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INITIATIVE/022: Das "Theater der Verrückten" feiert fünfjähriges Jubiläum (Soziale Psychiatrie)


Soziale Psychiatrie Nr. 178 - Heft 04/22, Oktober 2022
Rundbrief der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V.

"Unsere Herangehensweise ist therapeutisch, ohne jedoch eine Therapie darzustellen." (1)
Das "Theater der Verrückten" feiert fünfjähriges Jubiläum

Für Birgit Fritz und Armin Staffler

von Stephan Bert Antczack


"Der Versuch geht dahin, die Verrücktheit des Theaters zu nutzen und so den 'pathologischen Wahnsinn durch den Wahnsinn der Kunst einzudämmen.'"
(CTO Rio de Janeiro, PM, Staffler 2009, 129, Anm. S. 177) 


Eine Frau, Schlagzeugerin von Beruf, zeigt das Bild einer "Fixierung", wie die Fesselung ans Bett in der Fachsprache der Psychiatrie genannt wird. (2) Ein betroffener Filmemacher bildet ein Environment, in dem eine Person von anderen umringt massiven Schlägen ausgesetzt wird. Der Autor des Bildes war als Junge im Heim von anderen Jugendlichen verprügelt worden.

Das waren die Anfänge vor einem halben Jahrzehnt, im Mai 2017, als das "Theater der Verrückten" (TdV) in Berlin gegründet wurde (vgl. Antczack 2020). Traumatische Erinnerungen wurden rekonstruiert, geteilt und mit Distanz auf Veränderbarkeit geprüft. Ästhetische Atmosphäre, künstlerische Mittel und Spiel provozierten bei den Teilnehmenden drastische Szenen.

Es gab plötzlich einen Ort und Menschen, mit denen ein Austausch über schreckliche Erinnerungen und Zusammenhänge möglich war. Stück für Stück lernten die Spielleitung und die Gruppe schwierige Stoffe vorsichtiger und gründlicher anzupacken.

Beim TdV bildet die Frage nach der Macht in Beziehungen und gesellschaftlichen Verhältnissen den Schlüssel zum Inhalt des Spiels. Dabei ist "Macht ein Element menschlicher Beziehungen, und sie ist für sich genommen weder gut noch schlecht" (Seikkula & Arnkil 2007, S. 206). Macht bedeutet, dass Entscheidungen getroffen werden, und in Verhältnissen, in denen unterschiedliche Bedürfnisse, Interessen und Ziele "herrschen", kann es zu Konflikten kommen, d.h. zu Widersprüchen und Problemen. Unterdrückung tritt dann ein, wenn von Entscheidungsträgerinnen und -trägern gegen Bedürfnisse, Interessen und Ziele von betroffenen Subjekten entschieden wird. Das gilt ebenso, wenn in die Unterdrückung von betroffenen Subjekten eingewilligt und partizipiert wird:

"Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der Frage, wieweit der verkürzte Begriff individueller Gesellschaftlichkeit nicht partiell auch im eigenen Interesse ist, d.h. unser Kampf gegen Unterdrückung wesentlich dadurch behindert ist, dass wir Unterdrückung, sobald sie zum eigenen Vorteil ist, nicht als solche wahrzunehmen pflegen." (Osterkamp, S. 190)

Eine psychiatrische Einrichtung hat in erster Linie die Funktion, die bürgerliche Ordnung, deren Grundlage Macht- und Eigentumsverhältnisse sind, aufrechtzuerhalten. In der psychodramatischen Analyse werden solche verschiedenen Perspektiven untersucht. Ziel des TdV ist es, die eingespielten Muster mit ästhetischen, pädagogischen und therapeutischen Mitteln zu revolutionieren (vgl. Antczack 2022a). Therapeutische Arbeit wird dabei aufklärend und von Unterdrückung befreiend verstanden statt im Sinne einer Anpassung an die bürgerlichen Verhältnisse (vgl. Braun 1988).


Methoden und Erkenntnisse

Die Spielleitung geht bei den Proben strategisch vor, "vom Einfachen zum Komplexen" (Boal 2013b, 123; Santos 2019, S. 247-258). Die Probe beginnt mit einer Einführungsrunde, in der die Ensemblemitglieder erzählen, wie es ihnen geht und was sie von der Probe erwarten. Es werden die demokratischen Feedback-Joker von Maike Plath eingeführt (vgl. Plath 2017, S. 425). Die operativen Karten liegen in der Mitte oder am Rand des Raumes, mit schnellem Zugriff. Dann kommen Spiele zum Warm-up, die Haltungen und Verhaltensweisen üben: z.B. Konzentration, Vertrauen, verschiedene Tempi, Gestik, Mimik, Artikulation und so weiter. Das ist bei Angststörungen, Depression, Ablenkung durch Stimmenhören oder eingeschränkter Denkfähigkeit z.B. aufgrund der Einnahme von Neuroleptika oft gar nicht so einfach. Es geht darum, alle anzusprechen und mitzunehmen. Auch Einführungen in die Technik des Schauspiels erfolgen. Vor allem werden Improvisationselemente geübt (vgl. Johnstone 2006; Vlcek 2009).

Nach dieser Phase folgt die szenische Arbeit. An Workshop-Tagen, meist am Wochenende mit rund fünf Stunden Dauer, wird auch gemeinsam gegessen. In den Workshops kommen psychodramatische Techniken zum Einsatz, die Szenen werden schriftlich ausgearbeitet (vgl. Boal 2005; Feldhendler 1992). Die Texte strukturieren die szenische Arbeit, geben den Ensemblemitgliedern etwas an die Hand, was sie im Spiel nutzen können. Die Improvisation kommt erst, wenn die Darstellerinnen die Szene spielen können. Am Anfang gab es Menschen, die des Lesens und Schreibens nicht mächtig waren. Dann wurden Szenen eingelesen.

Nach den ersten spielerischen Experimenten im Sommer 2017 befasste sich das TdV mit dem Zusammenhang von seelischer Gesundheit und digitalen Medien. "Analog, Monolog, Dialog - Was ist da die Frage?" nannte sich das erste Aufführungsprogramm. Anregung dafür gab die "Berliner Aktionswoche für seelische Gesundheit", die im Oktober 2017 zum Anlass für den ersten Auftritt genutzt wurde. Im folgenden Jahr hatten sich alle etwas näher kennengelernt. Es kamen persönliche Vorlieben und Abneigungen zum Vorschein, die ersten Konflikte in der Gruppe traten auf den Plan. Konflikte bilden im Theater der Unterdrückten (TdU) des brasilianischen Theatermachers Augusto Boal (1931-2009) den zentralen Gegenstand (vgl. Staffler 2009; Boal 2004). Jeder Konflikt ist mit politischen Fragen verbunden. "Man kann psychische Probleme nicht von sozialen Problemen trennen. Sie sind beide eng miteinander verknüpft. Die Gesellschaft ist nichts Abstraktes. Man kann nicht eine Neurose behandeln und die Situation des Patienten belassen, wie sie ist. Auch die Situation muss 'behandelt' werden." (Augusto Boal im Interview mit Henry Thorau, in: Boal 2004, S. 164/165)

Alltagsprobleme wurden betrachtet und analysiert. Wer ist Protagonist/in, wer Antagonist/in? Wer hat in der Situation die Macht, wer ist unterdrückt? Was kann die unterdrückte Person, die Protagonist/in anders machen, um ihre Bedürfnisse, Interessen und Wünsche zum Ausdruck zu bringen? Der subjektive Konflikt wird auf seinen allgemeinen Gehalt geprüft. Wen geht diese Frage etwas an? Handelt es sich um einen privaten Streit, für den die Teilnehmenden eine Lösung suchen und der nicht in die Öffentlichkeit gehört, oder gibt es in der Situation eine allgemeine Frage, eine Frage, die alle angeht?

Beim TdV werden diese Konflikte (Probleme in menschlichen Beziehungen) enteignet und vergesellschaftet. Die Rollen der Konfliktparteien werden von anderen Personen übernommen, der ursprüngliche Konflikt wird anonymisiert, überzeichnet, verfremdet. Es gibt eine große Nähe zum epischen Theater Bertolt Brechts (1898-1956) (vgl. Steinweg 2005; Hecht 1962).


Pandemie und Öffentlichkeit

Im Oktober 2018 hieß es dann: "Körper, Kleidung, Konventionen". In der Auswertungsphase verschafften sich die Stimmenhörenden Gehör. Alle wollten wissen, wie das läuft, mit dem "Stimmenhören". So begann mit "Stimmen! Hören! Spielen!" der (innere) Dialog zum Thema "Stimmenhören" im Oktober 2019. Die Vielfalt des Phänomens war für die meisten überraschend. "Stimmenhören" ist bei jedem Menschen anders. Einige konnten nun sogar ihre temporären Erfahrungen zuordnen und verstehen sich heute als Stimmenhörende.

Das nächste Programm für den Oktober 2020 drohte durch die Pandemie zu kippen. Zum ersten Mal erhielt das TdV eine öffentliche Förderung durch "Partnerschaft für Demokratie - Demokratie leben". Mit "Boom and Doom - Psychotherapie oder andere bittere Pillen?!" griff das TdV den Diskurs um Psychotherapie und Psychopharmakabehandlung auf.

Am 12. März 2020 erschien ein Artikel im Tagesspiegel (vgl. Schrader 2020). Einen Tag später wurden mit dem ersten Lockdown die Räume gesperrt und die Gruppe obdachlos. Die Förderung stand auf dem Spiel. Es gelang, die Proben während der Pandemie legal fortzusetzen: Als "Distanztraining" und "Notbetreuung für behinderte Menschen" erhielt das TdV eine Legitimation durch die Berliner Senats-Gesundheitsverwaltung. Die Probe des TdV im Treptower Park wurde während der Pandemie zur "Veranstaltung der öffentlichen Gesundheitsfürsorge" (3).

Die Aufführung durfte dann nur unter besonderen Hygienevorschriften stattfinden. Die Begrenzung der Zuschauendenzahl wurde durch die Erhöhung der Aufführungsfrequenz kompensiert. Es wurden an einem Tag zwei Aufführungen nacheinander angeboten.

Im zweiten Jahr der Pandemie rückte das "Aktionsbündnis für seelische Gesundheit" das Thema "Familie" in den Fokus der Aufmerksamkeit. Grundgedanke war, die Familie als Ressource in der Pandemie zu nutzen. Viele Akteurinnen und Akteure des TdV haben mit ihren Herkunftsfamilien allerdings schwierige Erfahrungen gemacht, und so kam der ironische Titel von Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895) auf: "Die heilige Familie oder die Kritik der kritischen Krisenkonzeptionen" (Karl Marx & Friedrich Engels 1957). Erstmals war das Patientenradio und damit ein öffentliches Medium bei der Aufführung zu Gast.


Von der Gruppe zum Kollektiv

Das TdV begann als Veranstaltung der Kulturwerkstatt der ABZ GmbH (4). Die Proben fanden vierzehntägig in den Räumen des Bürgerzentrums Neukölln statt. Es bildete sich eine Theatergruppe.

"Eine Gruppe besteht aus einer Anzahl von Personen, die untereinander in persönlichem Kontakt stehen (Kommunikation) und die aus äußeren Gründen oder aus eigenem Wunsch für eine gewisse Zeit beisammenbleiben (Kohäsion)." (Berner, S. 102)

Ziele und Interessen halten die Gruppe zusammen (vgl. Aissen-Crewett 2002, S. 17).

Beim TdV traten unterschiedliche Ambitionen und Interessen zutage: Anerkennung, Ausdrucksfähigkeit, Beziehungen zu den anderen Gruppenmitgliedern, Erkenntnisgewinn, Spiel, Statustraining, aber auch Verständnis für Probleme anderer, Verständnis für Machtfragen und das Interesse an politischen Verhältnissen, die die eigene Position schwächen, stigmatisieren und diskriminieren.

Da die Gruppe eine sowohl politische, aber ebenso ästhetische Ausrichtung verfolgt, wird bei uns für Spiel und Arbeit der Ensemble-Begriff verwendet. Gruppen haben temporären Charakter in Phasen: Auf die Orientierung folgt die Strukturierung. Es entstanden Freundschaften. In der Phase der Zustimmung und Begeisterung ist der Prozess der Gruppenbildung abgeschlossen, die Bereitschaft, neue Mitglieder aufzunehmen, sinkt. Erste Ausgrenzungsversuche treten in Erscheinung. Mit der Krise folgt die vierte Phase (vgl. Berner 1983, S. 103-115).

"Eine Krise liegt immer dann vor, wenn sich ein ungelöstes Problem auf Dauer nachteilig auf das Gruppenleben auswirkt." (ebd. S. 116)

Aus einer Krise kann die Weiterentwicklung oder die Auflösung der Gruppe folgen. Krisen gab es im TdV etliche. Es haben sich auch Ensemblemitglieder verabschiedet. Einige beschwerten sich über andere und forderten deren Ausschluss. Menschen, die aufgrund ihrer Andersartigkeit als schwierig galten, die gewohnten Abläufe störten und sich anders verhielten - anders als erwartet -, wurden zur Herausforderung für die Geduld, die Vermittlung sowie für die Öffnung der Gruppe und für die Akzeptanz von Vielfalt. Das Hören der eigenen inneren Stimme wie das Hören der äußeren Stimmen von anderen rückte in den Fokus. Zu diesem Prozess gehörte der Anschluss an das Netzwerk Stimmenhören e.V. Damit entstand das Ringen um gemeinsame Werte und Haltungen. Die Gruppe transformierte sich zum Kollektiv.


Die politisch motivierte therapeutische Gemeinschaft

Was ist ein Kollektiv? Alexander und Margarete Mitscherlich sprechen hinsichtlich der emotionalen Reaktion der deutschen Bevölkerung auf Verbrechen des Nationalsozialismus von einer "kollektiven Verleugnung der Vergangenheit" (Mitscherlich & Mitscherlich, S. 40).

"Was soll eigentlich ein Kollektiv tun, das schutzlos der Einsicht preisgegeben ist, dass in seinem Namen sechs Millionen Menschen aus keinem anderen Grund als aus dem der eigenen aggressiven Bedürfnisse getötet wurden? Es bliebe ihm kaum ein anderer Weg, als der einer weiteren Verleugnung seiner Motive oder der Rückzug in eine Depression." (ebd., S. 30)

Die Lektüre von Mitscherlich und Mitscherlich ist schon deshalb spannend, weil sie psychisches Leiden im gesellschaftlichen Zusammenhang betrachtet, statt sie zu privatisieren. Mitscherlichs entnationalisieren den Diskurs um Volk und Vaterland. Das Kollektiv wird zur Fassung einer Vielzahl von Menschen, deren gemeinsamer Nenner Normen und Werte sind. Das ist, was ein Kollektiv ausmacht: das Arbeiten an gemeinsamen Bedürfnissen, Interessen und Zielen in Übereinstimmung von Normen und Werten:

Ein Kollektiv "ist gekennzeichnet durch bewusste Vereinigung seiner Mitglieder, durch gemeinsame gesellschaftlich notwendige Tätigkeit und durch die auf der Grundlage der Übereinstimmung der gesellschaftlichen, kollektiven und persönlichen Interessen entstehende kameradschaftliche Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe." (Assmann, S. 346)

Mit dem Netzwerk Stimmenhören e.V. (NeSt e.V.) bildete sich ein gemeinsames Selbstverständnis. Der neue Konsens ergab: "Das TdV ist ein Kollektiv von krisenerfahrenen Menschen, die sich mit ästhetischen Mitteln gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Problemen einsetzen" (Flyer TdV). Ensemblemitglieder des TdV übernahmen auch im NeSt e.V. Verantwortung und pausierten im Kollektiv. Es entstanden Leerstellen in der Gruppenformation, und neue Gruppenmitglieder rückten nach, übernahmen Verantwortung. Während Gruppen entstehen und sich nach einer gewissen Zeit wieder auflösen, entwickelte sich hier etwas von Beständigkeit. Gewiss sehen einige Ensemblemitglieder die ästhetische und politische Motivation als wichtig an. Anfangs zögerlich in der Befragung benannt, geben immer mehr Ensemblemitglieder zu erkennen, dass ihre Motivation mehr in der Persönlichkeitsentwicklung beheimatet ist, und sagen, dass die Teilnahme beim TdV für sie Therapie ist. Persönliche Konflikte werden bearbeitetet, eine allgemeine Frage entsteht, die alle voranbringt.

"Wir trachten danach, von einer individuellen Geschichte auszugehen. Über diese Geschichte hinaus versuchen wir, sie nicht als Geschichte eines einzelnen stehen zu lassen, sondern sie mit den anderen Teilnehmer_innen der Gruppe zu pluralisieren." (Boal 2013a, S. 352, Anm. 38)

Die Ensemblemitglieder sind vielfach Menschen mit schlechten Erfahrungen mit dem psychiatrischen System und auch mit Psychotherapie. Endlich haben sie etwas gefunden, was ihnen guttut und was sie voranbringt. Dabei helfen sie sich gegenseitig. Das TdV formiert sich zu einer politisch motivierten "Therapeutischen Gemeinschaft" (Antczack 2022b). Voraussetzungen sind Freiwilligkeit, verschiedene Formen der Gruppenarbeit, Begegnung und Erfahrungsaustausch der genesenden Betroffenen ("Co-Therapeutinnen und Therapeuten") und die Möglichkeit, funktional Verantwortung zu übernehmen (vgl. Yablonski 1990, S. 43-48). Diese Gemeinschaft gibt Sicherheit und bietet eine Lehr-Lern-Gemeinschaft, in der jedes Ensemblemitglied von den Erfahrungen der anderen profitiert. Die Ziele lauten: Annahme, Neuorientierung und Veränderung, d.h.: Genesung. Menschen erfahren eigenverantwortliches Handeln, statt behandelt zu werden und sich damit einer Hierarchie zu unterwerfen.

Was stattfindet, ist ein Prozess der Solidarität in der Genesung: annehmende Atmosphäre, konfrontierende Haltung, die es möglich machen, selbstschädigendes und störungsaufrechterhaltendes Verhalten aufzugeben und konstruktive Bewältigungsstrategien einzuüben. Voraussetzung sind der rechte Ort und die rechte Zeit. Das konstruktive Verhalten wird gestärkt, destruktives Verhalten ohne Ablehnung des sich verhaltenden Menschen konfrontiert. Es handelt sich um eine Gemeinschaft, in deren Zusammenhalt sich die Subjekte in ihrer Entwicklung gegenseitig unterstützen und einer Revolutionierung der Verhältnisse den Boden bereiten wollen.


Stephan Bert Antczack, Theaterpädagoge BuT, Staatsexamen für Bildende Kunst und Geschichte für Lehrberufe, Krankenpfleger mit SPZA, Fachkraft für Suchtprävention, erweiterter Vorstand Bundesverband Theaterpädagogik e.V. (Theater in sozialen Handlungsfeldern, KJS), Gründer des TdV.


Anmerkungen

(1) Boal 2013, S. 352, Anm. 38

(2) "Fixierungen" sind eine Eskalation der Gewalt, für die in aller Regel die / der Betroffene verantwortlich gemacht wird. "Selbst- oder Fremdgefährdung" lautet die juristische Legitimation. Für die Betroffenen ist eine solche "Fixierung" ein traumatisches Erlebnis. Die professionelle Ursachenzuschreibung erfolgt personalisiert. Gesellschaftliche Begründungsdiskurse sind unerwünscht. Wie sehr gesellschaftliche Machtverhältnisse Grundlage einer solchen Eskalation sind, wird weder in der Forschung noch in der psychiatrischen Praxis infrage gestellt.

(3) "Nach der derzeitigen Rechtslage können Sie das Distanztraining in der von Ihnen beschriebenen Weise durchführen. Ich fasse Ihre Tätigkeit als Zusammenkunft zur Versorgung und Gesundheitsfürsorge der Bevölkerung auf, die nach § 4 Abs. 2 Nr. 2 der SARS-CoV-2-Eindämmungsmaßnahmenverordnung erlaubt ist. Denn ohne dieses Training ist es behinderten Menschen unter Umständen nicht möglich, die generellen Pflichten zum Abstand überhaupt einzuhalten. Daneben handelt es sich auch um eine Notbetreuung, die für die Stabilisierung des Gesundheitszustands dringend erforderlich ist. Eine Zusammenkunft dieser Art ist durch § 10a Abs. 1 Nr. 3 der Verordnung erlaubt. Bitte beachten Sie die generelle Pflicht der Einhaltung von Hygieneregeln. Dazu gehört auch das empfohlene Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung. Dies sollte also neben dem Distanzhalten ebenfalls mit den Teilnehmer:innen geübt werden. Mit freundlichen Grüßen und gutes Gelingen! i.A. W.G., Krisenstab SenGPG (Gesundheit, Pflege und Gleichstellung)" (Antwort am 04.05.2020 nach Anfrage vom 17.04.2020)

(4) ABZ (umalleskuemmerkaefer.de) begleitet und unterstützt Menschen in Krisensituationen und Notstand mit vielfältigen Formaten und Finanzierungen. Das ABZ stellt dem Autor sechs Stunden im Monat für Theaterarbeit zur Verfügung. Vor Corona probte das TdV beim ABZ.

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Quelle:
Soziale Psychiatrie Nr. 178 - Heft 04/22, Oktober 2022, Seite 46-49
veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V.
Zeltinger Str. 9, 50969 Köln
Telefon: 0221/51 10 02, Fax: 0221/52 99 03
 
Erscheinungsweise: vierteljährlich, jeweils zum Quartalsanfang
Bezugspreis: Einzelheft 10,- Euro
Jahresabo: 34,- Euro inkl. Zustellung
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 19. Mai 2023

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