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ZOOLOGIE/1005: Schopfmakaken - Prompte Hilfe für Freunde (idw)


Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung - 01.08.2012

Prompte Hilfe für Freunde

Verhaltensforscher vom Deutschen Primatenzentrum Göttingen haben herausgefunden, dass Schopfmakaken schneller auf Hilferufe von Artgenossen reagieren, wenn sie mit diesen in einem engen sozialen Verhältnis stehen. Die Wissenschaftler um Antje Engelhardt haben dazu die Rekrutierungsrufe der Tiere aufgezeichnet, die sie abgeben, wenn ein Raubfeind zu sehen ist. Damit locken die Affen ihre Gruppengenossen herbei, um die Feinde gemeinsam zu vertreiben. Nach der Aufzeichnung haben die Forscher Affen der Gruppe die Rufe vorgespielt, um ihre Reaktionen zu dokumentieren. Auf die Rufe der "Freunde" reagierten sie deutlich schneller als auf die anderen. (Proceedings of the Royal Society B)

Ob die Wissenschaftler der Nachwuchsgruppe Sexuelle Selektion bei Primaten des Deutschen Primatenzentrums geahnt haben, dass Sie einmal Python-Schlange spielen würden, um ihr Forschungsziel zu erreichen? Wahrscheinlich nicht. Aber nur so konnten die Forscher um Antje Engelhardt in der Forschungsstation Tangkoko in Indonesien den Einfluss sozialer Bindungen auf die Reaktionen der Schopfmakaken auf ihre Raubfeinde untersuchen. Mit einem lebensgroßen Modell eines Python versteckten sie sich hinter Bäumen und zeigten die Papp-Schlange verschiedenen Schopfmakaken. Kollegen zeichneten dann die Rufe auf, die die Makaken nach der Sichtung ausstießen, um ihre Artgenossen herbeizurufen. Wegen dieser sogenannten Rekrutierungs-Rufe kommen die Gruppenmitglieder dem Rufer dabei zur Hilfe, die Raubfeinde gemeinsam zu verscheuchen.

Foto: © Antje Engelhardt/Macaca Nigra Project

Soziale Fellpflege (grooming) zwischen einer Schopfmakakenmutter und einem jungen Weibchen im Indonesischen Tropenwald nahe der Forschungsstation Tangkoko.
Foto: © Antje Engelhardt/Macaca Nigra Project

Die Verhaltensforscher sind so der Frage nachgegangen, ob die Makaken unterschiedlich reagieren, je nachdem, wie nahe ihnen der Rufer steht: Die aufgezeichneten Rufe der verschiedenen Tiere haben sie später anderen Makaken vorgespielt. Mal war es der Ruf eines "Freundes", mal der eines Makaken, zu dem der Zuhörer keine intensive soziale Bindung hatte.

Mit Videokameras zeichneten die Forscher auf, wie die Schopfmakaken auf die Rufe reagierten und kamen zu folgendem Ergebnis: Kam der Rekrutierungsruf von einem Tier, mit dem die Hörer eine enge Bindung hatten, reagierten sie deutlich schneller als bei den anderen. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass enge soziale Bindungen, die über Verwandtschaft hinausgehen, schon weit vor der Menschwerdung eine zentrale Rolle spielten", sagt Antje Engelhardt. "Der gemeinsamen Verteidigung gegen Raubfeinde scheint dabei eine große Bedeutung zuzukommen."

Originalpublikation
Micheletta, Jérôme, Bridget M. Waller, Maria R. Panggur, Christof Neumann, Julie Duboscq, Muhammad Agil and Antje Engelhardt:
Social bonds affect anti-predator behaviour in a tolerant species of macaque, Macaca nigra.
In: Proceedings of the Royal Society B.


Die Deutsches Primatenzentrum GmbH (DPZ) - Leibniz-Institut für Primatenforschung betreibt biologische und biomedizinische Forschung über und mit Primaten auf den Gebieten der Infektionsforschung, der Neurowissenschaften und der Primatenbiologie. Das DPZ unterhält vier Freilandforschungsstationen in den Tropen und ist Referenz- und Servicezentrum für alle Belange der Primatenforschung. Das DPZ ist eine der 86 Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung,
Dr. Susanne Diederich, 01.08.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2012