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LEBER/076: Unerkannt leberkrank - Ein häufiges Problem! (idw)


Deutsche Leberstiftung - 18.11.2009

Unerkannt leberkrank: Ein häufiges Problem!

Kostengünstige Bestimmung des GPT-Wertes in den Checkup-35 aufnehmen


Die Ausprägung der Beschwerden bei Lebererkrankungen hängt eher von der Schwere der Entzündung und Fibrose (Vernarbung) ab als von der Ursache. "Am häufigsten beklagen die Patienten uncharakteristische Beschwerden wie Müdigkeit, Oberbauchdruck und Konzentrationsstörungen," sagte Prof. Dr. Claus Niederau, Vorstand der Deutschen Leberhilfe e.V., anlässlich des 10. Deutschen Lebertages, der am 20. November 2009 stattfindet.

Gerade bei solchen Symptomen sollten deshalb die Leberwerte Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) und g-GT bestimmt werden. Erhöhte Leberwerte gehören zum Alltag der hausärztlichen Praxis; zehn bis 15 Prozent der Patienten dort haben einen erhöhten GPT-Wert. Lange Zeit wurden leicht erhöhte Leberwerte ohne Konsequenzen als "Kavaliersdelikt" hingenommen. Obwohl der Alkoholmissbrauch eine häufige Ursache für erhöhte Leberwerte ist, muss eine weitere Klärung erfolgen, da das Übersehen anderer Gründe schwerwiegende Folgen haben kann. Es ist deshalb sinnvoll, die kostengünstige Bestimmung des GPT-Wertes in den Checkup-35 aufzunehmen.

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, auch bei nur leicht erhöhten Leberwerten nach Hepatitis C Virus (HCV)- und Hepatitis B Virus (HBV)-Infektionen zu suchen. Mit der verlässlichen und preiswerten Bestimmung von HCV-Antikörpern und HbsAg (hepatitis B surface antigen) erkennt man über 99 Prozent dieser Infektionen ohne Belastung des Laborbudgets. Die Ultraschalluntersuchung ist wichtig für die Verdachtsdiagnose einer Leberverfettung, die angesichts der steigenden Häufigkeit von Übergewicht und Diabetes mellitus eine zunehmende Bedeutung hat. In Deutschland liegt bei je etwa 500.000 Menschen eine chronische HBV- oder HCV-Infektion vor, die bei hoher Virusreplikation und Entzündung zu Leberzirrhose und -karzinom führen kann. Obwohl die Neuinfektionen aufgrund der HBV-Impfung und Untersuchung der Blutkonserven auf HCV bei uns zurückgehen, bringt die Migration eine Vielzahl von schon Infizierten in unser Land.

Die Leberschäden durch Alkohol und Fettleber sind noch häufiger, so dass man von mehr als drei Millionen Leberkranken in Deutschland ausgeht. Durch Untersuchungen bei der Hepatitis B und C weiß man, dass hier nur 20 Prozent der Betroffenen von ihrer Infektionen wissen; die unerkannt Infizierten können also nicht behandelt werden und haben ein Risiko für die Entwicklung von Leberzirrhose und Leberkrebs; zudem stellen sie eine Infektionsgefahr für Familie, Partner und Umfeld dar. In den vergangenen Jahren ist gezeigt worden, dass erhöhte Leberwerte nicht nur mit dem Risiko für die leberbedingte Sterblichkeit verbunden sind, sondern auch mit der Gesamtsterblichkeit.


• Wichtige Schlussfolgerungen für die Praxis:

Bei uncharakteristischen Beschwerden wie Müdigkeit, Leistungsschwäche und Oberbauchdruck sollten GPT und g-GT bestimmt werden.
Die Bestimmung des GPT-Wertes sollte in den Checkup-35 aufgenommen werden.
Auch bei nur leicht erhöhten Leberwerten muss eine Klärung der Ursache erfolgen. In der Hausarztpraxis genügt die Bestimmung von HBs-Ag und HCV-Ak.
Zur Basisdiagnostik gehört die Sonographie, die häufig die Verdachtsdiagnose einer Leberverfettung ergibt.
Nach dem Ausschluss von Alkoholschäden, Virushepatitis und Fettleber sollte beim Facharzt nach genetischen, autoimmunen und medikamentösen Ursachen gesucht werden.


Ansrechpartner:
Prof. Dr. Claus Niederau
Katholische Kliniken Oberhausen gGmbH, St. Josef Hospital
Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen
Mülheimerstr. 83, 46045 Oberhausen
E-mail: c.niederau@kk-ob.de

Wichtige Informationsquellen im Internet:
- www.aasld.org
- www.easl.ch
- www.cdc.org
- www.dgvs.de
- www.kompetenznetz-hepatitis.de
- www.leberhife.org
- www.rki.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.lebertag.org

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image104409
10. Deutscher Lebertag 2009

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1419


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Leberstiftung, Rita Wilp, 18.11.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2009