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HERZ/607: Arbeitsplatzverlust - gleich hohes Herzinfarktrisiko wie bei Diabetes, Bluthochdruck oder Rauchen (DGE)


Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) - 28. November 2012
Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

Arbeitsplatzverlust: gleich hohes Herzinfarktrisiko wie bei Diabetes, Bluthochdruck oder Rauchen

Von Prof. Helmut Schatz



Im November 2012 erschien in den Archives of Internal Medicine online eine Analyse von Daten aus der Health and Retirement Study (HRS), die für den Arbeitsplatzverlust ein etwa gleich hohes Herzinfarktrisiko wie für Diabetes, Hypertonie oder Rauchen beschrieb (1). Die Hazard Ratio (HR) stieg mit der Anzahl der Jobverluste an, bei vier betrug die HR 1.63.

Die Health and Retirement Study stellt eine für die Bevölkerung der USA repräsentative Untersuchung von Menschen zwischen 51 und 75 Jahren dar. Sie lief prospektiv über bisher 18 Jahre mit Interviews alle 2 Jahre, in denen nach Beschäftigung, Gesundheit und sozioökonomischen Faktoren gefragt wurde. Erfasst wurden für die vorliegende Analyse mehr als 13 000 Personen, die bis zum Zeitpunkt des Untersuchungsbeginns keinen Herzinfarkt erlitten hatten. Während der 18-jährigen Beobachtungperiode wurden 1061 Herzinfarkte registriert (7.9 %). Matthew Dupre, Autor der Studie, schreibt Stressfaktoren die Hauptursache zu. Gewiss werden Änderungen in Ernährung und Schlafverhalten, vermehrtes Rauchen und Vernachlässigung der Kontrolle anderer Risikofaktoren wie Diabetes und Hypertonie nach einem Arbeitsplatzverlust eine Rolle gespielt haben (2). W. Gallo, New York, betont in seinem Editorial, dass die Stressoren bei Arbeitsplatzverlust so zahlreich und komplex seien, dass eine Beschreibung und nähere Analyse nicht möglich sei.

Kommentar:

Diese Studie unterstreicht die große Bedeutung von sozioökonomischen Faktoren für die Gesundheit der Bevölkerung. Auch bei Diabetes kommt diesen eine enorm wichtige Rolle zu. Freilich hat die Ärzteschaft es kaum in der Hand, diese entscheidend zu beeinflussen. Wir Ärzte dürfen uns nicht die Gesamtverantwortung für das "physische, psychische und soziale Wohlbefinden" von Menschen als unsere Aufgabe zuschreiben lassen. Die Umsetzung dieser WHO-Definition der Gesundheit verpflichtet auch die (Sozial-)Politiker. Dennoch wird jeder Arzt diese Faktoren im Patientengespräch erheben und in der Langzeitbetreuung, soweit möglich, berücksichtigen.


Literatur:

(1) Matthew Dupre et al., Arch. Intern. Med. online. November 11, 2012
(2) Job Loss Has Same MI Risk as Smoking/Diabetes. Medscape. Nov. 21, 2012
http://www.medscape.com/viewarticle/774919?src=nldne

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Pressestelle
Anna Julia Voormann
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2013