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KREBS/967: Leukämie - Leben retten mit Nabelschnurblut (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 8/2012

Leukämie
Leben retten mit Nabelschnurblut: Aufklärungskampagne gestartet

Von Jörg Feldner



Bislang wissen noch zu wenig angehende Eltern, dass Nabelschnurblut die am leichtesten zu erreichende Stammzellenquelle ist.


Mit einer Informationskampagne wollen die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) und die DAK für mehr Stammzellenspenden aus Nabelschnurblut werben. In Schleswig-Holstein sollen nun mehr angehende Eltern aufgeklärt werden.

Heute landen noch 97 % aller Nabelschnüre nach der Geburt im Krankenhausmüll, ohne dass ihnen Blut entnommen wurde. Das wollen Frauenärzte, Krankenhäuser und die DAK in Schleswig-Holstein nun ändern. "Die Nabelschnurblutspende ist für Mutter und Kind völlig ohne Risiko und wird überhaupt nicht als Störung empfunden, auch bei Kaiserschnitten nicht", betonte Prof. Alexander Strauss von der Universitätsfrauenklinik im Rahmen eines Pressegesprächs, zu dem die DAK Schleswig-Holstein in Kooperation mit Ärzten, Kliniken und der DKMS nach Kiel eingeladen hatte. Nabelschnurblut werde entnommen, wenn die Nabelschnur zugänglich, die Plazenta aber noch im Mutterleib sei - zu diesem Zeitpunkt habe das Blut keinen Nutzen mehr für Mutter und Kind.

Weil rund die Hälfte aller Eltern noch nie etwas von Nabelschnurblutspenden gehört hat, setzt zum Beispiel die Frauenklinik des Städtischen Krankenhauses Kiel auf Beratung im Vorfeld: bei den Geburtsplanungsgesprächen, bei der Hebammenberatung und bei öffentlichen Kreißsaalführungen.

Am besten sei es, wenn Eltern bereits ausgefüllte Anamnesebögen zum Geburtstermin mitbrächten, aber auch im Kreißsaal kann die Zustimmung noch spontan gegeben werden, sagte die Ärztin Charlotte Lindner.

Alle 45 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie; für viele dieser Patienten besteht die einzige Heilungschance in einer Stammzellenspende. Obwohl die Aussicht auf eine passende Spende mit 100%iger Übereinstimmung der Gewebemerkmale gering ist (1 zu 20.000 bis 1 zu mehreren Millionen), finden im weltweiten Verbund bereits vier von fünf Patienten einen geeigneten Spender. Nabelschnurblut ist neben dem Knochenmark und dem peripheren Blut (nach Stammzellenmobilisierung) die dritte - und am leichtesten zu erreichende - Stammzellenquelle. Die DAK wird die Aufklärung über die Mütterberater in ihren Servicezentren ausbauen; die Berater werden verstärkt Hebammen, Ärzte und Kliniken ansprechen.

Bundesweit kooperieren fast 180 Geburtskliniken mit der DKMS Nabelschnurblutbank in Dresden. Aus Schleswig-Holstein sind neben den oben genannten Häusern auch das Klinikum Itzehoe, die Segeberger Kliniken, das Klinikum Nordfriesland in Husum, die Klinik Preetz, das Universitätsklinikum mit dem Campus Lübeck und die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg dabei.

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 8/2012 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2012/201208/h12084a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Mutter Sara Lena Weinhold mit Jonathan (sechs Monate): "Die Information in der Klinik war vertrauenswürdig, und von der Blutentnahme habe ich gar nichts mitbekommen." Regina Schulz, DAK-Landeschefin für Schleswig-Holstein (rechts im Bild), bedankt sich.

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt August 2012
65. Jahrgang, Seite 19
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2012