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ARTIKEL/386: Klinische Forschung an Kindern (idw)


Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen
Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH - 27.05.2009

Klinische Forschung an Kindern

Antrittsvorlesung von Priv.-Doz. Dr. med. Felix Thiele in Essen


Bad Neuenahr-Ahrweiler, 27. Mai 2009. - Dr. med. Felix Thiele hielt heute seine Antrittsvorlesung als Privatdozent im Fachbereich Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Unter dem Titel "Klinische Forschung an Kindern. Eine kritische Prüfung medizinethischer und wirtschaftethischer Vorbehalte" befasste er sich mit Vorschlägen zur Verbesserung der therapeutischen Situation von Minderjährigen.

Klinische Forschung in Minderjährigen ist ein drängendes Problem, denn ein sehr großer Teil der Kindern und Jugendlichen verabreichten Pharmazeutika wird "off-label" oder "off-license" verwendet, d.h. entweder haben die verwendeten Pharmazeutika aufgrund fehlender Forschungsdaten keine Zulassung für die Nutzung im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin oder zumindest nicht die Zulassung für den bestimmten medizinischen Zweck, für den sie genutzt werden. In solchen Fällen können die behandelnden Ärzte ihre Therapie nicht auf wissenschaftliche Daten stützen, sondern müssen auf ihre subjektive Erfahrung zurückgreifen.

Den Schwerpunkt seiner Überlegungen legte Thiele auf die zunehmende Verlagerung klinischer Forschungsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländer - etwa in osteuropäische Länder oder nach Indien. Viele Berichte deuten darauf hin, dass solche Forschungsprojekte häufig nicht den hierzulande geltenden moralischen und rechtlichen Standards genügen und daher abzulehnen sind. Thiele sprach sich allerdings grundsätzlich für eine Internationalisierung der Forschung an Minderjährigen aus. Notwendig sei dafür ein internationaler Ordnungsrahmen, der sicherstellt, dass Probanden einen angemessenen Nutzen aus ihrer Teilnahme an solchen Forschungsprojekten ziehen.


Felix Thiele studierte Medizin und Philosophie unter anderem an der Universität Heidelberg und der London School of Economics. Seit 1999 ist er Stellvertreter des Direktors der Europäischen Akademie und ist derzeit u.a. Mitglied der interdisziplinären Projektgruppe "Klinische Forschung in vulnerablen Populationen".

• Projekt der Europäischen Akademie zum Thema
"Arzneimittelforschung":
- Klinische Forschung in vulnerablen Populationen
   (Laufzeit: 12/08-6/11)
   siehe unter www.ea-aw.de/projektgruppen

• Publikationen der Europäischen Akademie zum Thema "Arzneimittelforschung":
- F. Thiele, J. M. Fegert, G. Stock (Hrsg.)
   Clinical research in minors and the mentally ill
   (Band 46 der Grauen Reihe)
   Europäische Akademie 11/2008 - siehe unter
   www.ea-aw.de/publikationen/graue-reihe
- Focus "Research on Minors", Newsletter 4/2008
    siehe unter
   www.ea-aw.de/publikationen/newsletter

Die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler gGmbH wurde 1996 vom Land Rheinland-Pfalz und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) gegründet. Direktor der Gesellschaft ist der Philosophieprofessor Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann. Wissenschaftlich-interdisziplinäre Arbeitsgruppen widmen sich der Erforschung und Beurteilung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen für das individuelle und soziale Leben des Menschen und seine natürliche Umwelt. In wissenschaftlicher Unabhängigkeit führt die Akademie einen Dialog mit Wirtschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft. Damit will sie zu einem rationalen Umgang der Gesellschaft mit Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen beitragen.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ea-aw.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution626

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen
wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH
Friederike Wütscher, 27.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2009

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