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INFEKTION/1668: Neues vom Erreger der Schlafkrankheit (idw)


Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 20.06.2017

Neues vom Erreger der Schlafkrankheit

Ein Forschungsteam der Universität Würzburg hat in den Erregern der Afrikanischen Schlafkrankheit ein interessantes Enzym entdeckt: Es dürfte ein gutes Ziel für Medikamente abgeben.


Die lebensbedrohliche Afrikanische Schlafkrankheit wird von einzelligen Parasiten ausgelöst, den Trypanosomen. Ein Team am Biozentrum der Universität Würzburg erforscht die Erreger und meldet jetzt spannende Neuigkeiten: Die Trypanosomen besitzen ein bislang unbekanntes Enzym, das es beim Menschen und anderen Wirbeltieren nicht gibt. Es ist darum ein gutes Ziel für Medikamente.

Dr. Susanne Kramer und ihre Arbeitsgruppe haben die neuen Erkenntnisse im Fachmagazin PLOS Pathogens veröffentlicht. "Es handelt sich um das Enzym TbALPH1", sagt die Forscherin. "Es setzt den Abbau der Boten-RNA in Gang und ist völlig anders als die Enzyme, die diesen Prozess bei höheren Organismen einleiten."

Die Würzburger Forscherin rechnet das Trypanosomen-Enzym zur Klasse der ApaH-artigen Phosphatasen, die von Bakterien abstammen. Diese Enzymklasse gibt es zwar nicht bei Wirbeltieren, wohl aber in anderen Tiergruppen. "Welche Funktion die Enzyme dort ausüben, weiß man bisher nicht. Darum wollen wir als nächstes untersuchen, ob ApaH-artige Phosphatasen aus anderen Organismen ebenfalls am Abbau der Boten-RNA beteiligt sind", so Kramer.

Fakten über die Schlafkrankheit

Trypanosomen sind in Afrika südlich der Sahara verbreitet. Die Tse-Tse-Fliege überträgt die wurmartigen Parasiten mit ihrem Stich auf den Menschen. Pro Jahr kommt es zu 30.000 Neuinfektionen. Die Betroffenen bekommen zuerst Kopf- und Gliederschmerzen, dann stellen sich Verwirrung, Krämpfe und andere Symptome ein. Schließlich fallen die Erkrankten in einen Dämmerzustand und sterben.

Impfstoffe gegen die Erreger gibt es nicht; die verfügbaren Medikamente haben teils extreme Nebenwirkungen. Bessere Mittel gegen die Krankheit sind also dringend nötig. Trypanosomen befallen nicht nur Menschen. Sie raffen auch Rinder, Ziegen und andere Nutztiere dahin und richten auf diese Weise zusätzlichen Schaden an: In manchen Gegenden Afrikas ist wegen der Trypanosomen kaum Viehhaltung möglich.

The ApaH-like phosphatase TbALPH1 is the major mRNA decapping enzyme of trypanosomes, PLOS Pathogens, 19. Juni 2017
https://doi.org/10.1371/journal.ppat.1006456


Kontakt
Dr. Susanne Kramer
Lehrstuhl für Zoologie I - Zell- und Entwicklungsbiologie
Biozentrum, Universität Würzburg
susanne.kramer@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.zeb.biozentrum.uni-wuerzburg.de/en/people/susanne_kramer/
Website von Susanne Kramer

https://doi.org/10.1371/journal.ppat.1006456
Zur Publikation in PLOS Pathogens

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution99

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 20.06.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2017

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