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MELDUNG/332: Arzneimittelversorgung - Mehr Informationen über neue Medikamente gefordert (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7/2014

Arzneimittelversorgung
Mehr Informationen über neue Medikamente gefordert

Von Dirk Schnack



Eine weitere Nutzenbewertung neu eingeführter Medikamente fordert die TK-Landesvertretung.


Von insgesamt 20 Neueinführungen auf dem Arzneimittelmarkt im Jahr 2011 bescheinigt der jetzt vorgelegte Innovationsreport nur drei einen uneingeschränkten Innovationscharakter. Der Report wurde von Wissenschaftlern der Bremer Universität um den bekannten Pharmakologen Prof. Gerd Glaeske erstellt und von der Techniker Krankenkasse (TK) finanziell unterstützt.

Sieben Neueinführungen erhielten den Stempel "nicht innovativ". Die restlichen zehn gelten laut Report nur als "begrenzt innovativ". Betrachtet haben die Forscher um Studienleiter Glaeske, ob es bereits verfügbare Therapien gibt, ob für den Wirkstoff ein Zusatznutzen nachgewiesen werden konnte und ob die Therapiekosten höher oder niedriger als die vorhandener Alternativen liegen. Der Report hatte auch regionale Unterschiede deutlich gemacht. Danach zählt Schleswig-Holstein zu den Bundesländern, in denen die Ärzte besonders viele Arzneimittel mit einem geringen Zusatznutzen verordnen.

Die im vorliegenden Report betrachteten Wirkstoffe verursachten im vergangenen Jahr allein bei der TK Kosten in Höhe von fast 3,2 Millionen Euro (bundesweit über 96 Millionen Euro). Davon entfielen über 205.000 Euro (bundesweit 4,6 Millionen Euro) auf Arzneimittel, die in der Gesamtbetrachtung als nicht wirklich innovativ eingeschätzt wurden. "Verordnungen von Medikamenten ohne Zusatznutzen führen nicht nur zu erheblichen Kosten in der gesetzlichen Krankenversicherung, sondern bergen auch für die Patienten immer Risiken noch nicht bekannter Effekte", sagte dazu Sabrina Segebrecht von der TK in einem Pressegespräch zum Thema in der Kieler Landesvertretung.

Die TK im Norden setzt deshalb auf mehr Arzneimittelinformationen für die verordnenden Ärzte. Sie kündigte hierzu Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung und eine stärkere Bewerbung an.

TK-Landeschef Dr. jur. Johann Brunkhorst machte deutlich, dass er neben einer erneuten Bewertung der Arzneimittel auch mehr Informationen für die Ärzte für erforderlich hält. Angebote sind bereits vorhanden. So können sich Ärzte u. a. ihr individuelles Verordnungsverhalten von der Kasse analysieren lassen. Bislang nutzen dies im Norden aber erst gut 100 Verordner. Die frühe Nutzenbewertung, die der Gesetzgeber mit dem Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG) eingeführt hat, begrüßte Brunkhorst ausdrücklich, er hält aber weitere Maßnahmen für erforderlich. "Wir wissen jetzt mehr, setzen es aber in der Versorgungsrealität noch nicht um", sagte Brunkhorst. Um das zu erreichen, müssten Erfahrungen aus dem Alltag der verordnenden Ärzte analysiert werden. "Was wir brauchen, sind weitere Erfahrungen aus dem Versorgungsalltag, um den tatsächlichen Nutzen neuer Medikamente besser einschätzen zu können", sagte Brunkhorst.

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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201407/h14074a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
67. Jahrgang, Juli 2014, Seite 28
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz-Joseph Bartmann (V.i.S.d.P.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2014