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FRAGEN/002: Wasser auf dem Mond - endlich Gewißheit (Portal - Uni Potsdam)


Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung 1/2010

Endlich Gewissheit

Wasser auf dem Mond: Siegfried Franck zur Bedeutung der NASA-Entdeckung


Die NASA-Sonde "LCross" brachte endlich die letzte Bestätigung. Was Wissenschaftler schon zuvor vermutet, aber noch nicht in größerem Umfang definitiv nachgewiesen hatten, steht nun fest: Es gibt Wasser auf dem Mond. Die Sonde "LCross" hatte am 9. Oktober letzten Jahres, nachdem Sekunden vorher das Geschoss "Centaur" in einen eisigen Mondkrater gestürzt war, die sich dabei entwickelnde Staubwolke auf ihre Zusammensetzung untersucht und entsprechende Daten zur Erde übermittelt. Portal-Redakteurin Petra Görlich fragte Siegfried Franck nach der Bedeutung des Forschungsergebnisses.

Görlich: Haben Sie den endgültigen Nachweis von Wasser auf dem Mond so erwartet?

Franck: Ja. Bereits 2008 haben US-amerikanische Wissenschaftler winzige Spuren von Wasser in kleinen Glaskügelchen vulkanischen Ursprungs nachgewiesen. Diese Glaskügelchen sind Teil der Mondbodenproben, die von Astronauten der damaligen Apollo-Mission zur Erde gebracht wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Analysentechnik jedoch noch nicht soweit entwickelt, um derart geringe Mengen von Wasser in den Mondbodenproben nachzuweisen. Somit hat die NASA-Sonde "LCross" nur noch einmal bestätigt, was die Wissenschaftler schon vorher herausgefunden beziehungsweise vermutet hatten.

Görlich: Das Wasser verrät etwas von der Entwicklungsgeschichte des Mondes. Wie und wann ist es vermutlich dorthin gekommen?

Franck: Dazu gibt es verschiedene Hypothesen. Die eine besagt, dass das Wasser in den kleinen Glaskügelchen durch vulkanische Prozesse aus dem Mondinneren an die Oberfläche gelangt. Die andere geht davon aus, dass das von der Sonde "LCross" nachgewiesene Wasser durch Einschläge wasserreicher Meteoriten oder Kometen auf die Mondoberfläche gelangt ist. Einige Wissenschaftler vermuten aber auch noch eine andere Ursache. Nach ihrer Ansicht bilden Protonen der kosmischen Strahlung beim Zusammentreffen mit Sauerstoffatomen aus Mondmineralien Wassermoleküle.

Görlich: Wo Wasser ist, ist Leben. Gilt das auch für den Mond, der ja kein flüssiges Wasser hat?

Franck: Genau da ist das Problem. Da unter natürlichen Bedingungen das Wasser auf der Mondoberfläche nur im festen oder im gasförmigen Zustand existieren kann, ist dort kein Leben möglich.

Görlich: Blümchen auf dem Mond sind also definitiv ausgeschlossen?

Franck: Ja, man wird dort nie welche pflücken können, höchstens auf einer Mondstation.

Görlich: Welche Zukunftsvisionen haben Sie, wenn Sie an den Mond denken?

Franck: Viele Astrophysiker träumen davon, auf dem Mond sowohl optische Teleskope als auch Radioteleskope zu installieren, da dort in beiden Frequenzbereichen praktisch keine Störquellen auftreten. Außerdem könnte der Mond als Sprungbrett zum Mars benutzt werden.


Siegfried Franck ist Professor für "Koevolution von Bio- und Geosphäre" an der Universität Potsdam und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung


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Quelle:
Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung Nr. 1/2010, Seite 29
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. März 2010