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ARTIKEL/453: Fehlbildungsrisiko für Kinder wird durch Tierversuche nicht gesenkt (AG STG)


Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner (AG STG) - Bonaduz, 25. Juni 2012

Gefährdung durch veraltete Forschungsmethoden

Fehlbildungsrisiko für Kinder immer noch so hoch wie vor 100 Jahren


Bis 2003 wurden mehr als 150 Babys mit Fehlbildungen geboren, deren Mütter das Aknemedikament Roaccutan (Isotretinoin) der Schweizer Firma Roche einnahmen. Noch wesentlich mehr Schwangerschaften endeten mit Fehlgeburten.

2006 und damit erst als bereits zahlreiche Kinder Schaden erlitten, erliess die amerikanische Zulassungsbehörde für Medikamente (FDA) das «iPLEDGE-Programm», das verlangte, dass jede Frau im gebärfähigen Alter über das Fehlbildungs-Risiko des Medikamentes Roaccutan aufgeklärt wird und ihr die Anwendung von zwei Verhütungsmethoden gleichzeitig angeraten wird.


Wie konnte es zu diesen Fehlbildungen kommen?

Für die Zulassung eines Medikamentes werden von den Zulassungsbehörden auch sogenannte Terratogenitätsprüfungen verlangt, also Tierversuche, welche die Gefahr für Fehlbildungen des Fetus bzw. Embryos erkennen sollen. Besonders gerne werden hierfür schwangere Menschenaffen verwendet. Der als Oberarzt tätige Alexander Walz weisst darauf hin, dass sich nur in 50% solcher Tierversuche eine Übereinstimmung mit dem Menschen zeigt: «Dies führt zu einem völlig inakzeptablen Risiko für Schwangere bzw. deren ungeborenen Kindern. Dies ist ein Skandal, denn jede schwangere Frau sollte sich bewusst sein, dass sie bei Einnahme eines neuen Medikamentes genauso gut eine Münze werfen kann, um das Risiko für eine Fehlbildung abzuschätzen. Damit wird sie keine schlechtere Vorhersage machen können als wenn sie auf die Tierversuchsergebnisse vertraut. Der eigentliche Skandal aber ist, dass schwangere Frauen heute noch dem gleichen Risiko für Fehlbildungen und Fehlgeburten bei Einnahme neuer Medikamente ausgesetzt sind wie noch vor 100 Jahren, weil unsere Forscher und Zulassungsbehörden immer noch an den mittelalterlichen, unzuverlässigen Tierversuchen festhalten». Weiter sagt Dr. med. Walz: «Auch beim Medikament Roaccutan täuschten die Tierversuche an Mäusen und Ratten eine falsche Sicherheit vor, wie der Forscher Nau bereits 2001 aufdeckte.»

Weltrenommierte Wissenschaftler der Vereinigung Antidote Europe weisen seit Langem darauf hin, dass der Mensch nicht eine 70kg schwere Ratte ist und wir deshalb nicht mehr länger auf Tierversuche vertrauen sollten. 2002 kam die toxikologische Arbeitsgruppe des englischen Regierungshauses «House of Lords» zu dem Ergebnis, dass die Verwendung zweier verschiedener Tierarten bei Sicherheitstests von Arzneien kein wissenschaftlich seriöses Unterfangen sind, sondern vielmehr als Eingeständnis zu werten sind, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf Menschen übertragen werden können.

Für die radikale Tierschützerin Paris Hiltl lässt dies nur einen Schluss zu: «Forscher, die Tierversuche durchführen, wollen nicht Menschen helfen, sondern ihre sadistischen Neigungen ausleben und ihre Karrieregier befriedigen.»

Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner, kurz AG STG, fordert seit langem die konsequente Förderung und Anwendung von tierversuchsfreien Forschungsmethoden statt der Verschwendung von Geldern für gefährliche, völlig veraltete Testmethoden. Innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden sind ein klarer Fortschritt und nicht ein Ersatz für Tierversuche.

Die AG STG fordert endlich ein Umdenken in Politik und Forschung. Will die Schweiz auch in Zukunft zu den führenden Forschungsnationen gehören, müssen wir uns vom Tierversuch verabschieden und den Weg frei machen für schnellere, preiswertere und vor allem zuverlässigere Forschungsmethoden.


Weitere Informationen über Tierversuche und über die AG STG finden Sie unter:
http://www.agstg.ch


Die Organisation AG STG (Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner) besteht seit 1981. Sie lehnt Tierversuche aus medizinischen, aus wissenschaftlichen sowie aus ethischen Gründen ab. Die Organisation engagiert sich für einen innovativen, zukunftsorientierten und führenden Forschungsstandort Schweiz und somit für eine Wissenschaft ohne Tierversuche. Die medizinische Wissenschaft muss sich endlich wieder am Menschen orientieren und dabei die Ursachenforschung und die Vorbeugung gegen Krankheiten in den Vordergrund stellen.

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Quelle:
AG STG - Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner
Medienmitteilung vom 25. Juni 2012
Hauptstrasse 14a, 7402 Bonaduz, Schweiz
E-Mail: andreas.item@agstg.ch
Internet: www.agstg.ch


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2012

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