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ORNITHOLOGIE/181: Alle Vögel wieder da! - Vogelsaal im Senckenberg Naturmuseum neu inszeniert (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 23.12.2009

Alle Vögel wieder da! - Vogelsaal im Senckenberg Naturmuseum neu inszeniert


Wer schon durch das Senckenberg Naturmuseum flaniert ist, kennt den großen langen Vogelsaal mit den zahlreichen Arten aus heimischen Regionen und bunt gefiederten Exoten von vielen Flecken der Erde. Wegen umfassender Modernisierungs- und Umgestaltungsarbeiten war der Bereich für einige Wochen nicht zugänglich. "Nun aber präsentiert sich der Raum in neuem Glanz", kündigt Museumsleiter Dr. Bernd Herkner an, der sich vor allem für die neue optische Linie in der bestehenden Raumarchitektur eingesetzt hatte, die nun einen Kontrast zur symmetrischen Anordnung der historischen Glasvitrinen bildet.

Ermöglicht wurde die Neugestaltung des Vogelsaals, der um etliche interaktive Medieneinheiten erweitert wurde, durch eine großzügige Spende von Dr. h.c. Josef Buchmann. Der Präsident der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Dietmar Schmid dankte dem Frankfurter Geschäftsmann und Mäzen und dessen Frau und sagte während der offiziellen Eröffnung: "Das besondere Engagement der Familie Buchmann hat uns die Fortführung der Modernisierung des Hauses ermöglicht und katapultiert Senckenberg damit in ein neues Jahrzehnt."

Dass der klassisch-systematische Part der Ausstellung ergänzt wurde, wird schnell deutlich. Neben den "Steckbriefen", die präzise Auskunft über Name, Zugehörigkeit und Herkunft zu jedem der insgesamt 1100 ausgestellten Vögel geben, werden nun auch Aspekte betont, die die gefiederten Zweibeiner in einem zum Teil überraschenden kulturellen Kontext beleuchten. So ist unter dem Stichwort "verführerisch" etwas über die fatalen Folgen des Modetrends zu erfahren, der die Dame von Welt während der Goldenen Zwanziger veranlasst hat, sich geradezu verschwenderisch mit "fremden" Federn zu schmücken. Andere Begriffe nehmen Bezug auf die majestätische Wirkung der Adler in Statussymbolen, greifen die sprichwörtliche Bedeutung von "Meisen" auf, erläutern besondere mythologische Zusammenhänge oder spielen auf die "unheilvolle" Rolle des sprechenden Raben im Erzähl-Gedicht von Edgar Allan Poe an.

Informationen über Körperbau und Fortbewegung, Auftrieb und Vogelzug oder Flugformen, über den Aufbau und die Funktion verschiedener Federn oder zu Vögeln in Dörfern und Städten können über Terminals abgerufen werden. Ein Highlight ist eine kinematografische Darstellung, die zeigt, dass Strauße sich nicht nur schnell, sondern auch ausgesprochen ökonomisch bewegen. "Wir wollen den besonderen Charme der tradierten Ausstellung mit aktuellen Forschungsergebnissen verknüpfen und damit einen Bezug zur modernen Naturwissenschaft herstellen", erläuterte Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und sprach damit auch die Bildungsziele des Hauses in Sachen Natur an.

Eine eigene Nische ist den ausgestorbenen Arten gewidmet. Neben dem Moa, dessen hier gezeigtes Skelett eines der wenigen, nahezu vollständigen weltweit ist, sind dort ein Riesenalk und auch die Dronte zu sehen. Eine virtuelle Rekonstruktion vermittelt eine Vorstellung davon, wie der flugunfähige Taubenvogel, der mit dem auffallend kräftigen Schnabel ausschließlich auf Mauritius vorkam, aussah und sich einst bewegt hat. Zu sehen ist ein etwas tapsiger Geselle, der den Seeleuten, die die Insel zu Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckten, ohne jede Scheu begegnete und gerade deshalb innerhalb von nur einhundert Jahren völlig von der Bildfläche verschwand.

Unter den zahlreichen Gästen der Eröffnungsfeier war auch Stadtrat Dr. Bernd Heidenreich, der ein Grußwort der Oberbürgermeisterin und des Magistrats der Stadt Frankfurt am Main überbrachte. Heidenreich betonte seine besondere Beziehung zum Senckenberg Museum und hob den Wert der Sammlungen für das gerade heute so wichtige Verständnis der Natur hervor. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung des neugestalteten Dr. h.c. Josef Buchmann-Saals wurden etliche der insgesamt 830 präsentierten Arten betrachtet, die etwa 10 Prozent der Vogelarten weltweit ausmachen. Darunter die Präparate von würdevoll einher stolzierenden Schreitvögeln, von bunten Kolibris, Papageien und Paradiesvögeln, von eleganten Seglern und Ruderfüßern, von Eulen und Rackenvögeln, zu denen Baum- und Wiedehopfe, die hier heimische Eisvogelart wie auch der Jäger- und der Mönchliest gehören. Auf den rund 750 Quadratmetern Ausstellungsfläche, wo trotz der unzählig erscheinenden Exponate letztlich etwa nur ein Prozent der Senckenberg-Vogelsammlung gezeigt werden, ist Erstaunliches zu sehen und einiges, das überrascht und vielleicht sogar Anlass zum Schmunzeln gibt. (dve)

Weitere Informationen unter:
http://www.senckenberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution639


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Doris von Eiff,
23.12.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2009