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THERAPIE/325: Lithium - das geheime Juwel in der Suizidprävention (idw)


Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 10.02.2014

Lithium - das geheime Juwel in der Suizidprävention



Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden erforscht in einer neuen Studie die sofortige suizidpräventive Wirkung von Lithium. In der vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) mit knapp einer Million Euro und von der American Foundation for suicide prevention mit 75.000 Dollar geförderten Studie soll über vier Jahre lang untersucht werden, dass Lithium neben einer stimmungsstabilisierenden Wirkung im Langzeitverlauf auch einen rasch einsetzenden Suizidverhindernden Effekt hat.

Bereits Anfang der 90-iger Jahre wurde nachgewiesen, dass die Substanz einen besonderen suizidprotektiven Einfluss hat. Seither nimmt Lithium einen besonderen Stellenwert in nationalen und internationalen Leitlinien ein und wird als Substanz zur Stimmungsstabilisierung bei affektiven Störungen verwendet.

"Unsere klinischen Erfahrungen zeigen, dass Lithium nicht nur eine stimmungsstabilisierende Wirkung hat sondern im akuten Fall rasch suizidprophylaktisch wirken kann. Insbesondere Patienten mit klassischen affektiven Krankheitsbildern wie bipolaren Störungen oder Depressionen können von einer Behandlung mit Lithium profitieren", so Dr. Ute Lewitzka, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Leiterin der Arbeitsgruppe Suizidforschung am Uniklinikum. Unter der Leitung der Dresdener Klinik sollen in diese multizentrische Studie etwa 250 Patienten eingeschlossen werden, die mittelgradig schwere Depressionen und ein bestimmtes Maß an suizidalen Symptomen aufweisen. "Wir gehen im Rahmen unserer Forschung davon aus, dass die antisuizidale Wirkung von Lithium sofort einsetzt und wollen damit die Akzeptanz des Wirkstoffs auch in der Akutversorgung erhöhen", berichtet Dr. Lewitzka weiter. Bislang ist Lithium hinsichtlich seiner Verschreibungshäufigkeit im Vergleich zu anderen Psychopharmaka unterrepräsentiert obwohl im Rahmen der Suizidprävention nachweislich Behandlungserfolge mit der Substanz vorliegen.

Suizidprävention

Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum engagiert sich seit mehr als 20 Jahren aktiv in der Prävention und bietet zum Thema Suizidalität Fortbildungen für Hausärzte und andere Personen an, die im Rahmen ihrer Profession mit dem Thema konfrontiert sind. "Die Hausärzte spielen im Rahmen der Prävention eine sehr wichtige Rolle, weil suizidale Patienten ihnen gegenüber nicht selten Andeutungen zu Suizidgedanken machen", berichtet Prof. Bauer. Hausärzte und Angehörige sollten Hinweise auf Lebensmüdigkeit oder gar Ankündigungen von Selbstmordabsichten stets ernst nehmen, ein Gespräch darüber anbieten und Patienten, die suizidgefährdet erscheinen, an Spezialisten überweisen. Eine der wichtigsten präventiven Maßnahmen ist, darüber zu reden und gegebenenfalls Hilfe anzubieten. Außerdem können niederschwellige psychosoziale Angebote wie Krisen- und Beratungsdienste oder Telefonseelsorge Hilfestellungen und Unterstützung in derartigen Lebenskrisen bieten.

Suizidzahlen in Deutschland

Nachdem die Suizidzahlen in den Jahren 2008 bis 2011 wieder angestiegen waren, konnte ab 2012 wieder ein leichter Rückgang registriert werden. Trotz dieser bundesweit sinkenden Zahlen ist die Suizidrate (Anzahl von Suiziden per 100.000 Einwohner) in Sachsen die höchste in Deutschland. Insgesamt nahmen sich 2012 im Freistaat 645 Menschen das Leben, wobei Experten von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer ausgehen. Bei der Häufigkeit sind regionale Unterschiede im Sinne eines Nord-Süd und eines Ost-West-Gefälle zu beobachten. Danach ist die Rate sowohl im Norden als auch im Osten Deutschlands höher als im Süden und Westen. Generell steigt das Suizidrisiko mit zunehmendem Lebensalter. Allerdings begehen Männer in allen Altersgruppen mehr Suizide als Frauen. Ein Grund dafür ist, dass Männer meist "härtere" Methoden (Erhängen, Sturz aus der Höhe) wählen, während Frauen häufig auf "weichere" Methoden wie Tablettenintoxikationen zurückgreifen.


Kontakt für weitere Informationen
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Dr. Ute Lewitzka
E-Mail: ute.lewitzka@uniklinikum-dresden.de


Spitzenmedizin für Dresden: Uniklinikum erobert Top-Position in deutschen Krankenhaus-Rankings
Deutschlands größter, im Mai 2013 erschienener Krankenhausvergleich des Nachrichtenmagazins "Focus" bescheinigt dem Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden (UKD) eine hervorragende Behandlungsqualität. Die Dresdner Hochschulmedizin erreichte Platz vier im deutschlandweiten Ranking. Dies ist ein weiterer Beleg für die überdurchschnittliche Qualität der 21 Kliniken des UKD. Gesundheitsexperten sowie insgesamt 22.000 Ärzte hatten Kliniken aus ganz Deutschland beurteilt. Sie honorierten dabei die großen Anstrengungen des Dresdner Uniklinikums in den Bereichen Behandlungsqualität und Patientensicherheit. Beim Focus-Vergleich erreichte das Dresdner Uniklinikum vor allem Top-Noten für die Therapie von Parkinson und Prostatakrebs. Damit belegen die Kliniken für Neurologie beziehungsweise Urologie jeweils Platz zwei. Unter den Top zehn ist nochmals die Neurologie mit der Behandlung von Multipler Sklerose vertreten. Top-Plätze im Ranking erreichten zudem die Klinik für Viszeral-Thorax- und Gefäßchirurgie mit der Versorgung von Darmkrebspatienten sowie die Klinik für Psychiatrie mit der Therapie von Depressionen und Alzheimer. Weitere Kliniken des Dresdner Universitätsklinikums, die als "Top-Fachkliniken" ausgezeichnet wurden sind: Klinik für Orthopädie (Bewegungsapparat); Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik (Angst- und Zwangserkrankungen), Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Brustkrebs und Risikogeburten) sowie die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1564

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 10.02.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2014