Israels Ministerpräsident Netanjahu ist am Sonntag vor einem Bezirksgericht in Jerusalem erschienen. Dort begann der erste Korruptionsprozeß gegen einen amtierenden Regierungschef mit einer Anhörung. Die Anklage wirft Netanjahu Bestechlichkeit, Betrug und Untreue vor. Unter anderem geht es um Einflußnahme auf die Berichterstattung zu seiner Regierung. Der Telekom-Konzern Bezeq soll als Gegenleistungen zu Vergünstigungen im Umfang von umgerechnet über 470 Millionen Euro gekommen sein. Netanjahu mußte persönlich vor Gericht erscheinen, um zu versichern, daß er die dort verlesene Anklageschrift verstanden hat. Kurz nach dem Auftakt des Verfahrens wurde dieses vertagt. In dem Strafprozeß sollen mehr als 300 Zeugen gehört werden. Die Zeugenbefragung wird sich voraussichtlich mehrere Jahre hinziehen. Am Ende drohen dem heute 70 Jahre alten Premier bis zu zehn Jahre Haft wegen Bestechlichkeit und bis zu drei Jahre wegen Betrugs und Untreue.

24. Mai 2020