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MELDUNG/066: Tübinger Uniklinikum richtet "Autoinflammation Reference Center" ein (idw)


Universitätsklinikum Tübingen - 22.09.2011

Tübinger Uniklinikum richtet "Autoinflammation Reference Center" ein


Anlaufstelle für seltene Krankheitsbilder - Das Universitätsklinikum Tübingen bündelt seine Expertise für Patienten mit autoinflammatorischen Erkrankungen im neugegründeten Autoinflammation Reference Center (arcT). Dadurch soll die Behandlung von Patienten, die an einem dieser seltenen Krankheitsbilder leiden, wesentlich verbessert und die Forschung auf diesem Gebiet verstärkt werden. Das arcT ist neben der Charité in Berlin die einzige Einrichtung dieser Art in Deutschland, die sich schwerpunktmässig auf diese Erkrankungen konzentriert.

Unter dem Sammelbegriff "Autoinflammatorische Syndrome" wird eine Reihe von seltenen meist genetisch bedingten Erkrankungen zusammengefasst. Es sind häufig stark belastende und mitunter schwer verlaufende Krankheiten. Die betroffenen Patienten leiden - immer wieder oder chronisch - an Entzündungsreaktionen im ganzen Körper (systemische Autoinflammation). Die vielfältigen Beschwerden reichen von leichten Symptomen wie Fieberschüben über Entzündungsreaktionen der Haut (Nesselsucht, Urtikaria), die Augen können betroffen sein, auch Gelenkbeschwerden, Abgeschlagenheit, Kopf- und Bauchschmerzen können auftreten. Schwerwiegende Verläufe mit Folgeschäden wie Taubheit, Blindheit und Niereninsuffizienz sind ebenso bekannt.

Die Ursache der Erkrankungen liegt in den Erbanlagen: Eine Veränderung in einem Gen führt zu einer überschießenden Entzündungsreaktion im ganzen Körper, ausgelöst durch einen Botenstoff des körpereigenen Immunsystems. Da die Ursache für die Entzündungsreaktion im Körper selbst liegt, wird diese Art der Entzündungsreaktion als "Autoinflammation" bezeichnet (Inflammation = Entzündung).

Ziel der neuen Einrichtung am Tübinger Universitätsklinikum ist die Verbesserung und Beschleunigung der Diagnose und daraus folgend eine frühzeitige adäquate Behandlung und Betreuung der Betroffenen. Autoinflammatorische Erkrankungen sind nach wie vor unzureichend erforscht, wenig bekannt und werden daher oft erst sehr spät diagnostiziert.

Das arcT ist unter dem Dach des Tübinger Schwerpunkts für Interdisziplinäre Klinische Immunologie, Rheumatologie und Autoimmunerkrankungen (INDIRA) angesiedelt, das sich mit Autoimmunerkrankungen wie z.B. der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen oder der juvenilen idiopathischen Arthritis bei Kindern befasst. In enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Gesellschaften und Patientenverbänden arbeiten bei arcT Experten für pädiatrische und internistische Rheumatologie, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Dermatologie an der interdisziplinären Betreuung autoinflammatorischer Patienten. Darüber hinaus steht arcT niedergelassenen Kollegen und anderen Kliniken beratend zur Seite.

In Tübingen werden bereits seit längerem eine große Zahl an Patienten mit autoinflammatorischen Erkrankungen behandelt. Durch die Aufklärung etlicher zugrunde liegender krankheitsauslösender Ursachen und die Verfügbarkeit neuer effektiver Therapieoptionen kann vielen von ihnen erstmals geholfen werden. Hier soll die Erforschung der Erkrankung und die Kooperation mit nationalen und internationalen Zentren einen schnellen Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in die klinische und ärztliche Praxis ermöglichen.


Ansprechpartnerin für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Oberärztin Dr. med. Jasmin Kümmerle-Deschner
Leiterin arcT
Jasmin.Kuemmerle-Deschner@med.uni-tuebingen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution82


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 22.09.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2011