Universität Zürich - 06.01.2016
Sein letztes Mahl spiegelt seinen spiralförmigen Darm
Eine letzte Mahlzeit liefert neue Erkenntnisse: Die fossilen Nahrungsreste des urtümlichen Saurichthys spiegeln dessen spiralförmigen Darm. Der Spiraldarm dieses ausgestorbenen Raubfisches ist jenem von Haien und Rochen ähnlich. Paläontologen der Universität Zürich schliessen damit eine Wissenslücke über die Evolution des Magen-Darm-Traktes von Wirbeltieren.
Seine Henkersmahlzeit erhellt die Nachwelt. Die verdauten und unverdauten
Reste der letzten Speise von Saurichthys, einem Knochenfisch aus der
Trias, blieben erhalten. Diese Konservierung von Weichteilen ist ein
seltenes Ereignis, das Paläontologen der Universität Zürich für sich
nutzen konnten: Anhand des fossilen Darminhalts dokumentieren sie
erstmals vollständig die Magen-Darm-Anatomie dieses urtümlichen
Wirbeltiers.
Die UZH-Forscher präparierten das aus der Tessiner Lagerstätte Monte San Giorgio stammende Fossil. Der konservierte Darminhalt spiegelt die Form des Darms - wie das Team um Prof. Marcelo Sánchez mittels UV-Licht detailliert erkennen und beschreiben konnte. Um die evolutionäre und funktionelle Tragweite ihrer Beobachtungen zu durchleuchten, haben die Forscher einen grossen Datensatz über ausgestorbene und existierende Fische gesammelt. «Wir führten ausserdem statistische Analysen durch, die unbekannte Muster der Verteilung der Darmstruktur offenbarten», erklärt Marcelo Sánchez. All dies führte zur Erkenntnis: Saurichthys besass einen geraden Magen und einen spiral-förmigen Darm.
Die Erkenntnisse der Zürcher Paläontologen liefern eine unerwartete Übereinstimmung zur Magen-Darm-Anatomie der heute lebenden Hai- und Rochenarten: «Die Anatomie des Magen-Darm-Traktes von Saurichthys, insbesondere die vielen Windungen im Spiraldarm, zeigen, wie die ursprünglichsten Verdauensorgane der früheren Fischen waren», sagt Thodoris Argyriou, Doktorand am Paläontologischen Institut und Museum der Universität Zürich. Der Spiraldarm von Saurichthys weist auf einen energiegeladenen Lebensstil hin, der an das Raubtier- und Reproduktionsverhalten der Gattung angepasst war. «Die grosse Anzahl an Windungen hat die Fläche für das Verdauen vergrössert, was dem Fisch sicherlich mehr Energie zugänglich gemacht hat », sagt Thodoris Argyriou.
Literatur:
Thodoris Argyriou, Marcus Clauss, Erin E. Maxwell, Heinz Furrer, and
Marcelo R. Sánchez-Villagra.
Exceptional preservation reveals gastrointestinal anatomy and evolution
in early actinopterygian fishes.
Scientific Reports. January 6, 2016.
Doi: 10.1038/srep18758
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Zürich, Beat Müller, 06.01.2016
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2016
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