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INFEKTION/1324: Welt-Sepsis-Tag am 13.9. - Blutvergiftung für Menschen ohne Milz besonders gefährlich (DGIM)


Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) - 10.09.2014

DGIM sieht Versorgungslücke im Impfschutz

Blutvergiftung für Menschen ohne Milz besonders gefährlich



Wiesbaden - In Deutschland leben schätzungsweise mehr als 80.000 Menschen ohne Milz, etwa 8.000 Milzentfernungen werden jährlich vorgenommen. Fehlt dem Körper dieses Organ der Immunabwehr, steigt das Risiko einer lebensbedrohlichen Infektion. Dies bestätigt ein aktueller Zwischenbericht einer Studie an 183 deutschen Intensivstationen. Impfungen könnten dies in den meisten Fällen verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) weist darauf hin, dass nur 20 Prozent der Menschen ohne Milz ausreichend geimpft sind. Die DGIM nimmt den Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2014 zum Anlass, auf diese Versorgungslücke hinzuweisen und empfiehlt Ärzten und Patienten, auf ausreichenden Impfschutz zu achten.

Mit einem Gewicht von 150 bis 200 Gramm ist die Milz der größte Lymphknoten des menschlichen Körpers. Sie filtert das Blut und entfernt dabei Krankheitserreger wie Bakterien und Viren. Dieser Schutz fehlt, wenn Menschen ihre Milz verlieren - etwa durch eine Krebserkrankung oder einen Unfall. Jedes Jahr entfernen Ärzte hierzulande etwa 8000 Menschen die Milz. Die meisten Patienten erholen sich zwar schnell von einer sogenannten Splenektomie, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel: "Sie können aber nur dann ein normales Leben führen, wenn sie sich vor Infekten wirksam schützen." Dazu gehören Impfungen gegen Bakterien, die für Menschen ohne Milz besonders gefährlich sind: Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae. "Insbesondere Pneumokokken können bei splenektomierten Patienten schwerste Verläufe von Lungen- und Hirnhautentzündungen hervorrufen, die überproportional häufig zu einer schweren Sepsis und Kreislauf- und Organversagen führen", erläutert Fölsch. Der Körper reagiert auf die Bakteriengifte mit einer heftigen Entzündungsreaktion. Eine solche Sepsis - im Volksmund auch Blutvergiftung genannt - kann lebensbedrohlich verlaufen, am Ende versagen sämtliche Organe.

Zu derartigen Komplikationen kommt es bei bis zu fünf Prozent der Patienten, beschreibt Professor Dr. med. Winfried Kern, Leiter der Abteilung Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg. "Und wenn die Infektion so schwer verläuft, stirbt die Hälfte der Patienten an dieser Komplikation." Kern leitete die so genannte "SPLEEN OFF"-Studie an splenektomierten Patienten. Eine Analyse der Krankenakten von 52 Patienten ohne Milz mit schwerer Sepsis ergab, dass die meisten von ihnen keinen ausreichenden Impfschutz hatten: "Nur neun Prozent waren in den letzten fünf Jahren gegen Pneumokokken geimpft worden", berichtet Kern, der auch der Task Force Infektiologie der DGIM angehört. Bei einem Drittel der Patienten waren Pneumokokken die Verursacher der schweren Sepsis. "Eine Impfung hätte wohl viele Erkrankungen und damit auch viele Todesfälle verhindert", ist sich der Experte sicher.

Die notwendigen Impfstoffe stehen seit Jahren zur Verfügung. "Der Impfstoff gegen Pneumokokken wurde in den letzten Jahren verbessert, auch die Impfungen gegen Meningokokken und Haemophilus influenzae sind hoch wirksam und gut verträglich für Patienten ohne Milz", so Kern. Die Impfungen erfolgen in der Regel 14 Tage nach der Splenektomie, bei einem geplanten Eingriff besser bereits 14 Tage vor der Operation. Später müssen Patienten die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken regelmäßig auffrischen lassen. Die DGIM rät Menschen ohne Milz außerdem zur jährlichen Grippe-Impfung, da eine Virusgrippe oft den Boden für eine bakterielle Lungenentzündung bereitet. "Da es sich um Risikopatienten handelt, sollte zudem ein Notfallpass verfügbar sein, in dem die Milzentfernung eingetragen ist - und dieser Ausweis sollte auch immer mitgeführt werden", ergänzt Professor Fölsch. Dies könne im Zweifel lebensrettend sein.


Quelle:
http://asplenie-net.org/spleen-off/

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2014