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BIOTECHNOLOGIE/157: Syntheseverfahren für Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 15.04.2015

Nachwuchsforschergruppe entwickelt Syntheseverfahren für Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen


Forscher der Ruhr-Universität Bochum entwickeln neue umweltfreundliche Verfahren zur Herstellung von Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen. Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen fördert das Vorhaben mit rund 1,2 Millionen Euro im Rahmen des Programms "Nachwuchsforschungsgruppen.NRW 2015-2021". Der Bochumer Biochemiker Jun.-Prof. Dr. Robert Kourist leitet die neue Gruppe "ChemBioCat". Mit den Fördergeldern werden drei Wissenschaftler für einen Zeitraum von sechs Jahren finanziert.


Ersatz für erdölbasierte Synthesewege finden

In absehbarer Zeit wird das Erdöl als wichtigste Rohstoffquelle der Chemie erschöpft sein. Die meisten biobasierten Chemikalien können bislang aber nur schwer anderweitig erzeugt werden. Neue umweltfreundliche Reaktionswege basierend auf nachwachsenden Ressourcen sind nötig. Sowohl chemische Katalysatoren als auch Biokatalysatoren können hierfür dienen. Die Nachwuchsforschergruppe "ChemBioCat" entwickelt Prozesse, bei denen mehrere katalytische Reaktionsschritte in einem Reaktionsgefäß zu sogenannten Tandemreaktionen vereinigt werden. Dadurch entfallen Zwischenschritte, in denen Abfallprodukte entstehen, die aufwendig entfernt werden müssten. Das verbessert die Nachhaltigkeit.


Bindungen zwischen Kohlenstoffatomen knüpfen und brechen

Der Fokus liegt auf Reaktionen, in denen Bindungen zwischen Kohlenstoffatomen geknüpft oder gebrochen werden. "Aufgrund der hohen Stabilität dieser Bindungen ist das eine große Herausforderung", sagt Robert Kourist von der Fakultät für Biologie und Biotechnologie. Der Ansatz soll zum Beispiel dazu dienen, aromatische Verbindungen aus landwirtschaftlichen Reststoffen direkt in Antioxidantien - wichtige Zusätze für Lebensmittel und Chemikalien - zu überführen.


Interdisziplinäre Herangehensweise gefragt

Eine erfolgreiche Entwicklung von Tandemreaktionen erfordert eine stark interdisziplinäre Herangehensweise. Die Chemiker Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte aus Bochum und Prof. Dr. Harald Gröger aus Bielefeld unterstützen das Projekt mit ihrer Expertise in anorganischer und organischer Chemie. "Trotz des großen Einsparungspotenzials der Tandemreaktionen erschwert die Komplexität der Systeme immer noch die industrielle Umsetzung", so Kourist. "Wir konzentrieren uns daher auf die Entwicklung neuer Methoden, die das Zusammenspiel der Katalysatoren verbessern."


Zur Person

Robert Kourist studierte von 2000 bis 2006 an der Universität Greifswald Biochemie. 2003 beschäftigte er sich als Austauschstudent an der Universität Oviedo ein Jahr lang mit der Anwendung von Enzymen in der organischen Synthese. Nach seiner Promotion im Jahr 2008 in Greifswald erhielt er den "DSM Science and International Award North" und einen 1. Preis im "VentureCup Mecklenburg-Vorpommern". Anschließend ging er als Stipendiat der "Japanese Society for the Promotion of Science" an die Keio Universität in Yokohama (Japan). Im Jahr 2012 wurde er zum Juniorprofessor für Mikrobielle Biotechnologie an die Ruhr-Universität Bochum berufen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution2

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Julia Weiler, 15.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2015

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