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INSTRUMENTE/242: Weltraumteleskope Herschel und Planck im All (DLR)


Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) - 14.05.2009

Weltraumteleskope Herschel und Planck im All

Ariane-Doppelstart mit deutschen Forschungsinstrumenten


Heute [14.05.] um 15.12 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MESZ) sind die Weltraumteleskope Herschel und Planck erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana (Südamerika) gestartet. Die Satelliten wurden von einer Ariane 5 ECA-Trägerrakete auf ihren Weg zum Lagrange-Punkt L2, etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, gebracht. An Bord der beiden Infrarot-Teleskope befindet sich auch deutsche Forschungs-Hightech, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) finanziert. Herschel wird die extrem kalten Objekte in den Galaxien erforschen, während Planck das Licht aus der Urzeit des Universums nach Quellen kosmischer Hintergrundstrahlung durchsuchen wird. Deutsche Wissenschaftler sind wesentlich an den ambitionierten Missionen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) beteiligt.

Herschel: Infrarot-Astronomie der nächsten Generation

Herschel ist das erste Weltraumobservatorium, das den kompletten Wellenlängenbereich des Fernen Infrarot (FIR) bis zum Sub-Millimeter-Bereich (60 bis 670 Mikrometer) abdeckt. Da Herschel dieses Spektrum teilweise zum ersten Mal untersuchen wird, erwarten die Astronomen eine Fülle neuer Entdeckungen. Mit tief reichenden Beobachtungen des Himmels werden sie die Bildung und Entwicklung von Galaxien seit Beginn des Universums untersuchen. Dabei wollen die Wissenschaftler die physikalischen und chemischen Vorgänge des interstellaren Mediums erforschen und neues Wissen über die Bildung von Sternen aus Molekülwolken gewinnen. Mit hochauflösender Spektroskopie wollen sie weiterhin die Beschaffenheit von Kometen untersuchen sowie Planetenatmosphären und deren Oberflächen entschlüsseln.

Der Hauptspiegel des Teleskops hat einen Durchmesser von 3,50 Metern. Herschel ist damit das bis dahin größte Weltraumteleskop, etwa eineinhalbmal größer als Hubble. Der Spiegel besteht aus Gewichtsgründen aus dem keramischen Material Siliziumkarbid (SiC), das zum ersten Mal bei einem Spiegel dieser Größe eingesetzt wird.

In Deutschland ist das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching mit der Entwicklung des PACS (Photodetector Array Camera and Spectrometer), einer der drei wissenschaftlichen Nutzlasten von Herschel, beteiligt. Ein großer Teil der Arbeiten wurde im Auftrag des MPE von den Firmen Kayser-Threde GmbH (München) und ASTEQ Applied Space Techniques GmbH (Kelkheim) durchgeführt. Das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg steuerte einen Kippspiegel bei, der bei der Carl Zeiss AG in Oberkochen hergestellt wurde. Die Universität Köln koordiniert die deutschen Beiträge am niederländischen Instrument HIFI (Heterodyne Instrument for the Far Infrared). Die Universität Köln entwickelte darüber hinaus ein Mischerelement und das Akusto-Optische Spektrometer (AOS). Die zum AOS zugehörige Elektronik wurde vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau hergestellt. Das Local-Oscillator-Subsystem wurde unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn entwickelt.

Planck: Untersuchung der kosmischen Hintergrundstrahlung

Planck wird die Messungen der kosmischen Hintergrundstrahlung wesentlich verbessern und eine Karte des gesamten Himmels mit einer Winkelauflösung besser als zehn Bogenminuten erstellen. Auf ihr sollen noch Temperaturunterschiede von zirka einem Millionstel Grad aufgezeigt werden. Die Wissenschaftler erhoffen sich von Planck fundamentale Beiträge zu aktuellen Fragen der Kosmologie: Wie sah die Frühphase unseres Universums aus? Wie formte es sich in seinen heutigen Zustand? Wie wird die zukünftige Entwicklung aussehen?

Planck trägt ein Teleskop mit einer Spiegelfläche von 1,50 Meter mal 1,75 Meter sowie zwei Instrumente, welche die Mikrowellenstrahlung in unterschiedlichen Frequenzbändern messen. In Deutschland beteiligt sich das Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) in Garching. Wissenschaftler des MPA entwickelten die Software für die Datenverarbeitung und den Informationsaustausch beim Bau der Instrumente, schrieben Simulationsprogramme, die zum Testen der Datenverarbeitungsroutinen und zur Analyse der Beobachtungsdaten benötigt werden, und errichten eine Datenbank für die aufbereiteten Messwerte.

Vollständiger Artikel mit Bild- und Videomaterial sowie Info-Kasten:
http://www.dlr.de/desktopdefault.aspx/tabid-5105/8598_read-17461/


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Quelle:
Pressemitteilung vom 14.05.2009
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Unternehmenskommunikation, Linder Höhe, 51147 Köln
http://www.dlr.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2009