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LABEL/5170: Glitterhouse Mail-Order-Mail 03.01.20 (glitterhouse)


GLITTERHOUSE MAIL-ORDER-MAIL (03.01.2020)


Postcards: Jahrescharts

Traditionsgemäß erfreuen wir Euch zum Jahreswechsel nicht nur mit den gesammelten Rückblicken unserer Katalogautoren, auch uns nahestehende Künstler und andere Artisten lassen wir dabei gern zu Wort kommen. Mit der OBS-Zusage in der Tasche und dem neuen Album im Ohr fiel es uns nicht schwer, unser neues Lieblings-Trio um seine ganz persönlichen akustischen Glanzlichter des Jahres 2019 zu bitten. Dieser Bitte kamen die drei gern und umgehend nach:

Too many good albums this year - we listed 11!
This is in chronological order:

  1. Sharon Van Etten - Remind me tomorrow
  2. Weyes blood - Titanic Rising
  3. Big thief - U.F.O.F
  4. Solange - When I Get Home
  5. KOZO - Tokyo Metabolist Syndrome
  6. Angel Olsen - All Mirrors
  7. FKA Twigs - Magdalene
  8. Thom Yorke - Anima
  9. Lana del Rey - Norman Fucking Rockwell
10. Nick Cave - Ghosteen
11. Fadi Tabbal - Music for the Lonely Vol.1 (2017-2018)

Postcards - The Good Soldier
LP/CD - EUR 17,95/12,95

Nahezu völlig losgelöst von den musikalischen Wurzeln ihrer libanesischen Heimat erkunden Julia Sabra, Pascal Semerdjian und Marwahn Tohme die unendlichen stilistischen Weiten der europäischen und amerikanischen Welt, während die englischen Texte vom ganz normalen, individuellen Alltag in Beirut berichten, dargereicht von der unendlich weichen, mal mädchenhaft klaren, mal geheimnisträchtig gehauchten Stimme der bezaubernden Vokal-Protagonistin. Aber bei aller betörenden Energie der engelsgleichen Gesangspassagen üben die ebenso kunst- wie gefühlvoll gespielten, beeindruckend variantenreich dargereichten Instrumental-Elemente eine nicht minder mitreißende Macht aus, verleihen sie doch den mal zweiminütig auf den Punkt gelebten Kleinodien, mal sich über fünf und mehr Minuten entwickelnden Epen ihre beeindruckend farbenreiche Vielgestalt, die dem beherzten Lauscher auch nach dem zehnten Hören noch Überraschungen schenkt. Fallen beim ersten zarten Zusammentreffen die zwischen vehement verzerrter Härte und trockenem The Cure-Twang überraschend vielseitig agierende Gitarre, das verspielt variable Schlagwerk und die warmherzig weiche Wirkung der auch mehrlagig gereichten Vokal-Wolken ins Ohr, so sorgen nach und nach gekonnt gesetzte Sound-Effekte, behendes Bassspiel und abwechslungsreiche Tastenkunst für Emotionen entfaltenden Klangreichtum, der die anfänglich geglaubten, unnötig einengenden Stil-Schubladen aufbrechen lässt, um zum Herzenslust-Bad in den Elementen zu laden.

Mal nur kurz angedeutet, mal lust- und liebevoll ausgelebt, mal auf den prägnanten Punkt gespielt, mal in aller möglichen Farbigkeit ausgemalt erlebt man nacheinander und gleichzeitig musikalische Schön- und Eigenheiten der vergangenen vier Jahrzehnte der mystisch-dunkleren Seiten westlicher Pop- und Rockmusik, wobei weder vor betörendem Wohlklang, artifiziellem Ausufern noch vor brachial-bösen Saiten-Attacken Halt gemacht wird. Egal, ob durch jahrelanges intensives Musikhören geschult oder aus eigener Erfahrung geboren wecken die drei Klangzauberer ebenso Erinnerungen an die gotischen Glanzzeiten düsterer Wave-Wunderwelten, samt-sanfte Dream-Pop-Schwebstoffe und introvertiert-exaltiertes Schuhe-Schauen wie an kernig-kantige Kraut-Rock-Epen, neoprogressive Constellation-Klangwogen, Soundwälle von mitreißender Muse-Macht oder hypnotische Klangteppiche Pink Floydscher Ausmaße, unterkühlt-tanzbare Blondie-Ästhetik existiert gleichberechtigt neben God Speed You-gewaltigen Gitarren-Gipfeln, wehmütig verhallender Cowboy Junkies-Desert Country neben berührendem Slowdive-Charme, betörend leichtfüßiger Cardigans-Liebreiz neben schwermütig zerbrechlicher Czars-Zartheit.

Weit unter der Oberfläche dieses berauschenden Klang-Ozeans, dort, wo im zaubrischen Zwielicht zwischen alles durchdringenden, Licht schaffenden Sonnenstrahlen und den dunkel tönenden Rätseln der unendlichen Seelentiefe die farbenreiche Postcards-Phantasie lebt, wächst und immer neue Wellen erzeugt, gilt es eine Vielfalt zu entdecken, die mit noch so vielen schmalen Worten nicht umrissen werden kann. Die Postcards lassen uns eine Welt bekannt geglaubter Elemente neu entdecken und erleben, laden uns liebreizend-leidenschaftlich zum Eintauchen in ein Meer der Emotionen, wo das Entkommen keine Rolle mehr spielt und nur noch das Bleiben zählt. (cpa)

Weiterhin lieferbar:
Postcards - I'll Be Here In The Morning LP/CD - 17,95/12,95


Glitter-Vinyl günstig!

Erst jüngst erfreuten wir Euch mit einer - in der Rückschau bereits legendären - Glitterhouse-Label-CD-Aktion, da bot es sich an, das neue Jahr 2020 mit einem ähnlich sensationellen Sonderangebot zu starten: Zwei Monate lang gibt es die folgenden aktuellen Vinyl-Alben aus dem gute Hause Glitter zu eklatanten Extrapreisen (pro Einfach-LP 11,75, pro Doppel-Vinyl nur noch gerade mal 16,75 Euro !!!), und weil Euch das Bündeln so sehr am Herzen liegt, locken auch wieder zwei Bundle-Angebote: Bei Abnahme von 3 Einzel-LPs liegt der Dreierpack-Preis bei nur noch 33 Euro, 3 Doppel-LP kosten beim Sammelgriff sogar nur noch 44 Euro. Bitte zugreifen, solange der Sonderpreisgott sich gnädig zeigt ...

Je 1-LP (3 für 33!)
Terry Lee Hale - Bound Chained & Fettered - 11,75
Rodrigo Leao & Scott Matthew - Life Is Long - 11,75
Scott Matthew - Ode To Others - 11,75
Scott Matthew - This Here Defeat - 11,75
Michels - Erntezeit - 11,75
Musée Mécanique - From Shores Of Sleep - 11,75
Nive Nielsen - Feet First - 11,75
Mark Olson - Spokeswoman Of The Bright Sun - 11,75
Andrea Schroeder - Void - 11,75
Sea & Air - Evropi - 11,75
The Strange - Echo Chamber - 11,75

Je 2-LP (3 für 44!!):
Birth Of Joy - Hyper Focus - 16,75
Die Nerven - Live In Europa - 16,75
The Jeffrey Lee Pierce Sessions Project - Axels & Sockets - 16,75
Spain - Mandala Brush - 16,75
Spain - Live At The Lovesong - 16,75
The White Birch - The Weight Of Spring - 16,75


Der Mailorder-Katalog im Netz

Inventur und ähnlicher Unpässlichkeiten wegen erblickt der Mailorder-Katalog zum Januar des frischen Jahres erst ab Montag das Licht der schönen neuen Netzwelt, bis dahin sei Euch gern auch noch einmal die Dezemberausgabe dieser unverwechselbaren Gazette zum Stöbern ans Herz gelegt.


Auserwählte Pretiosen zum Wochenausklang:

13th Floor Elevators - Bull Of The Woods (Deluxe Edition)
2-CD - EUR 13,95

Erweiterter 19er Reissue, remixed bzw. remastered. Die '69er 3. und letzte Studio-LP. Klar, die einsame Klasse der alles überstrahlenden LPs 1 und v.a. 2 erreicht das Album nicht, aber doch eine gehörige Güte. Roky Erickson war nicht überall beteiligt (sang auch nur auf 4 Tracks, schrieb 2), der elektrische Krug taucht kaum auf, Leadgitarrist Sutherland übernahm ansonsten die Vocals - und war für eine Menge klasse Gitarrenarbeit verantwortlich! Die unnachahmliche Atmosphäre war z.T. ähnlich, anderswo klang es weicher, ruhiger oder bodenständiger, ab und zu kam eine dezent bluesige Note hinzu resp. eine Prise R'n'B-Feeling, mehrfach ein gewisses Westcoast Rock-Flair (z.B. 1,2 x gewisse Jefferson Airplane-Parallelen), doch den Großteil würde ich nach wie vor als (öfters exzellenten!) Psychedelic-(Acid-)Rock bezeichnen, mit immer noch erfreulich individuellem Charakter! Mal ziemlich abgedreht (wozu in 1 der 2 Songs mit punktuellem Bläsereinsatz genau der gehört), mal erstaunlich geradlinige handfeste Guitar-Rocker, mal eine Spur Pop, gelegentlich ein sehr schöner Fluß. Zu den 4,5 herausragenden Stücken gehört May The Circle Remain Unbroken, das ganz anders klingt: Dunkel, spooky, stark verhallt, mächtig psychedelisch! Der Song gehört (in einer ein bischen verträumter klingenden Fassung) auch zu den 8 teils unveröffentlichten Bonustracks auf CD 2, v.a. etwas frühere (für ein Album namens A Love That's Sound gedachte) Einspielungen (4 Songs erschienen auf Bull... neu eingespielt), teils wesentlich differierend (z.B. mit anderem Sänger, gar anderem Refrain, deutlich eingängiger oder geringer psychedelisiert, markantere Gitarrenlicks/ausgedehntere Guitar-Features, 2 erheblich verlängert, ebenfalls 2 finde ich sogar besser!), der Rest war damals unbekannt: 2 Instrumentals (relativ schroff/scharf bzw. "typisch" aber trockener), 2 mit einigem Pop-Appeal (starkem und griffig/kompakt, geringerem und nochmal Airplane-Touch). (dvd)

Ebenfalls in edler 2-CD-Version lieferbar:
13th Floor Elevators - The Psychedelic Sounds Of (DeLuxe Edition) - 13,95
13th Floor Elevators - Easter Everywhere (DeLuxe Edition) - 13,95


Frida Annevik - Andre Sanger
CD - EUR 15,95

Mit einem Erscheinungsdatum im ausklingenden Jahr 2019, einem Katalogauftauchen in 2020 und kompletten zwei Wochen der nahezu ununterbrochenen akustischen Überzeugungsarbeit im zeitlichen Niemandsland zwischen den Jahren schickt sich dies so unspektakulär daherkommende, auf Dauerhören umso hartnäckigere, vor allem aber unendlich schöne Sangeswerk an, gleich zwei der persönlichen Charts-Spitzen zu erklimmen. Nur selten hörte ich ein derart gelungenes Aneignen bestgewählten Fremd-Song-Guts von einer mir völlig ungeläufigen Artistin, und wieder einmal zeigt es sich, welch unbezahlbare Aufklärungsarbeit solche unabhängige Labels wie Galileo oder ?. (hier das Lieblingslabel Eurer Wahl eintragen) leisten, indem sie uns höchst erfreulich entdeckenswertes Liedwerk näherbringen, welches anderenfalls uns auf ewig unentdeckt und unerhört bleiben würde. Die skandinavische Sängerin und Liedautorin hat sich für ihr 2019er Album nicht nur höchst empfindsam zehn Fremdweisen von solch auf den ersten Lese-Eindruck zum Teil unvereinbar scheinender Schall-Schöpferinnen wie Joni Mitchell, Björk, Janis Ian, Alicia Keys und Spice Girls auserwählt, ihr gelingt es auch, diese in zumeist zart angerichteten Arrangements zwischen akustischem Folk, verspieltem Americana, feinfühliger Elektronik, verlockender Tanzeinladung, getragener Klavier-Ballade und barock-getragener Sakral-Psychedelic sich derart zu eigen zu machen, dass man auch die bekannteren der ausgesuchten Lieder hier völlig neu in ungeahnter Samt-Tiefe erleben darf. Dabei hilft Frida nicht nur ihre ungemein eindringliche, sanft-betörende Stimme in der zart-zaubrischen Mitte zwischen Maria Mena und Judie Tzuke, unser Herz auf ewig zu fesseln, es ist auch die für unsere Ohren faszinierende Wirkung der norwegischen Sprache, die allen Weisen einen ganz eigene, neue, verwirrend-verzaubernde Intensität schenkt. Manch gewohnt erscheinende Melodie erlebt hier ihre elektrisierend emotionstiefe Wiedergeburt, und wenn allein von einer Orgel in ein flirrend psychedelisch-sakrales Licht getauchtes Both Sides Now als "En og annen" das unvorbereitete Ohr trifft, so erlebt man die unsterbliche Melodie wie zum ersten Mal, in einer Schönheit, die definitiv nicht mehr irdisch ist. Und sollte ich dereinst schäbig verscharrt werden - spielt mir nur dies eine Stück, und das Paradies ist mein! (cpa)


Blaudzun - Musik Ungeklärter Herkunft (ltd. white vinyl)
LP - EUR 29,95

Blaudzun's neuestes Werk ist der Soundtrack zur gleichnamigen Ausstellung im Cobra Museum in Amstelveen (NL), die dem deutschen Maler Sigmar Polke (1941 - 2010) gewidmet ist. Die Ausstellung öffnet ihre Tore am 14. Dezember - das Album erscheint bereits einen Tag zuvor - und zeigt 40 Ausstellungsstücke unter dem Titel "Music from an Unknown Source". Blaudzun wählte 9 Bilder aus und komponierte den Soundtrack zu diesen Kunstwerken. Während der Ausstellung wird dieser Soundtrack über ein 3D Audio System abgespielt, sodass Bilder und Musik mit einander verschmelzen. Komponiert und aufgenommen wurde der Soundtrack zu "Music from an Unknown Source" in diversen Studios in den Niederlanden, sowie in Osnabrück im Tonstudio Fattoria Musica. Für den Mix arbeitete Blaudzun mit dem Grammy nominierten Sound Engineer Ronald Prent in den Valhalla Studios in New York zusammen. 'Musik ungeklärter Herkunft (Original Soundtrack)' wird als 12" auf weißem Vinyl und inklusive hochwertiger Drucke der neun auf dem Album vertonten Bilder (sowie digital) veröffentlicht und ausschließlich auf blaudzun.com, im Glitterhouse Mailorder, im Shop des Cobra Museum's, sowie in einigen handverlesenen Record Stores erhältlich sein.


Fehler Kuti - Schland Is The Place For Me
LP - EUR 17,95

19er, viel diskutiert, Markus Acher (Notwist) war beteiligt. Hier mischen sich Elektronik (Synth) und teilweise eine ausgeprägte Verspieltheit mit Percussion/Drums und (gern sehr angenehm lockeren/federnden) Grooves (die auch schon mal einen ganz kleine Prise Ethno atmen), es gibt eine Tendenz zur Einfachheit resp. starken Reduzierung, sporadisch auch eine gewisse naiv wirkende Note mit repetitiven bis hypnotischen Patterns, die variablen Vocals sind sporadisch manipuliert, Gitarren sehr punktuell eingesetzt/selten. Ich höre Parallelen zur frühen mit einfachen aber ideenreichen Mitteln produzierten NDW (-Avantgarde), zu Yello (nicht nur was einen Songtitel betrifft), vielleicht auch Trio oder Yellow Magic Orchestra-Einfluß, kurz mußte ich an Harmonia bzw. minimalistischen Kraut der späten 70er, Electro-New Wave, für Momente gar Robert Wyatt denken, ab und zu tauchen leicht angejazzte Bläser auf oder Stimm-Loops. Andere benutzten den Begriff "Experimental-Pop". Inhaltliches Thema: Rassismus. Kurzes Album, Vinyl only. (dvd)


Josephine Foster & The Supposed - All The Leaves Are Gone
LP/CD - EUR 17,95/13,95

19er Reissue eines Frühwerks (mit Band) von ihr, gitarrenbetont in der (relativ reduzierten) Begleitung, elektrisch und erheblich rockiger als gewohnt! Egal was sie spielt (damals wie heute), es hat einen immens eigenständigen individuellen Charakter, die stimmgewaltigen bis einfühlsamen Vocals sowieso (da gibt es Ähnlichkeiten zu z.B. Joan Baez, Oper, Laurel Canyon, frühen Fairport Convention, wohlgemerkt: Nicht in der Musik). Wozu auch die (nicht immer, aber sehr oft) außergewöhnliche Gitarre von Brian Goodman beiträgt, die u.a. Parallelen zu Marc Ribot oder den extravagantesten Spiral-Läufen von Richard Thompson aufweist, ganz gern scharfsplittrig oder gar in (filigraner/bedächtiger/raffinierter) Noise-Nähe, mal taumelnd-slidend. Irgendwo zwischen (Strange) Folk Rock mit Störfaktor (teils emotional hochgeschaukelt/verdichtet) inkl. dramatischer Phasen und enormer Beweglichkeit, Theatralik-Rock in rauh-scharfkantiger bis leise-diffiziler Form, schroffem extrovertiertem intensivem oder zurückhaltendem edel-lyrischem Songwriter-Rock resp. inspiriertem intelligentem kraftvollem oder relativ geradlinigem "gemäßigtem" Indie Rock, sowie tief poetischem/fast lieblichem bis dezent avantgardistischem Folk. Eingeflochten diverse zarte Momente, sporadisch eine Prise Psychedelia oder Vaudeville, ergänzende wie kontrastierende akustische Gitarren. Auch rhythmisch wird mehrfach einiges geboten, viel Flexibilität und Variation. Nicht alltäglich, sehr reizvoll! (dvd)


Jerry Garcia & Merl Saunders - Garcia Live Vol. 12
3-CD - EUR 33,95

19er. Auch diese Serie nimmt kein Ende. Gut so! Besonders, wenn noch so erstaunliche unveröffentl. Konzerte wie dieses (Januar 1973 in einem Club in San Francisco) herauskommen! 16 Tracks auf über 3 Stunden (davon 11 zwischen 10 und 20 Min.) in damals gewohnter Besetzung mit Vitt und Kahn, v.a. aber mit Sängerin Sarah Fulcher, die sonst auf keiner Garcia-Veröffentlichung dabei ist (machte aber bei Wake Of The Flood und Mars Hotel mit, es gab zudem eine Solo-LP von ihr, feat. und produziert von Steve Cropper) und sich selbst "Jam-singer" nannte - in der Tat improvisiert sie hier sehr viel, lautmalerisch wie textlich, extrovertiert und emotional phrasierend, manchmal ein bischen in Richtung Janis Joplin (aber weniger variabel), mit verblüffend viel Freiraum (Lead-Vocals halbe/halbe mit Jerry, da sie aber zusätzlich oft Harmony/Duett/Backing singt, sogar mit etwas Überhang). Meine ziemlich begeisterte Frau meinte, "schwarz aber mit weißen Stimmbändern" - das trifft's. Ebenfalls erstaunlich ist das Songmaterial: Gleich 4 der Stücke gibt es sonst nirgends von Garcia oder den Dead (The System, Honey Chile, Find A Rainbow, Go Climb A Mountain), weitere 8 nur selten bzw. 1x (u.a. Expressway To Your Heart, Money Honey, I Know It's A Sin, The Night They Drove Old Dixie Down, I Was Made To Love Her, Lonely Avenue, Georgia On My Mind), es stammt von u.a. Jimmy Reed, Chuck Willis, Gamble/Huff, Holland/Dozier, Arthur Crudup, Smokey Robinson, Stevie Wonder, Doc Pomus (je 1x Dylan, The Band), also v.a. Blues/Soul/R'n'B-Leuten. Und das macht sich stark bemerkbar! Der Sound ist großteils stilistisch entsprechend ausgerichtet, meist sehr tough/down-to-earth, knapp zur Hälfte balladesk (und oft besonders langsam aber bodenständig, manchmal offen rootsig), ansonsten v.a. funky bzw. groovend (inkl. stark rockendem R'n'B), teils in ungewohnt hohem Tempo, mit relaxten Dead-mäßigen Jams hat er nur selten etwas zu tun (zumal speziell Fulcher auch gern ausgiebig singt). Jerrys Gitarre bekommt natürlich trotzdem viel Gelegenheit um zu brillieren, ob von dezenter Schärfe, hinreißend zart und wunderschön, herrlich gefühlvoll oder einfach enorm ausdrucksstark. Saunders hat ebenfalls ein paar Solo-Features (oder glänzt in tollen Konversationen mit der Gitarre, z.B. statt Orgel mit (Wah-Wah-) E-Piano). Ich bin lange darüber hinaus, alles von ihm oder den Dead zu sammeln, aber das hier... muß sein! Schon, weil es "anders" ist. (dvd)


Ax Genrich Band - The Melting Butter Sessions
CD - EUR 12,95

Der nimmermüde Gitarrist mit der Guru Guru-Geschichte nutzt die kongenial-kreative Kraft seines zusammengewachsenen Trios (Edgar Türk, Bass und Axel Spreitzer, Drums) für ein ausgeschlafen-ausuferndes Album, das sich in episch weiten Rock-Welten von bis zu 18 Minuten ergießt. Fünf frische Genrich-Geniesteiche, incl. einer Live-Aufnahme aus Tom's Musikkeller, Enkirch von 2018. Ein eingehendes Widmen folgt!

Weiterhin lieferbar, je 1-CD:
Ax Genrich - Out Of The Desert - 9,95
Ax Genrich - In A World Of Dinosaurs - 8,95


Jon Savage's 1969-1971: Rock Dreams On 45 - Various Artists
2-CD - EUR 23,95

19er. Die vorigen Sampler von Savage waren ja schon exzellent, das hier ist eine der feinsten Zusammenstellungen, die ich seit langer Zeit gehört habe. Zumal, wenn man sich auf 3 Jahre und im Großen und Ganzen den Rock-Sektor beschränkt und zumindest weitgehend auf die endlos abgenudelten offensichtlichen großen Klassiker verzichtet. 43 Tracks, so gut wie kein Ausfall, mindestens 13 sind großartig: Man (Sudden Life), Steamhammer (Junior's Wailing), Stooges (1969), Norman Greenbaum (Spirit In The Sky, immer noch einer meiner Alltime-Favourites), King Crimson (Cat Food), Jethro Tull (Witch's Promise), Marsha Hunt (Dr. Johns Walk On Gilded Splinters), Mountain (Travellin' In The Dark), Fleetwood Mac (Green Manalishi), John Kongos (He's Gonna Step'), Amon Düül II (Archangel's Thunderbird), Guess Who (American Woman), Quicksilver Messenger (Shady Grove). Auch klasse: MC5 (American Ruse), Faces (Flying), James Gang (Funk No. 49), Rattles (The Witch), Detroit (Rock'n'Roll), Status Quo (doch: Gerdundula), Velvet U. (Sweet Jane), Open Mind (Magic Potion), Spooky Tooth (Waiting For The Wind). Plus Kinks (King Kong, 69er B-Side), Toe Fat, Mott The Hoople, Alice Cooper, Crazy Horse, Youngbloods (Darkness Darkness, 2002 von R. Plant gecovert), Free, Byrds (Bad Night At The Whiskey, B-Side, wie so einiges hier dezent psychedelisch), Tangerine Dream (Ultima Thule, frühe rare rockige 7"), Dave Davies, Jeff Beck, Blossom Toes (außergewöhnlich!), Delaney & Bonnie, Jack Nitzsche, Kaleidoscope, Leviathan, Idle Race, Shy Limb, Brute Force, Procol Harum. Informatives 28-S.-Booklet. (dvd)


Catherine MacLellan - Coyote
LP - EUR 18,95/14,95

Seit vielen Jahren und nunmehr sieben Alben betört uns die kanadische Singer-Songwriterin nicht nur mit ihrer klaren, reinen, in hohen wie tiefen Lagen berührenden Stimme, sondern auch mit ihren ungekünstelt-kunstvollen, erd- und traditionsverbunden natürlichen Liedern, deren Inspiration sie gleichermaßen aus der amerikanischen wie irischen Musikgeschichte zieht. Selten wurde die doppelte Bodenbindung des MacLellan-Schaffens deutlicher als bei dieser 2019er 14-Song-Kollektion (warum das vorliegende Digifile nur von einem runden Dutzend spricht, ist mir ein Rätsel - zu hören gibt's 14 Goldstücke), versteht sie es hier doch aufs wunderbarste, sowohl wundervolle Americana-Weisen wie scheinbar über Jahrhunderte tradiertes irisches Volksgut gleichermaßen beseelt und gekonnt darzubieten, dabei stammt das komplette Liedgut, seien es dezent bis karg arrangierte Akustik-Balladen zwischen erdverbundener Reinheit und klassischem NY-Singer-Songwritertum, von allerhand traditionellem Instrumentarium belebtes Folk-Feinwerk von beiden Seiten des großen Wassers oder durch satt und schneidend elektrifizierte Gitarren und ebenso verspieltes wie druckvolles Schlagwerk geprägt-getriebene Country Rock-Edelsteine. Auch wenn ihr akustisches Saitenspiel im zarten Zusammenklang mit ihrem zu Herzen gehenden Gesang gleich mehrfach ganz allein den Gefühlsreichtum des Albums trägt, so sorgt eine auserwählte Schar an beherzt-begabten kanadischen Musikanten mit Gitarren, Bass, Schlagwerk, Akkordeon, Bodhran, Fiddle und Bouzouki für die Klangfülle des Werkes, auch wenn Catherine auch als Produzentin Sorge dafür trägt, dass die Arrangements in ihrer natürlichen Klarheit, mit ihren mitunter überraschenden, aber stets naturnahenn Harmonie-Wechseln, stets durscheinend bleiben und nie das Wesen des Songs überdecken. Begleitet von einer meisterlichen Saiten-Schar, die die Songs bis in den Gitarrenhimmel zwischen Bruce Cockburn und Buddy Miller hebt und getragen von einer sanft-erfahrenen, beseelt-berührenden Stimme zwischen Kathleen Edwards, Tift Merritt und vor allem Shawn Colvin entfaltet sich hier ein ungemein reichhaltiges, vielseitiges Wurzel-Wunderwerk, dessen Reife überwältigt und lange, lange nachwirkt. (cpa)


Magma - Zess (Le Jour Du Neant)
LP/CD - EUR 24,95/18,95

19er. Ein weiteres Mammut-Werk (38 Min.), 1979 erstmals live gespielt (doch nur bis '83, dann lange beiseitegelegt; zu hören auf den DVDs Bobino von '81 und, aus der Versenkung geholt, auf Mythes Et Legendes Vol. 4 von 2005), nun endlich, voll ausgearbeitet und etwas erweitert, als Studio-Album. Mit dem Philharmonic Orchestra Prag! Es beginnt getragen, mystisch, intensiv, dramatisch und schwer, Christian Vander und ein 8-köpfiger weiblich geführter Chor singen, Streicher und Bläser sorgen für Untermalung und Spitzen, ein Hauch moderne Klassik taucht auf - großartig! Die bandtypische Rhythmisierung setzt erst nach 5 Min. ein, sehr lange zurückhaltend (aber schnell)/dezent köchelnd und gekoppelt mit (nun fast das ganze Album konsequent durchgespieltem) Mini-Motiv des Pianos sowie zunächst französischem Sprechtext, nach und nach kommt das Orchester wieder dazu, immer süffiger arrangiert, während die Vocals auf gewohnten kobaianischen Gesang umschalten, bald im Verein mit dem Chor (grandiose Stimmenpracht wie so oft!). Intensität und Dichte werden beständig gesteigert, das Orchester entwickelt dramatisierende Akzente, Eigenleben und eine immer größere Vielschichtigkeit (zeitweise hört es sich gar etwas nach Soundtrack an, freilich in ihren ureigenen Klangkosmos gebettet), symphonische Erhabenheit stellt sich ein (mit irgendwann verstärkten reizvollen polyrhythmischen Akzenten). Und der hypnotische Sog wird immer massiver, überwältigend, zum Schluß rauschhaft. Um für die letzten 4 Min. plötzlich zusammenzufallen, relativ ruhig und lyrisch und ausdrucksvoll ausklingend. Das alles ist thematisch ebenso groß angelegt (spirituelle Tendenzen), und bildet den Abschluß der gesamten Kobaia-Geschichte (das letzte Studiowerk? Das Ende von Magma ...?). Diese Version klingt insgesamt weit "disziplinierter", zurückgenommener, weniger aggressiv/furios als bisher live, doch vielfältiger, für mich: (Noch) besser. Fabelhaft. (dvd)


MINT - Januar 2020 (No. 33)
MAG - EUR 6,90

Die Ausgabe 33 (1/3) des heimischen Vinylfachblattes widmet sich titelseits dem unbekannten Vinyl-Land China, ansonsten dreht sich die erste Nummer des jungen Jahres 2020 um die verschiedenen LP-Pressungen des epochalen Court Of The Crimson King-Debütwerks von King Crimson, das wegweisende Electronica-Label Warp, die Geschichte des Sammelmagazins Record Collector (anlässlich der 500. Ausgabe im 40. Jahr der Existenz), sechs verschiedene HiFi-Komplettlösungen, die Afrika-Plattensammlung des Thorsten Bednarz und den dritten Teil der Vinyl-Bus-Reportage. Darüberhinaus gibt's 54 Seiten Reviews, Tour-Tipps, Börsentermine, gute Ratschläge von Dr. Mint und Rush-Frontmann Geddy Lee philosophiert im Soundtrack Of My Life über fas erste Led Zeppelin-Werk.


Mono - Before The Past: Live From Electrical Audio
LP/CD - EUR 17,95/12,95

19er Zwischenprojekt meiner liebsten Post Rock-Band: Von Steve Albini gemixte/produzierte Remakes von 3 Stücken ihrer ersten beiden LPs (auf knapp 30 Min.), auch musikalisch quasi "back to their roots" (keine Streicher z.B.). Das ellenlange Com: Nach zartem Beginn eine langsame stetige Steigerung, (Gitarren-) Schicht um Schicht kommt hinzu samt repetitiven becircenden Motiven, Elegie, pure Schönheit, Melancholie, Melodramatik, Wucht, Noise, sehr laute sehr heftige Crescendi (auch die Drums) - um, man ahnte es, abrupt abzubrechen, zurück zur Zartheit, doch ebenso plötzlich brettern sie wieder los, und zwar aufs Massivste, lange und bis zum Schluß, noch exzessiver, roher, noisiger, geradezu brutal, irgendwann beschleunigt? Diesen Furor kennt man ja von ihnen, aber so extrem war er mindestens seit 12 Jahren nicht (selbst 2010 bei Pure As Snow live nicht ganz). Absolute Klasse! Nach gewohntem Strickmuster funktioniert auch Halo, das maximale Intensitätslevel ist nach der Hälfte erreicht, bleibt eine Zeit lang erhalten, wird erst spät zurückgefahren. Ebenfalls exquisit. Das kürzeste Stück fällt sehr gemäßigt, melodisch, weitgehend sanft aus. Bin gespannt, wie sie weitermachen... (dvd)


Moon Bros. - The Easy Way Is Hard Enough
LP - EUR 16,95

Bereits das 16er Album "These Stars" beeindruckte mich mit höchst eigenwilligem, verdaddelt-impressionistischem Country-Folk. Jetzt setzt der Amerikaner Matt Schneider sein eigentümliches Konzept fort und liefert erneut ein Album mit sanft hingetupften, luftig perlenden Tracks, die fast schon so eine Art Country-Ambient sind. Also nicht elektronisch, sondern ganz konventionell instrumentiert: mit einer fließenden, fast bluegrass-geschulten Akustikgitarre, Pedal Steel und Harmonica. Das weitgehende Fehlen von Vocals verleiht der elegischen und immer zurückgelehnten Musik einen deutlichen Soundtrack-Vibe (wie Ry Cooder ohne dominante Slide), meine Assoziationen reichen aber auch wieder von Souled American bis Grateful Dead. Drums gibt es nicht, nur ein bisschen Percussion (bzw. Beatbox), überhaupt fehlen hier laute Töne zur Gänze. Trotz teils flottem Tempo verliert die Musik nie die in sich ruhende Gelassenheit, das Flirrend-Schwerelose treibt dieser ungewöhnlichen Rootsmusic aber das Erdig-Schwere konsequent aus. Sind auch keine Hinterwäldler, die hier musizieren, sondern illustre Größen aus Chicago und dem Umfeld von Tortoise. Ein wunderbar sanfter Country-Chill Out-Trip. (Joe Whirlypop)


Notorische Reflexe - Notorische Reflexe
LP/CD - EUR 17,95/14,95

Nach mehreren Dekaden zeitlicher Distanz weiß man bei deutschen Bands mit tendenziell albernen Namen oft nicht mehr, ob es sich um NDW-Schwachsinn oder kühne Avantgarde gehandelt hat. Dieser 1986er-Reissue vom verlässlichen Tapete-Label gehört eindeutig zur zweiten Kategorie und bietet avancierte und innovative 80er-Popmusik aus deutschen Landen. Entstanden im Geist von Punk, musikalisch aber deutlich weiter und im Fall der Notorischen Reflexe aus Berlin auch technisch ausgereift und alles andere als eindimensional oder stumpf. Als Referenzen fallen mir spontan Der Plan, Tödliche Doris, DAF und Krupps ein. Gesungen wird englisch, die Produktion ist aufwändig, der Sound absolut international. Gitarre (Richtung Gang Of Four) gibt es zwar auch, es dominieren aber elektronische Elemente von Samples bis hin zu harten, tanzbaren Sequencer-Beats. Beim Reflexe-Klassiker "Breshnev-Rap" wurde eine Rede des knorrig-sowjetischen Kalten Kriegers mit eckigem Groove unterlegt und mit schrägem Sax-Getröte verziert - eine lustige Novelty-Nummer, durchaus funky. Überhaupt steckt hier häufig ein etwas abstrakter Funk-Vibe mit drin, was deutlich an überwiegend britische Vorbilder aus der Postpunk-Szene verweist: Pigbag (die Bläser!), Pop Group, Rip Rig & Panic und frühe Tuxedomoon klingen hier ebenso durch wie die wildere On-U Sound-Schule von Mark Stewart bis Tackhead - oft mit strammem, teils tribalistischem Groove Richtung Funk-Jazz, aber eben auch gerne leicht überdreht mit einer Spur von Postpunk-Hysterie. Insgesamt erweist sich diese Mischung aber auch heute noch als weniger experimentell als vielmehr zündend, was das einzige Album der Notorischen Reflexe zu einer höchst lohnenden Wiederveröffentlichung macht. (Joe Whirlypop)


Josh Rouse - The Holiday Sounds Of Josh Rouse
2-LP/2-CD - EUR 24,95/14,95

Es gehört normalerweise schon ein besonderer Musik-Gen-Defekt dazu, seine heimischen Tonträgerregale mit Weihnachts-Platten zu füllen (wo doch der Platz ohnehin schwer umkämpft ist, aber wem schreibe ich das), und mitunter fällt es auch nicht leicht, dem außenstehenden CD-Sammler die Faszination Feiertags-Compilation näherzubringen. Es sei denn, man habe ein derart ganzjährig wirksames Werk vor sich, wie es der begnadete Singer-Songwriter Rouse hier zum Fest auftischt. Über die Jahre verfasste der gefeierte Americana-Artist manche ganz persönliche Weihnachts-Sichtweise, um sie 2018 mit seiner eingespielten Band (die auch die akustische Basis für das grandiose 1972-Album bildete) in einem Vier-Tage-Rausch in Nashville's Alex The Great-Studio zu Band zu bringen. Die neun dabei entstandenen Songs strahlen alles aus, Reife und Gelassenheit, Liebe zur Harmonie und das angeborene Gefühl für eingängige Melodien, Wortgewandheit und Witz - nur keinen althergebrachten angestaubten Weihnachtsweisen-Muff. Gebettet in ein feinst ausgestaltetes, höchst lebendig dargereichtes Klangbett aus E-, A- und Pedal Steel-Guitar, Kontrabass, mitunter sanft gebestem Schlagwerk und einem durchweg prägenden Brad Jones an Vibraphon, Orgel und Piano, gelingt es dem genialen Gestaltwandler und Sänger, gleichzeitig und nacheinander nach dem jungen Dylan und dem gesetzten Van Morrison, nach Joe Henry oder Lou Reed (oder nach Joe Henry, der nach Lou Reed klingt) zu klingen, dabei musikalisch auch auseinanderliegende Stil-Schubladen vom sanft perlenden Bar-Jazz der gelassenen Nina Simone-Schule über fließenden Americana und leisen Latin-Verweisen bis hin zur urbanen New York-Singer-Songwriter-Kunst bester Paul Simon-Sorte zu streifen, ohne dabei seine eigene weich-warmherzige Linie zu verlieren und uns neun großartige Songs zu schenken, die den Zauber der Weihnachts-Saison ganzjährig wirken lässt. Und wem eine Spielzeit von 31 Minuten zu knapp erscheint, sollte sich beeilen, die Erstauflage des Albums zu erstehen, die auf einem Zweittonträger mehr als 16 Minuten Bonus-Beiwerk bietet, darunter zum Teil herzhaft differierende Demo-Fassungen von Albumtracks und zwei eigensinnig vereinnahmte Fremd-Weisen (Let It Snow und All I Want For Christmas). (cpa)


Kate Rusby - Holly Head
CD - EUR 14,95

Der Künstler als solcher gilt ja schon gemeinhin als dezent jenseits der geläufigen Alltags-Grenzen stehend, aber eine im normalen Leben durchaus gesund agierende Folksängerin, die sich anschickt, ihr bereits fünftes Weihnachtsalbum zu veröffentlichen, darf man schon gern als eigensinnig bezeichnen. Sich selbst (und ihr fünftes Festtags-Compendium) nennt die betörende Folk-Elfe aus Yorkshire Holly-Head, und rückt die Weihnachtsweisen-Treue damit in die Nähe solcher tiefgehender Fan-Bindungen, wie wir sie sonst nur von den Deadheads kennen. Ihre tiefe Verehrung für dieses sonst eher nur saisonal geschätzte Lied-Gut aber ist schlicht bemerkenswert, füllt sie doch auch die 2019er Song-Sammlung eben nicht - wie es landläufig gang und gäbe ist - mit ausschließlich ausgewähltem Feiertags-Fremdgut (wobei sich Kate die erlesenen geliehenen Weisen - darunter Lu Lay (Coventry Carol), Bleak Midwinter, Christmas Is Merry, Hippo For Christmas und While Shepherds Watched - ganz einzigartig zu eigen macht), sondern weiß auch ihre fünfte Christmas-Kollektion durch zahlreiche, unverwechselbar seelen- und gefühlvolle Rusby-Originale in eine nicht nur zum Heiligen Abend, sondern ganzjährig berührend-bewegenden Festtags-Folk-Feier zu verwandeln. Begleitet von einem traumwandlerisch sicher eingespielten Vier-Mann-Ensemble (incl. fünfköpfigem Blechbläsersatz, der diesmal höchst dezent eingesetzt wird) führt die feengleiche Stimme quer durch verschiedene, über die Jahre verfeinerte Folk-Idiome, verbindet uralte Traditionen mit lebendigen Art-Pop-Elementen, beschwingende Carol-Kunststücke mit besinnlichen Balladen-Brillanten und lässt den unvergleichlichen Zauber ihres Gesang zart und bestimmt die Macht über den betörten Lauscher gewinnen. Ausgesuchter Weich-, Warm- und Wohlklang zur ehrlich-herzlichen Weihnacht, mit Liebe, Gefühl und beeindruckender Musikalität zum ganzjährigen Dauerhören dargereicht. (cpa)


Space Funk: Afro Futurist Electro Funk in Space 1976-84 - Various Artists
2-LP (+DLC)/CD - EUR 24,95/14,95

Retrofuturistisches Neuland erkundende Compilation von Soul Jazz Records: Diesmal geht es um schwarzen Maschinen-Funk aus vergangenen Dekaden. Mit Roboter-Grooves und blechernen Vocoder-Stimmen, Beatbox und synthetischen Handclaps. Da denkt man schnell an Parliament und George Clinton, an das lässige "Pac Jam" von Jonzun Crew oder auch "Rock It" von Herbie Hancock - hier bekommt man aber ausschließlich rares Material aus diesem etwas aus der Mode gekommenen Genre. Funk, etwas Disco und Boogie, inszeniert mit dem, was man damals (späte 70er bis frühe 80er) für zukunftsweisend hielt. In Bezug auf die hier häufig verwendeten Vocoder-Voices war die Prognose angesichts der aktuellen Autotune-Epidemie ja sogar erstaunlich treffsicher. Wir hören hier also eher obskuren afroamerikanischen Electro-Funk in oft typischer Früh-80er-Machart, Space Invaders-HipHop eben auf den Spuren von PacJam, aber auch knackigen Funk mit Bläser-Verstärkung der Marke George Clinton. Von den vertretenen Künstlern habe ich noch nie etwas gehört (Jamie Jupitor, Osé, Robotron 4, Rodney Stepp, 7 Below Zero Band, Ramsey 2C-3D, L.E.O.). In der Tat: "An intergalactic journey into black space, fuelled by funk, powered by computers." (Joe Whirlypop)


DEMNÄCHST in diesem Theater:

10.01.
Phil Shoenfelt - Cassandra Lied
Spirit Of Sireena Vol. 14 - Various Artists
Fat Freddy's Drop - Special Edition Part 1
DeWolff - Tascam Tapes
Morcheeba - Part Of The Process: The Collection
Bad Company - Desolation Angels (40th Anniversary)
Townes Van Zandt - Our Mother The Mountain (50th Anniversary Vinyl)
Townes Van Zandt - Townes Van Zandt (50th Anniversary Vinyl)

17.01.
Marcus King - El Dorado
Bill Fay - Countless Branches
Pale Saints - The Comforts Of Madness (30th Anniversary Edition)
G. Love & Special Sauce - Juice
Tautumeitas - Dziesmas No Aulejas
Alice Boman - Dream On
Zephyr - Zephyr (DeLuxe Edition)

24.01.
Wire - Mind Hive
Haden Triplets - Family Songbook
John Fogerty - 50 Year Trip: Live At Red Rocks
Bohren & Der Club Of Gore - Patchouli Blue
Gill Landry - Skeleton At The Banquet
Yorkston/Thorne/Khan - Nien Emotions
Terry Allen & The Panhandle Mystery Band - Just Like Moby Dick
Wolf Parade - Thin Mind
Black Lips - Sing In A World That's Falling Apart
Bonny Light Horseman - Bonny Light Horseman
Blackbird & Crow - Ailm
Gill Landry - Skeleton At The Banquet
Dave Clark Five - All The Hits
Nicolas Godin - Concrete And Glass

31.01.
Destroyer - Have We Met
Torres - Silver Tongue
Drive-By Truckers - The Unraveling
Squirrel Flower - I Was Born Swimming
Gary Moore - Live From London
Smoke Fairies - Darkness Brings The Wonders Home
Eric Brace & Last Train Home - Daytime Highs And Overnight Lows

07.02.
Nada Surf - Never Not Together
Cream - Goodbye Tour: Live 1968 4-CD
Jon Hassell/Farafina - Flash The Spirit
Isobel Campbell - There Is No Other ...

14.02.
US Rails - Mile By Mile


LIVE!!! LIVE!!! LIVE!!!

Derzeit und baldigst sind viele Glitterhouse-Künstler in Europa unterwegs. Ein Konzert empfehlenswerter als das andere. Also bitte: Vollversammlung.

SCOTT MATTHEW
scottmatthewthemusic
23.09.2020 DE - Berlin - Lido Berlin
24.09.2020 DE - Leipzig - UT Connewitz
25.09.2020 DE - Köln - Stadtgarten
26.09.2020 DE - Frankfurt - Nachtleben Frankfurt
27.09.2020 DE - Ulm - Roxy
28.09.2020 DE - München - Ampere
29.09.2020 AT - Salzburg - ARGEkultur Salzburg
01.10.2020 AT - Wien - Porgy & Bess
02.10.2020 AT - Linz - Posthof - Zeitkultur am Hafen

STEINER & MADLAINA
steinermadlaina
05. - 09.08.2020 Open Flair Festival 2020 (Eschwege, Germany)

NIVE & THE DEER CHILDREN
03.01.2020 BE - Berchem - MixMass, De Singel


Alle guten Wünsche für Euch & die Euren!

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Quelle:
Glitterhouse Records, Label & Mailorder
Grüner Weg 25, D-37688 Beverungen
Telefon: 05273/36 36 36, Fax: 05273/36 36 37
E-Mail: mailorder@glitterhouse.com
Internet: www.glitterhouse.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2020

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