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SCHMERZ/464: Optimale Kombination aus Vorbeugung und Akutbehandlung bei Kopfschmerzen (idw)


Deutsche Gesellschaft für Neurologie - 09.03.2009

Bei Kopfschmerzen und Migräne zum Neurologen


Etwa eine Million Arbeitstage verliert die deutsche Wirtschaft jedes Jahr durch Krankmeldungen wegen Kopfschmerzen und Migräne. Ein Großteil dieser Fehlzeiten könnte vermieden werden, konsultierten Patienten einen Neurologen, der die individuell optimale Kombination aus Vorbeugung und Akutbehandlung zusammenstellen kann.

Rund acht Millionen Deutsche leiden unter Spannungskopfschmerzen und Migräne. Doch die wenigsten Patienten erhalten die richtige Behandlung. Dabei stünden Erkrankten in Deutschland Therapien zur Verfügung, die das Gewitter im Kopf lindern würden.

Gerade mal die Hälfte der Patienten sucht überhaupt einen Arzt auf - und wenn, dann häufig den falschen. Da bei der Migräne die Schmerzen nicht nur am Kopf, sondern beispielsweise auch im Gesicht, am Nacken, in den Augen oder an den Zähnen auftreten können, erhalten Patienten oft jahrelang die falsche Behandlung. Deshalb können Migräne und Spannungskopfschmerzen für die Betroffenen zum Alptraum werden, resümiert Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Duisburg-Essen, in der heutigen Ausgabe des Nachrichtenmagazins FOCUS.

Manche Patienten erhoffen sich sogar Linderung durch die sogenannte Corrugator-Methode, die im Internet für mehrere tausend Euro angeboten wird. Dabei durchtrennen Chirurgen einen über der Nasenwurzel sitzenden Muskel. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie warnt Patienten vor diesen unseriösem Verfahren. "Dabei handelt es sich um ein tragisches Beispiel der vorsätzlichen Körperverletzung", sagt Diener.

Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass Kopfschmerzen chronisch werden und eine Therapie dadurch nur noch eingeschränkt möglich ist. Dabei ist auch der Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln ein wesentlicher Faktor. Im vergangenen Jahr hat eine Studie des Deutschen Kopfschmerzkonsortiums mit 18.000 Personen ergeben: Wer über eine längere Zeit viele Schmerzmittel einnimmt (an mindestens zehn Tagen pro Monat), hat ein um das Achtfache erhöhtes Risiko, chronische Kopfschmerzen zu entwickeln.


Patienten sollten sich nicht nur auf Medikamente verlassen

Die beste Behandlung für Patienten setzt sich immer aus drei Ansätzen zusammen: Medikamente zur Akuttherapie und Prophylaxe, Sport und das Erlernen verhaltenspsychologischer Maßnahmen. "Die Patienten müssen selbst aktiv werden", mahnt Kopfschmerzexperte Diener.

Die wichtigsten Tipps für Kopfschmerz-Patienten:

Patienten sollten selber versuchen herauszufinden, was Ihre persönlichen Migräne-Auslöser sind und versuchen, diese zu meiden. Die häufigsten dieser "Trigger" sind: Störungen oder Veränderungen im Tagesablauf; zu viel/zu wenig Schlaf; körperlicher oder seelischer Stress; bestimmte Nachrungsmittel (Käse, Alkohol, Schokolade, Glutamat in chinesischem Essen); hormonelle Veränderungen wie Menstruation; verrauchte Räume; Lärm; Wetterumschwung.
Regelmäßigkeit im Tagesablauf beugt Kopfschmerzen vor. Daher: Lieber auch am Wochenende den Wecker stellen.
Stress so gut es geht vermeiden. Man muss lernen, auch mal "Nein" zu sagen. Gerade Menschen, die unter Migräne leiden, stellen häufig zu hohe Ansprüche an sich.
Training von Entspannungsmethoden wie die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, autogenes Training oder Biofeedback.
Ausdauersport wie Joggen, Walken, Radfahren oder Schwimmen helfen, die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren.
Auch die Wirkung so genannter alternativer Heilmethoden wie Akupunktur gegen Migräne ist inzwischen in großen Studien belegt.
Die Einnahmeregeln für die vom Neurologen verschriebenen Medikamente unbedingt einhalten.

Eine Tabelle der aktuell von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfohlenen Präparate finden Sie im aktuellen FOCUS (Heft 11/09).

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.dgn.org/presse.html
Pressezentrum der DGN im Internet

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1276


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Frank A. Miltner, 09.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2009