Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → KRANKHEIT

HERZ/513: Meldungen von der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (3) (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
Pressemitteilungen vom 30. April 2011

77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Mannheim, 27. - 30. April 2011


→ DGK-Kongress in Mannheim: Knapp 8000 aktive Besucher sind bisheriger Rekord
→ Angeborene Herzfehler: Frühchen und Mehrlinge öfter betroffen
→ Deutsche Infarktpatienten setzen nicht auf Alternativmedizin
→ Sport verbessert die Gefäßfunktion bei Risikopatienten
→ Studie
      Spezielle MRT-Untersuchung zeigt, welche Herz-Patienten Behandlung brauchen

Raute

Samstag, 30. April 2011

DGK-Kongress in Mannheim - knapp 8000 aktive Besucher sind bisheriger Rekord

Ertl neuer DGK-Präsident - Deutsches Herzforschungszentrum als Netzwerk gegründet - Nachwuchsförderung soll Herz-Medizin der Zukunft sichern

"Mit 1853 Vorträgen und Poster-Präsentationen konnten wir auf dem DGK-Kongress in Mannheim einen Überblick über die wesentlichen und aktuellsten Entwicklungen der modernen Kardiologie bieten. Mit knapp 8.000 aktiven Besuchern aus 25 Ländern lagen wir über den Kongressen der vergangenen Jahre." So bilanziert der nach zwei Jahren turnusmäßig aus seinem Amt scheidende DGK-Präsident Professor Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar) die 77. Jahrestagung der DGK in Mannheim, die in diesem Jahr erstmals bereits am Mittwoch (27. April) begann und Samstagmittag (30. April) zu Ende geht. Motto war "Herzinsuffizienz und Regeneration".

Verdoppelung der DGK-Mitglieder in zehn Jahren - Schwerpunkt Nachwuchsförderung

"Die DGK ist eine aktive und wachsende medizinische Fachgesellschaft, im vergangenen Jahrzehnt ist eine Verdoppelung unserer Mitglieder auf derzeit mehr als 7500 gelungen", so Prof. Böhm. "Sehr erfreulich ist hier auch die Entwicklung der Altersstruktur unserer Mitglieder: Die Mehrheit ist zwischen 40 und 45 Jahre alt, der Anteil jüngerer Jahrgänge ist ungewöhnlich hoch. Das verpflichtet uns, entsprechend in den kardiologischen Nachwuchs zu investieren und für diese jüngeren Mitglieder mittels eines anspruchsvollen und praxisnahen Fortbildungsprogramms die Perspektiven weiter zu optimieren." Die Förderung des kardiologischen Nachwuchses umfasst auch Stipendien, Gratis-Kongresseinladungen und Förderpreise für besondere wissenschaftliche Leistungen. Das Jahresbudget für Stipendien beträgt derzeit 350.000 Euro.

Die DGK verleiht sowohl auf der Jahrestagung als auch auf der Herbsttagung Preise, die von der Gesellschaft selbst, von privaten Spendern und Stiftern sowie von Unternehmen finanziert werden. Das Volumen dieser Preisgelder liegt bei rund 50.000 Euro pro Jahr.

Deutsches Herzforschungszentrum soll Forschung weiter verbessern

Erfreuliche Neuigkeiten für die deutsche Herz-Kreislauf-Forschung, die bezüglich Publikationen und Zitationen weltweit nach den USA an zweiter Stelle steht: "Alle wesentlichen Entscheidungen für ein Deutsches Herzforschungszentrum, wie es die DGK seit einigen Jahren fordert, wurden inzwischen getroffen und das Projekt steht vor der Umsetzung. Das Deutsche Herzforschungszentrum soll in enger Verbindung mit den Universitäten und mit den bereits bestehenden exzellenten außeruniversitären Einrichtungen die effiziente Herz-Kreislaufforschung in Deutschland weiter verbessern", sagt Prof. Böhm. Eine entsprechende Netzwerkbildung, die durch das BMBF gefördert wird, soll diese Forschungsaktivität - wie das auch in anderen Disziplinen geplant ist - unterstützen. Der Hamburger Pharmakologe Prof. Dr. Thomas Eschenhagen ist Sprecher dieses Verbundes.

Mit seiner auslaufenden Amtszeit übergibt DGK-Präsident Prof. Böhm sein Amt an seinen Nachfolger Prof. Dr. Georg Ertl (Uniklinik Würzburg). Auf der Mitgliederversammlung der DGK wurde gestern Prof. Dr. Christian Hamm (Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim) als Incoming-Präsident der DGK gewählt, er wird in zwei Jahren Prof. Ertl als Präsident nachfolgen.


*


Samstag, 30. April 2011

Angeborene Herzfehler: Frühchen und Mehrlinge öfter betroffen

Eines von 100 Neugeborenen kommt mit einem Herzfehler zur Welt. Mehrlingsschwangerschaft, Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht waren dabei doppelt so häufig vertreten wie im Bundesdurchschnitt, fasst Prof. Dr. Angelika Lindinger (Universitätsklinikum Homburg) die Ergebnisse der Deutschland-weiten PAN-Studie (Prävalenz angeborener Herzfehler bei Neugeborenen) zusammen. Die Studie wurde auf der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) vorgestellt. Von Mittwoch bis Samstag (27. bis 30. April) diskutieren in Mannheim mehr als 7500 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

Der bei weitem häufigste angeborene Herzfehler mit fast der Hälfte der registrierten Fälle ist der Ventrikelseptumdefekt (48,9 Prozent), bei dem eine Verbindung zwischen den beiden großen Herzkammern besteht, gefolgt vom Vorhofseptumdefekt (17 Prozent), also der Verbindung zwischen linker und rechter Vorkammer, und der Pulmonalklappenstenose (6 Prozent). Bei 39,3 Prozent wurde der Herzfehler bereits pränatal festgestellt, bei drei Viertel dieser vorgeburtlich entdeckten Schädigungen war der Herzfehler stark ausgeprägt.

Quelle:
Lindinger et al.
Zur Prävalenz angeborener Herzfehler in Deutschland
Abstract V1504, Clin Res Cardiol 100, 2011


*


Samstag, 30. April 2011

Deutsche Infarktpatienten setzen nicht auf Alternativmedizin

Deutsche Infarktpatienten setzen nicht auf alternative Therapien. "Die Anwendung von komplementären/alternativen Therapien bei älteren Postinfarkt-Patienten ist mit 16 Prozent als gering anzusehen", so Rupert Wende (Klinikum Augsburg) über die AMI-Elderly-Studie des Augsburger MONICA-CORA-Herzinfarktregisters. "Im Gegensatz zu Berichten aus Nordamerika beeinflusst die Anwendung dieser Heilmethoden und 'Zusatzmittelchen' nicht die Compliance in Bezug auf die Einnahme der Standardmedikamente." Allerdings, so Wende, lässt sich bei Patienten mit zusätzlicher Anwendung klassischer alternativer Verfahren und der Naturheilkunde eine tendenziell bessere Lebensqualität nachweisen. Einzelne Aspekte waren sogar signifikant besser.

Die AMI-Elderly-Studie wurde heute auf der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurden. Von Mittwoch bis Samstag (27. bis 30. April) diskutieren in Mannheim mehr als 7500 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

Quelle:
Wende et al.
Häufigkeit der Inanspruchnahme alternativer Therapien und deren Einfluss auf die Compliance bei älteren Infarktpatienten - AMI-Elderly-Studie des Augsburger MONICA/KORA-Herzinfarktregisters
Abstract 1652, Clin Res Cardiol 100, 2011


*


Samstag, 30. April 2011

Sport verbessert die Gefäßfunktion bei Risikopatienten

Bei Risikopatienten verringert regelmäßige sportliche Aktivität die Häufigkeit und das Ausmaß der Mikroalbuminurie, einem wichtigen Hinweis auf mangelhafte Gefäßfunktion, und das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. 7480 (33 Prozent) der insgesamt 21.978 Teilnehmer an der I-SEARCH-Studie betrieben mindestens vier Stunden pro Woche Sport. Bei ihnen war das Risiko für Mikroalbuminurie gegenüber den nicht sportlich Aktiven um 22 Prozent verringert.

Präsentiert wurden diese Daten auf der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurden. Von Mittwoch bis Samstag (27. bis 30. April) diskutieren in Mannheim mehr als 7500 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

Mikroalbuminurie bedeutet die Ausscheidung von geringen Mengen Albumin mit dem Urin. Menschen mit Diabetes oder Bluthochdruck haben ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Mikroalbuminurie zu entwickeln. Die Höhe der Eiweißausscheidung ist ein unabhängiger Risikofaktor für das spätere Auftreten einer Nierenerkrankung, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen und für eine erhöhte Mortalität.

Quelle:
Pöß et al.
Bei kardiovaskulären Risikopatienten ist sportliche Aktivität invers mit der Prävalenz und dem Ausmaß von Mikroalbuminurie assoziiert: Daten des I-SEARCH Registers
Abstract V909, Clin Res Cardiol 100, 2011


*


Samstag, 30. April 2011

Studie - Spezielle MRT-Untersuchung zeigt, welche Herz-Patienten Behandlung brauchen

Eine spezielle Form der Magnetresonanztomografie (MRT) erfasst präzise das Ausmaß und den Ort von Durchblutungsstörungen und liefert Herz-Spezialisten klare Hinweise, ob und wie weiter behandelt werden sollte. Ohne Eingriff in den Körper und ohne Röntgenstrahlen zeigt die "hochdosierte Dobutamin-Stress-MRT" (DSMR) zum Beispiel, ob die Therapie einer Gefäßverengung mittels Herzkatheter in Frage kommt oder ob ein Medikament verwendet werden soll. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) mit 1575 herzkranken Patienten, die auf der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) vom 27. bis 30. April 2011 in Mannheim vorgestellt wurde.

"Im medizinischen Alltag muss häufig die Entscheidung zur Durchführung einer Herzkatheter-Untersuchung bei Patienten mit bekannter oder vermuteter koronarer Herzerkrankung abgewägt werden. Der Stellenwert der DSMR bei der klinischen Entscheidungsfindung für oder gegen eine Herzkatheter-Untersuchung wurde bisher jedoch noch nicht hinreichend untersucht", begründet Prof. Dr. Eckart Fleck (DHZB) die Motive für die Studie.

Die Ergebnisse der Studie: Die DSMR ist als Routineverfahren mit hoher Erfolgsrate und einer relativ kurzen Untersuchungszeit von etwa 30 Minuten gut einsetzbar, so Prof. Fleck. Sie bewies sich als zuverlässiges Instrument zur Entscheidungsfindung hinsichtlich einer invasiven (Herzkatheter) versus medikamentösen Behandlungsstrategie.

Der positive Vorhersagewert der DSMR zur Erkennung von Gefäßverengungen (koronaren Stenosen) von über 50 Prozent ist hoch. Prof. Fleck: "Ein positiver DSMR-Befund, bei dem sich ein Durchblutungsdefekt zeigt, ist ein aussagekräftiger Prädiktor für künftige kardiale Ereignisse. Und aus einem negativen DSMR-Befund lässt sich ein niedriges Risiko für spätere kardiale Ereignisse ableiten. Nur wenige Patienten dieser Gruppe erlitten in den folgenden zwei Jahren eine Verschlechterung ihres Krankheitszustandes."


*


Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK)
mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute rund 7500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgk.org


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Christiane Limberg, 30. April 2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2011