Max-Planck-Institut für Astronomie, ESO Science Outreach Network - 22.10.2018
Ein Gespenst am Südhimmel
FORS2, eine Kamera, die am Very Large Telescope der ESO montiert ist, hat die aktive sternbildende Region NGC 2467 beobachtet. Das Bild wurde im Rahmen des ESO-Programms "Cosmic Gems (Kosmische Juwelen)" aufgenommen, das die seltenen Gelegenheiten nutzt, bei denen die Beobachtungsbedingungen nicht geeignet sind, wissenschaftliche Daten zu sammeln. Anstatt nichts zu tun, ermöglicht das "Cosmic Gems"-Programm der ESO, die Teleskope der ESO dazu zu verwenden, um optisch beeindruckende Fotos vom südlichen Himmel zu schießen.
Aufnahme der FORS-Kamera vom Sternentstehungsgebiet NGC 2467.
Bild: © ESO
Dieses plastische Porträt einer aktiven sternbildenden Region - NGC 2467, manchmal auch als Totenkopfnebel bezeichnet (nicht zu verwechseln mit NGC 246, der ebenso genannt wird) - ist ebenso gespenstisch wie schön. Dieses Bild aus Staub, Gas und hellen jungen Sternen, die durch die Schwerkraft scheinbar einen grinsenden Schädel formen, wurde mit dem FORS-Instrument am Very Large Telescope (VLT) der ESO aufgenommen. Während die Teleskope der ESO in der Regel für die Erhebung von wissenschaftlichen Daten verwendet werden, können sie auch solche Bilder aufnehmen, die einfach nur schön sind.
Es ist leicht zu erkennen, woher der Vergleich mit einem Gespenst kommt. Diese junge, leuchtende Formation ähnelt deutlich einem beunruhigenden hohlen Gesicht, von dem hier nur der klaffende Mund sichtbar ist. NGC 2467 schlummert im Sternbild Puppis (Achterdeck des Schiffs), das zudem eher unromantisch mit Poopdeck übersetzt werden kann.
Diese nebulöse Ansammlung von Sternhaufen ist die Geburtsstätte vieler Sterne, wo ein Überschuss von Wasserstoffgas den Rohstoff für die Sternentstehung lieferte. Es handelt sich in der Tat nicht um einen einzigen Nebel. Seine verschiedenen Sternhaufen bewegen sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Es handelt sich nur um eine zufällige Kombination entlang der Sichtlinie mit der Erde, die die Sterne und das Gas zu einem humanoiden Gesicht formen. Dieses strahlende Bild mag den Astronomen nichts Neues verraten, aber es gewährt uns allen einen Blick in den schillernden Südhimmel, voll mit leuchtenden Wundern, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. NGC 2467 wurde bereits am 9. Dezember 1784 vom hannoveranisch-englischen Astronomen Wilhelm Herschel entdeckt.
Puppis ist eines von drei nautisch benannten Sternbildern, die den südlichen Himmel befahren. Aus ihnen setzt sich das einzelne, riesige Sternbild Argo Navis (Schiff Argo) zusammen, das nach dem Schiff des mythischen Jason und den Argonauten benannt ist. Argo Navis wurde seitdem in drei Gruppen eingeteilt: Carina (Kiel des Schiffs), Vela (Segel des Schiffs) und Puppis, wo dieser Nebel beheimatet ist. Jason ist zwar eine mythische Heldenfigur, ist aber am bekanntesten für seinen Diebstahl des goldenen Vlieses.
Dieses Bild wurde im Rahmen des "Cosmic Gems"-Programms der ESO aufgenommen, einer Initiative zum Zwecke der Bildung und der Öffentlichkeitsarbeit, die Bilder von interessanten, faszinierenden oder optisch attraktiven Objekten verbreitet, die mit ESO-Teleskopen aufgenommen wurden. Das Programm nutzt die Teleskopzeit, die nicht für wissenschaftliche Beobachtungen genutzt werden kann. Sofern die gesammelten Daten für zukünftige wissenschaftliche Zwecke nützlich sein könnten, werden diese Beobachtungen gespeichert und den Astronomen über das wissenschaftliche Archiv der ESO zur Verfügung gestellt.
Weitere Informationen
Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz
ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung
und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Die
Organisation hat 16 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland,
Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, die Niederlande,
Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die
Tschechische Republik. Hinzu kommen das Gastland Chile und Australien als
strategischer Partner. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung,
indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert
und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf
dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle.
Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in
Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO
mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste
Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei
Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte
Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT
Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im
sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist außerdem einer der
Hauptpartner bei zwei Projekten auf Chajnantor, APEX und ALMA, dem größten
astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des
Paranal errichtet die ESO zur Zeit das Extremely Large Telescope (ELT) mit
39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt
werden wird.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.
Weitere Informationen unter:
https://www.eso.org/public/germany/news/eso1834/
- Webversion der Pressemitteilung mit weiteren Bildern
https://www.eso.org/public/outreach/gems/
- Das "Cosmic Gems"-Programm der ESO
https://www.eso.org/public/images/archive/search/?adv=&subject_name=Very%20Large%20Telescope
- Bilder des Very Large Telescope (VLT)
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1413
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Max-Planck-Institut für Astronomie, ESO Science Outreach Network, 22.10.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2018
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