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ORNITHOLOGIE/130: Raufußkauz - mehr Nachwuchs dank Seitensprüngen (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 5/2009

Ornithologie aktuell

Raufußkauz: mehr Nachwuchs dank Seitensprüngen


Bei den meisten Vogelarten kümmern sich beide Eltern um den Nachwuchs. Oft ist es aber das Männchen, das sich in einer Brutperiode vom Weibchen löst, um sich mit einem anderen Weibchen zu verpaaren. Um große Schwankungen des Nahrungsangebots zu kompensieren, haben Raufußkäuze eine besondere Fortpflanzungsstrategie entwickelt. Bei reichlichem Nahrungsangebot tendieren die Weibchen dazu, die Aufzucht ihrer Jungen dem Männchen zu überlassen. Sie verlassen das Revier und verpaaren sich viele Kilometer entfernt mit einem anderen Männchen. Dadurch steigern sie ihren Fortpflanzungserfolg. Voraussetzung für dieses Verhalten ist jedoch, dass das erste Männchen gut genährt ist und die Wahrscheinlichkeit damit groß genug ist, dass er die Brut allein durchbringt. In kargen Zeiten bleiben die Weibchen dagegen ihrem ersten Männchen treu oder brüten gar nicht. In einem Brutgebiet im südöstlichen Norwegen konnte durch Nistkastenkontrollen im März 1995 bis 1999 an Vögeln mit kleinen Radiotranspondern festgestellt werden, dass rund 70 Prozent der Weibchen die Männchen bei der Brutaufzucht zurückließen. In einem experimentellen Teil der Studie legten die Forscher zusätzlich Mäuse ins Nest, um die Futterversorgung zu verbessern. Nun waren die Weibchen eher und früher dazu geneigt, das Nest zu verlassen - jedoch nur, wenn die Männchen wohlgenährt waren, was sich von Größe und Gewicht der Vögel ableiten ließ. Dass die wegziehenden Weibchen mit neuem Männchen nochmals brüten und eine zweite Brut großziehen, ist zunächst noch eine Vermutung. Die Forscher verloren die Transpondersignale von fast allen Vögeln, die sich weiter als drei Kilometer vom Untersuchungsgebiet entfernten. Aus anderen Studien weiß man allerdings, dass Raufußkäuze zwölf und mehr Kilometer weit fliegen, um erneut zu brüten. (wir)

K. Eldegard u. a, Proc. R. Soc. B, DOI: 10.1098/rspb.2008.1775


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 5/2009
56. Jahrgang, Mai 2009, S. 164
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2009