen Ländern Schulkinder regelmässig entwurmt. Idealerweise werden zusätzlich sauberes Trinkwasser und Sanitäranlagen bereitgestellt und die Gesundheitserziehung verstärkt, um langfristig die Übertragung von Wurminfektionen einzudämmen.

Zur Behandlung von Peitschenwurminfektionen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO vier Medikamente, wobei Albendazole und Mebendazole am häufigsten verwendet werden. Im Gegensatz zu Infektionen mit anderen Wurmarten wirkt keines dieser Medikamente besonders gut gegen T. trichiura. Zusammen mit einer einmaligen Dosis Albendazole oder Mebendazole - wie in Schulentwurmungsprogrammen üblich - wirkt Mebendazole mit einer Heilungsrate von 36% noch am besten. Werden die Medikamente über mehrere Tage gegeben, erhöhen sich die Heilungschancen. Im Gegensatz zu andern Medikamentenkombinationen, die in den letzten Jahren erprobt wurden, erwies sich die Kombination von Albendazole mit Ivermectin als viel versprechend. Ivermectin wird normalerweise gegen die Flussblindheit und Elephantiasis verwendet, zwei ebenfalls durch Wurminfektionen hervorgerufene Erkrankungen.

Die nun in der Fachzeitschrift "Clinical Infectious Diseases" publizierte Studie wurde in zwei Schulen in Sansibar durchgeführt, und teilgenommen haben 610 mit T. trichiura infizierte Schulkinder. Diese wurden nach dem Zufallsprinzip entweder mit Albendazole (einmalige Dosis: 400 mg) plus Placebo, Mebendazole (500 mg) plus Placebo, Albendazole plus Ivermectin (200 µg/kg Körpergewicht) oder Mebendazole plus Ivermectin behandelt.

Mit 55% erreichten Schulkinder, die mit Mebendazole plus Ivermectin behandelt worden waren, drei bis fünf Wochen nach der Behandlung die beste Heilungsrate. Weitaus schlechtere Ergebnisse wurden mit Monotherapien von Mebendazole (19%) oder Albendazole (10%) erzielt. Die Nebenwirkungen waren gering, es gab keine Unterschiede zwischen den Medikamenten und Medikamentenkombinationen.

Die eindrücklichen Resultate der neuen Medikamentenkombination müssen nun in anderen betroffenen Ländern und Patientengruppen mit stärkeren Infektionen bestätigt werden. In zukünftigen Studien sollte die Kombinationsbehandlung mit einer Mehrfachbehandlung verglichen und die Pharmakokinetik der Medikamentenkombination erforscht werden. Die Entwicklung eines neuen und hochwirksamen Medikaments gegen den Peitschenwurm ist dringend nötig, um die Erkrankung langfristig einzudämmen.


Weitere Auskünfte:
Dr. Joachim Pelikan
Swiss Tropical and Public Health Institute
Kommunikation
Socinstrasse 57, 4002 Basel
E-Mail: Joachim.Pelikan@unibas.ch

Originalbeitrag
Stefanie Knopp, Khalfan A. Mohammed, Benjamin Speich, Jan Hattendorf, I. Simba Khamis, Alipo N. Khamis, J. Russell Stothard, David Rollinson, Hanspeter Marti, Jürg Utzinger (2010)
Albendazole and mebendazole administered alone or in combination with ivermectin against Trichuris trichiura: A randomized controlled trial.
Clin Infect Dis.
DOI: 10.1086/657310

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Basel, lic. phil. Hans Syfrig Fongione, 29.11.2010
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2010