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RECHT/155: Bolivien - Kampagne bei den Vereinten Nationen für Legalisierung der Kokapflanze (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Mai 2011

Bolivien: Kampagne bei den Vereinten Nationen für Legalisierung der Kokapflanze

Von Haider Rizvi


New York, 2. Mai (IPS) - Ist Koka eine gefährliche Droge oder Bestandteil des kulturellen und medizinischen Erbes der Anden-Ureinwohner? In den kommenden Monaten werden sich UN-Diplomaten mit der dornigen Frage befassen, wie mit der Produktion und dem Konsum der Pflanzen aus der südamerikanischen Andenregion verfahren werden soll.

Für die Andenbewohner ist das Kauen von Kokablättern eine jahrhundertealte Tradition. Sie betrachten die Pflanze als lebenswichtige Quelle für Energie, Nahrung und Zusammengehörigkeit.

Die USA und einige europäische Verbündete vertreten den Standpunkt, dass die Kokapflanze ein Betäubungsmittel ist und der Kokaanbau in Übereinstimmung mit dem UN-Drogenabkommen von 1961 verboten werden muss.

Die Regierung von Bolivien widerspricht dieser Position mit Nachdruck. Sie fordert seit zwei Jahren, Artikel 49 der Antidrogenkonvention der Vereinten Nationen zu ändern, der den Kokaanbau als gesetzwidrige Handlung deutet.


"Koka ist kein Kokain"

Boliviens Präsident Evo Morales ist für eine Legalisierung der Kokapflanze, weil "Koka nicht dasselbe ist wie Kokain". Für Martin Jelsma vom 'Transnational Institute' wäre ein Verbot, Kokablätter zu kauen, "eine Missachtung der Rechte indigener Völker, die im Widerspruch zu diversen Abkommen und Erklärungen stünde". In den Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt und der Rechte indigener Völker erkennen die UN das Recht der Ureinwohner an, ihre Kultur und religiösen Überzeugungen auszuleben.

Die USA und Nordeuropa, die Hauptmärkte für Kokain, sind gegen eine Legalisierung der Kokapflanze. Experten schätzen die Zahl der Kokainabhängigen in den Vereinigten Staaten auf drei bis vier Millionen.

Dem staatlich anerkannten Behandlungszentrum 'Michaels House' zufolge sind die USA das Land mit dem höchsten Kokainkonsum auf der Welt. Seit Jahrzehnten versucht Washington, seinen Krieg gegen Drogen auf die andinen Kokaanbauländer auszudehnen, ohne jedoch den Drogenhandel beeinflussen zu können.


UN-Kritik an Bolivien

Der Internationale Suchtstoffkontrollrat der Vereinten Nationen (INCB) hat in diesem Jahr in einem Bericht Kritik an Bolivien geübt. In dem Report heißt es, Bolivien unternehme nicht genug, um den Anbau von Kokapflanzen einzudämmen und den Konsum von Kokain zu beschränken.

Trotz des Widerstandes der USA und bestimmter europäischer Nationen ist es Bolivien gelungen, sich Unterstützung von den 118 Mitgliedern der Blockfreien-Staaten sowie von Japan und Spanien zu sichern.

Diplomaten und UN-Beamte erklärten gegenüber IPS, zur Änderung des Abkommens müssten die Vertragsstaaten eine internationale Konferenz abhalten. Bisher stünde dafür noch kein Zeitpunkt fest. (Ende/IPS/jb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2011