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ZOOLOGIE/1308: Entdeckung neuer Arten von Drachentausendfüßer in Höhlen in China (idw)


Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere - 06.04.2016

Drachen aus dunklen Höhlen: Entdeckung neuer Arten von Drachentausendfüßer in Höhlen in China


Sechs neue Arten von Drachentausendfüßern wurden von einem Wissenschaftlerteam aus renommierten internationalen Forschungseinrichtungen in China, Deutschland, Russland in China entdeckt. Vier dieser Drachentausendfüßer kommen ausschließlich in Höhlen vor. Diese Höhlenarten haben extrem verlängerte Beine und Antennen, bei einer der Arten erinnert das Aussehen der Tiere an Stabschrecken (allerdings mit über 40 Beinen, Abb. 1), andere Arten erscheinen weiß und durchsichtig (Abb. 2). Die Arten wurden jetzt im open access Journal Zookeys beschrieben.


Foto: © Sunbin Huang & Xinhui Wang (South China Agricultural University)

Abb. 1: Extrem lange Beine geben dem Stabschrecken-Drachentausendfüßer, Desmoxytes phasmoides ein außergewöhnliches Aussehen, das an Stabheuschrecken erinnert.
Foto: © Sunbin Huang & Xinhui Wang (South China Agricultural University)


In vielen tropischen Ländern leben noch unentdeckte Tausendfüßerarten. Besonders aus China sind bisher nur sehr wenige Arten von Tausendfüßern bekannt geworden. Nun entdeckte ein internationales Wissenschaftlerteam in Südchina sechs Arten von, in vielerlei Hinsicht als ungewöhnlich zu bezeichnende Drachentausendfüßern. Vier der neuen Arten kommen ausschließlich in Höhlen vor. Das Team aus Liu Weixin (South China Agricultural University of Guangzhou, China [Link1]), die zur Zeit ein Forschungsjahr am Zentrum für Taxonomie des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig - Leibniz Institut für Biodiversität der Tiere in Bonn für die Erstellung ihrer Doktorarbeit durchführt [LINK2], ihr Doktorvater Prof. Tian Mingyi [link3] und der renommierte Tausendfüßerexperte Dr. Sergei Golovatch (Russian Academy of Sciences, Moskau), beschrieben die Arten gemeinsam im anerkannten open access Journal Zookeys.

Drachentausendfüßer, eine in SO Asien verbreitete Gattung von Tausendfüßern dessen Arten sich durch eine ungewöhnliche Bedornung und Blausäuregas vor Freßfeinden schützen, wurden durch den Fund des "Abschreckend pink-gefärbten Drachentausendfüßers" bekannt, der 2007 aus Thailand beschrieben wurde. Diese spektakulären Drachentausendfüßer sind nur ein Beispiel und Highlight, das zeigt, wie viele Arten bisher noch unbekannt und unbeschrieben sind - innerhalb der Tausendfüßer [LINK4], in der Region des Mekongs [LINK5], sowie weltweit [LINK6]. Auch wenn den jetzt aus chinesischen Höhlen beschriebenen Drachentausendfüßern die sensationelle Warnfarbe ihrer an der Erdoberfläche lebenden Verwandten fehlt, sind sie nicht weniger spektakulär. Dies zeigt der 'Stabschrecken Drachentausendfüßer', der so benannt wurde, da diese Art so extrem verlängerte Beine und Antennen besitzt, dass sie an eine Stabschrecke erinnert (Abb. 1). Zwei anderen Höhlenarten fehlt jedwede Farbe - eine Anpassung, die viele Höhlenlebewesen aufweisen. Aufgrund der Farblosigkeit wirken sie gespenstisch durchsichtig (Abb. 2). Alle neu beschrieben Arten stammen aus Südchina und zwar zum einen aus der Provinz der Guangdong und aus dem autonomen Gebiet Guangxi Zhuang. Diese Regionen sind reich an beeindruckend großen und noch wenig erforschten Höhlen.


Foto: © Sunbin Huang & Xinhui Wang (South China Agricultural University)

Abb. 2: Der durchsichtige 'Gespenster-Drachentausendfüßer', Desmoxytes similis wirkt durch den kompletten Verlust der Pigmentierung sehr geisterhaft. Foto: © Sunbin Huang & Xinhui Wang (South China Agricultural University)

Im Verlauf ihrer Doktorarbeit hat Frau Liu Weixin bereits mehr als 200 chinesische Höhlen untersucht, sie entdeckte und beschrieb bereits mehr als 20 neue Tausendfüßerarten. Die hier genannten Drachentausendfüßer sind die spektakulärsten Neubeschreibungen, die sie bisher publiziert hat, da die Tiere extreme Höhlenanpassungen wie den Verlust der Färbung und eine starke Verlängerung der Antennen und Beine aufweisen. Während ihres Gastaufenthaltes am ZFMK bereitet Frau Liu derzeit die Beschreibung von mehr als zwei Dutzend weiterer Tausendfüßerarten aus chinesischen Höhlen vor. So bringt sie im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel.


Quelle: Six new species of dragon millipedes, genus Desmoxytes Chamberlin, 1923, mostly from caves in China (Diplopoda, Polydesmida, Paradoxosomatidae). Weixin Liu, Sergei Golovatch, Mingyi Tian
ZooKeys 577: 1-24 (05 Apr 2016)
doi: 10.3897/zookeys.577.7825


Verweise:
[Link1] https://www.zfmk.de/en/zfmk/weixin-liu
[Link2] https://www.zfmk.de/en
[Link3] http://xy.scau.edu.cn/nxy/cx/Ch/xrjsview.asp?ID=305&SortID=167
[Link4] http://www.bbc.com/earth/story/20150320-meet-two-new-dragon-millipede-species-first-described-in-laos
[Link5] http://news.nationalgeographic.com/news/2008/12/photogalleries/greater-mekong-new-species-photos/photo2.html
[Link6] http://www.biotec.or.th/en/index.php/news-2008/755-thailand-s-shocking-pink-dragon-millipede-made-iise-top-10-new-species-listing


Weitere Informationen unter:
http://zookeys.pensoft.net/articles.php?id=7825

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution150

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig,
Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Sabine Heine, 06.04.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2016

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