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HERZ/781: Meldungen von der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (4) (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
Pressemitteilungen vom 10.-11. April 2015

81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
Mannheim, 8.-11. April 2015

→  Studie: Herzschwäche beeinträchtigt geistige Fähigkeiten, gezieltes Gehirn-Training hilft dagegen
→  Neue Studie: Hohe Ruheherzfrequenz steigert Herzinfarkt- und Sterblichkeitsrisiko
→  Herzinsuffizienz: Immer noch deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
→  Studie: Herz-Medikament Digitalis erhöht Sterblichkeit bei Patienten mit implantiertem Defi
→  Bremer Studie: Junge Herzinfarkt-Patient sind männlich, rauchen und haben höheres Risiko
→  Kardiologenkongress Mannheim: Hohe Beteiligung mit 8.500 Teilnehmern


Studie: Herzschwäche beeinträchtigt geistige Fähigkeiten, gezieltes Gehirn-Training hilft dagegen

Mannheim, Freitag, 10. April 2015 - Patienten mit Herzinsuffizienz zeigen im Vergleich zu Gesunden intellektuelle (kognitive) Beeinträchtigungen, die sich nachteilig auf die Prognose auswirken können. Die Ergebnisse eines Trainingsprogramms zeigen jetzt, dass ein computerbasiertes kognitives Training bei Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz zu einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten führt. "Patienten mit Herzinsuffizienz könnten somit ebenfalls wie Gesunde von kognitiven Trainingsprogrammen profitieren", berichtet Dipl.-Psych. Sonja Wedegärtner (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar) auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen. Einschränkungen wie zum Beispiel schlechtere Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit gehen bei Herzschwäche-Patienten mit erhöhter Sterblichkeit einher, beeinträchtigen die Lebensqualität und Therapietreue, führen zu vermehrten Krankenhausaufenthalten und somit auch zu erheblichen Gesundheitskosten.

Die Trainings-Ergebnisse zeigten signifikante Zugewinne in den Leistungen des verbalen und des visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses, nicht aber im Bereich der kognitiven Flexibilität. Studien mit gesunden Probanden zeigen, dass die untersuchten Bereiche trainierbar sind. Dabei führen computerbasierte Trainingsprogramme sowohl zu einer Leistungsverbesserung in den trainierten Aufgaben als auch zu einer Verbesserung in neuen, nicht trainierten Aufgaben. Allerdings ist weitgehend unklar, inwiefern die Befunde von Gesunden auf Erkrankte übertragen werden können, da Studien mit kognitiv beeinträchtigten Erwachsenen bisher selten sind.

Trainiert wurden in der CogTrain-HF Studie computerbasierte adaptive Aufgaben aus den drei Bereichen verbales Arbeitsgedächtnis, visuell-räumliches Arbeitsgedächtnis und kognitive Flexibilität, die sich in Studien mit gesunden Probanden als effektiv erwiesen haben. Der Trainingserfolg wird als Leistungszugewinn in der letzten relativ zur ersten Trainingseinheit gemessen.

Quelle:
DGK-Abstract P 1798. Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit herzinsuffizienter Patienten durch kognitives Training - die Cognitive Training in Heart Failure Study (CogTrain-HF; S. Wedegärtner, J. Karbach, B. Bernhard, L. Barba, M. Bunz, M. Böhm, I. Kindermann

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Neue Studie: Hohe Ruheherzfrequenz steigert Herzinfarkt- und Sterblichkeitsrisiko

Mannheim, Samstag, 11. April 2015 - Die Anzahl der Herzschläge pro Minute (Herzfrequenz) ist bei Menschen mittleren Alters ohne bekannte Herz-Kreislauf-Krankheit ein unabhängiger Risikomarker für Gesamtsterblichkeit und Herzinfarkt-Risiko. Das berichtete PD Dr. Florian Custodis (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar) auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern erwartet werden.

Die unter Ruhebedingungen erhöhte Herzfrequenz (RHF) wurde bei 4.318 Personen mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren bestimmt, die im Mittel 9,1 Jahre nachbeobachtet wurden. Dabei zeigte sich eine kontinuierliche Beziehung zwischen der RHF und der Gesamtsterblichkeit sowie der RFH und Herzinfarkt, auch nach statistischer Berücksichtigung von den klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren, peripherer Arterieller Verschlusskrankheit (pAVK, "Schaufensterkrankheit"), Lipid-senkenden und die Herzfrequenz senkenden Medikamenten sowie Koronarkalk, einem Zeichen für Atherosklerose. Personen ohne Herzfrequenz-senkende Medikation mit einer RHF über 70 bpm (beats per minute, Herzschläge pro Minute) wiesen eine um etwa 60 Prozent erhöhte Gesamtsterblichkeit und ein fast um 90 Prozent erhöhtes Risiko für Herzinfarkt auf, verglichen mit dem Kollektiv mit einer RHF unter 70 bpm.

Dass eine RHF einen Risikomarker für Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen und Herzinsuffizienz darstellt, sei bekannt, so Dr. Custodis: "Wir untersuchten daher den prognostischen Stellenwert der RHF in der Heinz Nixdorf RECALL (HNR) Kohorte für Individuen ohne bekannte koronare Herzerkrankung. Und konnten zeigen, dass hier die Herzfrequenz ein unabhängiger Prädiktor für Gesamtmortalität und Myokardinfarkte in der Allgemeinbevölkerung mittleren Alters ist."

Quelle:
DGK-Abstract V 122 - Die Herzfrequenz ist ein unabhängiger Prädiktor für Gesamtmortalität und Myokardinfarkte in der Allgemeinbevölkerung mittleren Alters; F. Custodis, U. Roggenbuck, N. Lehmann, S. Moebus, U. Laufs, A.-A. Mahabadi, G. Heusch, K. Mann, K.-H. Jöckel, R. Erbel, M. Böhm, S. Möhlenkamp

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Herzinsuffizienz: Immer noch deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland

Mannheim, Samstag, 11. April 2015 - "Die Zahl der Herzinsuffizienz-bedingten Hospitalisierungen in Deutschland stieg zwischen 2000 und 2013 um 65,3 Prozent an. Die Neuen Bundesländer zeigten mit 78,7 Prozent eine deutlich stärkere Zunahme als die alten Bundesländer." Das berichtet Prof. Dr. Rolf Wachter (Göttingen) auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen. Herzinsuffizienz (HI) ist eines der Hauptthemen der Tagung.

Der Kardiologe untersuchte anhand der Krankenhausdiagnosestatistik des statistischen Bundesamts mit seinem Team die Entwicklung der Zahl der Krankenhausaufnahmen sowie der Krankenhaus-Sterblichkeit im Zusammenhang mit Herzinsuffizienz. Dabei zeigte sich, dass Herzinsuffizienz, der häufigste Grund für krankheitsbedingte Hospitalisierungen in Deutschland, in den neuen Bundesländern noch mehr an Bedeutung gewonnen hat als in den alten Bundesländern. "Trotz einer kontinuierlichen Abnahme der Liegedauer im Untersuchungszeitraum von 14,3 auf 10,7 Tage stieg die Gesamtzahl der Herzinsuffizienz-bedingten Krankenhaustage um 20,6 Prozent", so Prof. Wachter. "In den neuen Bundesländern nahm die Zahl der Krankenhaustage um 30,7 Prozent, in den alten Bundesländern um 18,3 Prozent zu."

Regionale Unterschiede zeigte die Datenauswertung auch für die Herzschwäche-bedingte Krankenhaus-Sterblichkeit. Mit einem Anteil von 8,81 Prozent an allen Krankenhaussterbefällen nahm die Herzinsuffizienz im Jahr 2012 die führende Position ein, wobei dieser Anteil in den neuen Bundesländern im gesamten Untersuchungszeitraum höher lag als in den alten Bundesländern (2012: 10,16 vs. 8,51 Prozent). Auch die Rate der HI-Sterbefälle im Krankenhaus war in den neuen Bundesländern höher als in den alten Bundesländern (2012: 59 vs. 41 pro 100.000 Einwohner).

"Mögliche Erklärungen sind für diese regionalen Differenzen sind Unterschiede in der Prävalenz von Risikofaktoren sowie Unterschiede in der Patientenversorgung zwischen Alten und Neuen Bundesländern", so die Studienautoren. "Das genauere Verständnis dieser Unterschiede 25 Jahre nach dem Mauerfall bedarf aber weiterer Analysen."

Quelle:
DGK-Abstract P 1792. 25 Jahre nach dem Mauerfall - Immer noch deutliche Unterschiede zwischen Ost und West bei Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz; R. Wächter, M. Christ, H.-J. Heppner, C. Müller, M. Dörr, S. Störk

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Studie: Herz-Medikament Digitalis erhöht Sterblichkeit bei Patienten mit implantiertem Defi

Mannheim, Samstag, 11. April 2015 - Herzpatienten mit einem Implantierbaren Cardioverter Defibrillator (ICD), die gleichzeitig mit Digitalis behandelt werden, haben eine deutlich höhere Sterblichkeit als ICD-Patienten ohne diese Medikation. Zu diesem Ergebnis kommen Julia Erath und Mitautoren (Frankfurt a. M. und Gießen) nach der Analyse der Daten von 1.020 Patienten, denen zwischen 1996 und 2009 ein ICD implantiert wurde und die bis zu zehn Jahre nachbeobachtet wurden. Bei einem einfachen Sterblichkeitsvergleich der Patientengruppe mit Digitalis und der Vergleichsgruppe ohne Digitalis zeigte sich eine signifikant erhöhte Sterblichkeit in der Digitalis-Gruppe. In einer zweiten Analyse korrigierten die Studienautoren die Daten auf das Vorhandensein von Faktoren wie Patientenalter oder bestimmten vorliegenden Krankheiten, die zu einer erhöhten Sterblichkeit beitragen könnten. Auch nach dieser statistischen Anpassung zeigte sich eine signifikant erhöhte Sterblichkeit für Patienten unter Digitalis-Therapie. Die Studienergebnisse wurden auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie vorgestellt, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern erwartet werden.

"Unsere Daten zeigen erstmals auch für ein Patientenkollektiv von ICD-Trägern Hinweise auf einen negativen Effekt von Digitalis auf die Sterblichkeit", so Julia Erath. "Somit stehen sie im Einklang mit anderen jüngst veröffentlichten Befunden, die auf eine ähnlich gesteigerte Mortalität von Digitalis-behandelten Patienten hinweisen. Unsere Daten verdeutlichen die Notwendigkeit einer sorgfältig kontrollierten klinischen Studie zum Nutzen von Digitalis bei ansonsten optimal behandelten Patienten mit struktureller Herzkrankheit."

Digitalis wird seit langem zur Therapie der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) verwendet. Heute sind die medizinischen Haupteinsatzgebiete die Therapie der symptomatischen Herzschwäche und die Herzfrequenzkontrolle bei der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern. Digitalis ist günstig und breit verfügbar, allerdings erfordern die enge therapeutische Breite, mögliche Medikamenteninteraktionen sowie organ- und geschlechtsspezifische Risikoprofile eine strenge Therapiekontrolle, sagt Erath.

Bei der DGK-Jahrestagung präsentierten Erath und ihre Kollegen auch eine Meta-Analyse von insgesamt 16 Studien zu Digitalis und Herzerkrankungen. Diese zeigen, dass auch bei Patienten mit chronischer Herzschwäche und mit Vorhofflimmern eine Digitalis-Therapie negative Auswirkungen auf die Sterblichkeit hat.

Quelle: DGK Abstract V171 - Effects of Digoxin on Mortality in ICD-recipients: Results of a 10 year Follow-Up Study in 1020 Patients; J. Erath, M. Vamos, H. Ackermann, S. P. Linzbach, J. Schmitt, A. Steidl, S. Hohnloser; DGK Abstract P455 - Digoxin-associated mortality: A comprehensive meta-analysis of the literature; M. Vamos, J. Erath, S. Hohnloser.

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Bremer Studie: Junge Herzinfarkt-Patient sind männlich, rauchen und haben höheres Risiko

Mannheim, Samstag 11. April 2015 - Jeder 15. Patient mit einem schweren Herzinfarkt (STEMI, ST-Hebungsinfarkt) ist jünger als 45 Jahre, 80 Prozent der jungen Infarktpatienten sind Männer, 85 Prozent waren zum Infarktzeitpunkt aktive Raucher. Der dominierende Risikofaktor war der aktive Tabakkonsum, gefolgt von einer positiven Familienanamnese für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und Adipositas. Diese Auswertung von 5.632 Daten des Bremer STEMI-Registers, in dem seit 2006 alle im Bremer Herzzentrum behandelten Patienten mit STEMI dokumentiert werden, präsentierte Luis Alberto Mata-Marin (Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung) auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie vor, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen.

Herzinfarkt bei Jüngeren: Höhere Sterblichkeit, höhere Reanimationsrate

Im Vergleich zur Normalbevölkerung ist der Sterblichkeitsnachteil durch den Infarkt für junge Patienten überproportional hoch, so Mata-Marin: "Die Einjahres-Sterblichkeit war für junge Infarktpatienten 47-fach gegenüber der Vergleichsbevölkerung erhöht, während für ältere Patienten ein Infarktereignis die Sterberate im Durchschnitt nur um das 11-fache erhöhte."

Der Anteil der jungen Patienten ist trotz eines signifikanten Ansteigs des Durchschnittsalters der Patienten über die Jahre von 2006 bis 2013 mit 7 Prozent konstant geblieben. Im alterspezifischen Vergleich der maximalen Infarktausdehnung zeigte sich allerdings eine Häufung von besonders schweren Infarktereignissen bei jungen Patienten. 30 Prozent der Patienten, die zum Infarktzeitpunkt jünger als 45 Jahre alt waren, zeigten eine maximale Erhöhung des Creatin-Kinase (CK)-Spiegels auf mehr als 3000 U/l, während dieser Grenzwert nur von 19 Prozent der älteren Patienten überschritten wurde. Die Menge der freigesetzten CK gibt Hinweise auf die Größe des Herzinfarkts. Mata-Marin: "Das erklärt möglicherweise auch die erhöhte Rate von prähospitalen Reanimationen, die bei jungen Patienten mit ST-Hebungsinfarkt zu beobachten war." 14 Prozent der jungen Infarktpatienten im Vergleich zu einer Rate von neun Prozent bei älteren Patienten mit ST-Hebungsinfarkt waren noch vor Erreichen des Krankenhauses reanimiert worden.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass trotz vermehrter Aufklärungskampagnen die Häufigkeit von ST-Streckenhebungsinfarkte bei jungen Menschen unverändert konstant bleibt und mit einer hohen Morbidität und Mortalität vergesellschaftet ist", so Mata-Marin zusammenfassend. "Bei dieser Patientengruppe fällt als potentiell vermeidbarer Risikofaktor extrem häufig ein ausgeprägter Nikotinkonsum auf." Die jüngeren Herzinfarkt-Patienten sind auch überdurchschnittlich häufig adipös und haben eine familiäre Vorgeschichte von Herzerkrankungen.

Quelle:
P1369 - Akute ST-Strecken-Hebungsinfarkte bei jungen Patienten: Assoziation zu Risikofaktoren, Auswirkungen auf Infarktschwere und Trends zwischen 2006 und 2013 - Daten aus einem STEMI-Register; L. A. Mata Marin, J. Schmucker, H. Wienbergen, S. Bünger, A. Fach, E. Fiehn, R. Hambrecht

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Kardiologenkongress Mannheim: Hohe Beteiligung mit 8.500 Teilnehmern

Mannheim, Samstag, 11. April 2015 - 180 wissenschaftliche Sitzungen, 1.928 Vorträge, 1.767 Abstracts und Poster und insgesamt 8.500 aktive Teilnehmer aus 34 Ländern: Das ist die in Zahlen gegossene Bilanz der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Von Mittwoch bis Samstag (8. bis 11. April 2015) wurden in Mannheim aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie diskutiert.

Einer der Kongressschwerpunkte war der Herzinsuffizienz (HI) gewidmet. "Die Kardiologie gehört zu jenen Fächern der Medizin, die in den vergangenen Jahren besonders große Fortschritte verbuchen konnte. Die Sterblichkeit nach einem Herzinfarkt ist während der letzten Jahrzehnte deutlich gesunken", so Prof. Dr. Stephan Felix (Greifswald), Präsident der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 34 Ländern zusammentrafen. "Paradoxerweise ist es gerade auch eine Konsequenz dieser Erfolge, dass andere Herzkrankheiten kontinuierlich an Bedeutung gewinnen. Immer mehr Menschen überleben einen akuten Herzinfarkt, erkranken später aber an einer Herzschwäche", so der Tagungspräsident. "Auch durch die steigende Lebenserwartung erhöht sich das Risiko, an Herzinsuffizienz, Herzklappen- oder Herzrhythmuserkrankungen zu leiden." Die Herzinsuffizienz war 2013 laut Krankenhausstatistik mit 396.380 stationären Fällen die zweithäufigste Einzeldiagnose bei vollstationär behandelten Personen. Die Zahl der stationären Herzschwäche-Krankheitsfälle pro 100.000 Einwohner stieg von nur 275 im Jahr 1995 auf 480 (2012). Im gleichen Zeitraum findet sich bei Herzrhythmusstörungen ein Anstieg von 282 auf 537 Krankheitsfälle pro 100.000 Einwohner (90 Prozent), und bei Herzklappenerkrankungen von 69 auf 105 (52 Prozent).

Beiträge zu höchster Versorgungsqualität

"Die erweiterten Möglichkeiten der Herz-Kreislauf-Medizin bieten verbesserte Behandlungsmöglichkeiten und damit längeres Leben und bessere Lebensqualität für die Patienten. Insbesondere zeichnet sich seit einigen Jahren in der Kardiologie ein vermehrter Trend zu minimalinvasiven Eingriffen ab", so Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck (Hamburg), der auf der 81. Jahrestagung der DGK die Präsidentschaft der Fachgesellschaft übernommen hat. "Die vielen Vorteile dieser Methode und die rasante technische Entwicklung führen dazu, dass Herzkatheter immer häufiger zum Einsatz kommen. So verzeichnet auch der aktuelle Deutsche Herzbericht einen steigenden Trend beim Einsatz von Herzkathetern für diagnostische oder therapeutische Zwecke."

Neue Therapien wie zum Beispiel die minimalinvasive Implantation von künstlichen Aortenklappen (TAVI) erweisen sich als so erfolgreich, dass die Eingriffszahlen nicht nur in den vergangenen Jahren gestiegen sind, sondern aller Voraussicht nach auch in absehbarer Zeit weiter steigen werden. "Das erfordert Qualitätssicherung", betont Prof. Kuck. "Wir haben in den vergangenen Jahren Leitlinien und Positionspapiere zu wesentlichen Fragen unseres Fachs entwickelt, zuletzt unter anderem zu den Qualitätsstandards, die TAVI-Zentren und TAVI-Behandler aus unserer Sicht erfüllen müssen.

Qualitätsoffensive in der Fortbildung

Nicht zuletzt hat die DGK in den vergangenen Jahren auch wichtige Akzente in der Fortbildung gesetzt. "Gerade die Herz-Kreislaufmedizin zeichnet sich durch einen enormen Zuwachs an diagnostischen und therapeutischen Optionen aus, die zu einer zunehmenden Subspezialisierung im Schwerpunkt geführt haben", so Prof. Hugo A. Katus, Heidelberg, President Elect und Vorsitzender der Weiter- und Fortbildungs-Akademie Kardiologie der DGK. "Dieser Entwicklung zu einer Subspezialisierung Rechnung tragend wurden in den vergangenen Jahren im Rahmen der DGK Akademie eine Reihe von Curricula entwickelt, die Wissensinhalte und praktische Erfahrungen vermitteln, beispielsweise zur Magnetresonanztomographie, in der Rhythmologie, in der interventionellen Kardiologie oder in der Behandlung von Erwachsenen mit komplexen angeborenen Herzfehlern (EMAH)."

Einen wichtigen Beitrag zu den qualitativ hochwertigen Fortbildungsangeboten der DGK leistet das Online-Portal www.kardiolgie.org, auf dem die DGK gemeinsam mit dem Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) in Zusammenarbeit mit Springer Medizin fundierte Fakten und Neuigkeiten aus allen Bereichen der Herz-Medizin anbietet. Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der DGK: "Die DGK erweitert damit ihr Engagement im multimedialen Publikationsbereich. Um das bestmöglich tun zu können, verzichten wir auf Werbung. Es enthält neben Kongressberichterstattung mit Bildpräsentation, Fall- und Eingriffspräsentationen weitere Bewegt-Bilddarstellungen zu diagnostischen Verfahren aus Ultraschall-, CT- und MRT- Untersuchungen, CME-Beiträge und zertifizierbare Curricula."

Raute

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter
www.dgk.org


Weitere Informationen unter
http://www.dgk.org/presse
http://ft2015.dgk.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution737

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Prof. Dr. Eckart Fleck, 10.-11.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. April 2015

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