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INFEKTION/1366: Ebola-Konferenz in Brüssel - Die Epidemie ist noch lange nicht vorbei (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 3. März 2015

Ebola-Konferenz in Brüssel - Ärzte ohne Grenzen: Die Epidemie ist noch lange nicht vorbei


Anlässlich der internationalen Ebola-Konferenz in Brüssel warnt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen vor einem Nachlassen der Bemühungen zur Ebola-Bekämpfung. Die Zahl der Neuinfektionen schwankt stark, in der Woche bis zum 22. Februar gab es 99 neue Fälle. Ärzte ohne Grenzen konzentriert sich neben dem Betrieb der Ebola-Behandlungszentren immer stärker auf die epidemiologische Überwachung und die Ebola-Aufklärung.

"Die Menschen in Guinea, Sierra Leone und Liberia sind noch immer mit den verheerenden direkten und indirekten Folgen von Ebola konfrontiert", erklärte Joanne Liu, die Internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen, am Dienstagvormittag in ihrer Rede bei der Konferenz in Brüssel. "Wir dürfen auf keinen Fall einen vorzeitigen Erfolg vermelden. Wir können nicht zufrieden sein. Wir müssen engagiert, rektionsfähig und entschlossen weitermachen."


Sierra Leone: Zahl der Neuinfektionen alarmierend - Ärzte ohne Grenzen schickt neue Teams

Am stärksten betroffen ist weiterhin der Nordwesten von Sierra Leone um die Hauptstadt Freetown. "Die Zahl der Neuinfektionen in Sierra Leone ist noch immer alarmierend", sagt Dana Krause, Notfallkoordinatorin in Sierra Leone. "Wir müssen in der ganzen Region ein besseres System zur epidemiologischen Überwachung aufbauen, wenn wir die Epidemie beenden wollen. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein." Ärzte ohne Grenzen hat zusätzliche Teams nach Freetown sowie in die Grenzregion zu Guinea geschickt, wo jede Woche 10.000 Menschen die Grenze überqueren.


Guinea: Widerstand der Bevölkerung eine große Herausforderung - Auto von Ärzte ohne Grenzen angezündet

In Guinea ist besonders der Widerstand der Bevölkerung gegen die Botschaften von Gesundheitsbehörden und Hilfsorganisationen in einigen Regionen eine große Herausforderung. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen sahen sich im Februar in der Stadt Faranah und einigen Dörfern mit mehreren Sicherheitszwischenfällen konfrontiert. Ein Auto der Organisation wurde angezündet, und Mitarbeiter wurden mit Steinen beworfen. "Die Menschen haben Angst vor dem Virus, und viele haben das Vertrauen in das Gesundheitssystem verloren", sagt Claudia Evers, Notfallkoordinatorin in Guinea. "Die jüngsten Angriffe gegen humanitäre Helfer zeigen, dass es immer noch ernste Lücken bei der Gesundheitsaufklärung gibt, die jetzt angegangen werden müssen." Trotz der Schwierigkeiten hat Ärzte ohne Grenzen die Kapazitäten der Teams verstärkt und zwei zusätzliche Teams in die Präfekturen Faranah und Boffa entsandt.


Liberia: Kaum Behandlung anderer Krankheiten - Masernausbrüche aufgetreten

In Liberia ist die Zahl der Infektionen am stärksten gesunken - derzeit gibt es nur noch acht bestätigte Fälle im Land. Ärzte ohne Grenzen hat in Monrovia eine eigene Klinik zur Behandlung und psychologischen Betreuung von Ebola-Überlebenden eröffnet. Darüber hinaus ist die Wiederherstellung des zusammengebrochenen Gesundheitssystems eine Priorität. Im März wird Ärzte ohne Grenzen in Monrovia eine Kinderklinik mit 100 Betten eröffnen, weitere Krankenhäuser werden bei der Wiedereröffnung unterstützt. Auch Impfkampagnen werden dringend benötigt. In drei Bezirken gibt es Masernausbrüche, in einem weiteren Verdachtsfälle auf Keuchhusten. Ärzte ohne Grenzen hat Mitarbeiter dorthin entsandt. "Es ist wichtig, sofort auf diese Ausbrüche ansteckender Krankheiten zu reagieren, anstatt zu warten, bis größere Epidemien auftreten", sagt Adi Nadimpalli, Notfallkoordinator in Liberia.


Konferenz in Brüssel: Gesundheitsversorgung in Westafrika muss wiederhergestellt werden

Mit dem Ebola-Ausbruch sind die Schwächen des öffentlichen Gesundheitssystems offenbar geworden. In der Folge ist es zusammengebrochen. Große Teile der Bevölkerung haben das Vertrauen in das Gesundheitssystem verloren, und Patienten, die an anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen leiden, erhalten nicht die Versorgung, derer sie bedürfen. In den betroffenen westafrikanischen Staaten muss ein funktionierendes öffentliches Gesundheitswesen wiederhergestellt werden. Ein erster, unerlässlicher Schritt in diese Richtung muss sein, Gesundheitsversorgung wieder zugänglich zu machen. Nicht zuletzt muss es darum gehen, die Forschung und Entwicklung von innovativen Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika zu fördern, die auf die Bedürfnisse der betroffenen Länder zugeschnitten und für alle gleichermaßen zugänglich sind. Dies ist entscheidend dafür, die Bevölkerung in der Region vor weiteren oder künftigen ähnlichen Ausbrüchen zu schützen.

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2015

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