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SCHLAGANFALL/292: High-Tech-Rettungswagen - Schlaganfall-Therapie schon auf dem Weg ins Krankenhaus (DSG)


Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) - 15. Oktober 2013

Schlaganfall-Therapie schon auf dem Weg ins Krankenhaus

Spezieller Rettungswagen ermöglicht schnellere Patientenversorgung



Berlin - Der Schlaganfall ist immer ein Notfall. Bei den etwa 260 000 Betroffenen in Deutschland zählt jede Minute. Ausschlaggebend für ein gutes Behandlungsergebnis ist die Zeit zwischen dem Notruf und dem Behandlungsbeginn. Ein speziell mit CT-Scanner und Labor ausgestatteter Rettungswagen, das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO), besetzt mit einem Spezial-Team, sorgt für eine signifikante zeitliche Verbesserung und damit effizientere Versorgung des Patienten. Die Ergebnisse einer Studie mit dem STEMO in Berlin präsentieren Experten auf der Pressekonferenz der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) am 24. Oktober 2013 anlässlich des Weltschlaganfalltages in Berlin.

Das Stroke-Einsatz-Mobil wurde während der Vergleichsstudie, in die insgesamt 7000 Patienten eingeschlossen wurden, in Berlin über 21 Monate im Wochenwechsel eingesetzt. Dieses Rettungsfahrzeug ist als spezialisierter Notarztwagen entwickelt worden und hat einen CT-Scanner, ein Minilabor und eine telemedizinische Infrastruktur an Bord. Betreut wird es von einem Team aus einem neurologischen Notarzt, einem Rettungsassistenten und einem Röntgenassistenten. "Um gezielt Einsätze zu fahren, bei denen es vor allem um Schlaganfall-Patienten geht, werden bereits bei den eingehenden Notrufen in der Leitstelle schlaganfallspezifische Symptome abgefragt und dann das STEMO losgeschickt", erläutert Professor Dr. med. Heinrich Audebert, Leiter des STEMO-Projekts in Berlin.

Ziel der STEMO-Besatzung ist es, im Falle einer akuten Durchblutungsstörung im Gehirn, einem ischämischen Schlaganfall, bereits am Einsatzort ein CT des Gehirns und die notwendige Labordiagnostik durchzuführen. Das ist wichtig zur Ursachenklärung des Schlaganfalls. Die Bilddaten werden dann direkt an einen Radiologen im Krankenhaus geschickt. Gleichzeitig werden labordiagnostische Untersuchungen des Blutes im Fahrzeug durchgeführt. Im Falle einer akuten Hirndurchblutungsstörung entscheidet anschließend der STEMO-Neurologe, ob eine Thrombolyse, also eine medikamentöse Auflösung des Gerinnsels, beim Patienten infrage kommt und mit der Behandlung sofort begonnen werden kann.

"Die Ergebnisse der großen Studie sind eindeutig. Wenn das STEMO alarmiert wurde, erhielten mehr Schlaganfall-Patienten eine Lysetherapie, die Behandlungsrate stieg dabei um mehr als die Hälfte von 21 Prozent auf 33 Prozent", fasst Professor Audebert, Ärztlicher Leiter der Neurologie, Campus Benjamin Franklin, Charité Universitätsmedizin Berlin, zusammen. Die Zeit vom Notruf bis zur Behandlung reduzierte sich dabei um 25 auf 52 Minuten, ergänzt der Schlaganfall-Experte. Die Versorgung war dabei mindestens so sicher wie im Krankenhaus. Aufgrund des eindeutigen Zusammenhangs zwischen früherem Therapiebeginn und Behandlungseffektivität ist davon auszugehen, dass bei vielen Patienten die Schlaganfallfolgen - darunter vor allem auch bleibende Behinderungen - reduziert werden konnten. "Weitere Studien müssen nun zeigen, ob diese 'mobile' Form der Versorgung von Schlaganfall-Patienten auch in anderen Einsatzregionen erfolgreich eingesetzt werden kann", erklärt Professor Dr. med. Joachim Röther, Pressesprecher und 2. Vorsitzender der DSG. Ebenfalls zu untersuchen ist, ob dieses Versorgungsmodell unter gesundheitsökonomischen Betrachtungen mehr für Ballungsräume oder auch für ländliche Gebiete geeignet sei, fügt der Hamburger Neurologe von der Asklepios Klinik Altona hinzu.


Literatur:

Weber JE., Ebinger M, Rozanski M, et al.
Prehospital thrombolysis in acute stroke: results of the PHANTOM-S pilot study.
Neurology, 2013 Jan 8;80(2):163-8

Die aktuelle Studie befindet sich im Publikationsprozess.

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Quelle:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Pressemitteilung vom 15.10.2013
Pressestelle, Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2013