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ZOOLOGIE/1339: Winziger Krebs mit großem Namen - Neu entdeckte Art nach Meeresforscher Türkay benannt (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 29.07.2016

Winziger Krebs mit großem Namen - Neu entdeckte Art zum Gedenken an Meeresforscher Türkay benannt


Wilhelmshaven/Frankfurt, den 29.07.2016. Senckenberg-Wissenschaftler haben im Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer zwei neue Krebsarten entdeckt. Die Tiere wurden während zwei Expeditionen aus Tiefen zwischen 522 und 1162 Metern aus dem Ozean geborgen und als neue Arten der Gattung Munidopsis beschrieben. Eine der neuen Krebsarten wurde im Gedenken an den und zu Ehren des verstorbenen Senckenberger Meeresforscher und Crustaceenexperten Professor Michael Türkay benannt. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal Zootaxa.


Foto: © Senckenberg

Winziger Springkrebs mit großem Namen: Munidopsis tuerkayi.
Foto: © Senckenberg

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Der Springkrebs ist nur etwa 7 Millimeter groß, hat einen durchscheinend weiß-rosa Panzer und fühlt sich in Wassertiefen zwischen 539 und 578 Metern wohl - bisher lebte er dort unentdeckt und namenlos. "Das hat sich mit unserer Expedition im Jahr 2012 geändert. Während dieser haben wir den winzigen Krebs - und einige weitere Arten der Gattung Munidopsis - aus dem Wasser geholt", erklärt Dr. Lydia Beuck von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven.

Eigentlich war die Meeresbiologin - gemeinsam mit Professor André Freiwald, Abteilungsleiter für Meeresforschung - zur Erforschung von Kaltwasserkorallen in See gestochen. "Die von uns während der Expeditionen mit den Forschungsschiffen SONNE und Maria S. Merian gefangenen Krebse leben teilweise in den selben Habitaten wie die Kaltwasserkorallen, die zu unserem Forschungsschwerpunkt gehören. Und was man fängt, wird auch untersucht", erläutert Beuck.

Insgesamt fünf verschiedene Springkrebs-Arten konnte das Wissenschaftler-Team bestimmen - zwei Arten waren bisher noch unbekannt und wurden neu beschrieben. "Eine der neuen Arten - Munidopsis tuerkayi - haben wir nach unseren guten Freund und Kollegen Professor Michael Türkay benannt", fügt Freiwald hinzu.

Michael Türkay war im September vergangenen Jahres im Alter von nur 67 Jahren verstorben. Seine Senckenberg-Laufbahn begann im Alter von 16 Jahren als freier Mitarbeiter der Crustaceensektion. Nach dem Abschluss seines Biologie-Studiums war er ab 1976 als Wissenschaftlicher Assistent in der Sektion Crustaceen tätig; nach seiner Promotion 1983 wurde er Kustos und Leiter dieser Sektion. Seit dem Jahr 1989 leitete er die Abteilung Marine Zoologie, ein Amt das er bis zum Eintritt in den Ruhestand im Juni 2013 innehatte und welches er kommissarisch noch bis Ende 2014 weiterführte. Über viele Jahre war er Leiter der Senckenberg Schule sowie Mitglied im Senckenberg-Direktorium.

Neue Tier- oder Pflanzenarten erhalten ihren wissenschaftlichen Namen von den Forschern, die sie erstmals detailliert beschreiben. Der Name benennt, meist in lateinischer oder griechischer Sprache, die Gattung und die Art. Der Gattungsname ist dabei festgelegt, der Artname dagegen frei wählbar. Im Rahmen des BIOPAT-Programms (www.biopat.de) können die auch die Namen von Privatpersonen - gegen eine Spende -"verewigt" werden, indem neu entdeckte Tier- oder Pflanzenart nach dem Spender getauft werden.

"Professor Türkays wissenschaftliche Begeisterung galt den Krebstieren und der marinen Zoologie - zahlreiche Erstbeschreibungen und hunderte wissenschaftliche Veröffentlichungen belegen seine außerordentliche Kompetenz auf diesem Gebiet. Ich denke, er hätte sich über unsere Namensgebung des kleinen Springkrebses gefreut", schließt Beuck.


Publikation
MACPHERSON, ENRIQUE; BEUCK, LYDIA; FREIWALD, ANDRÔ (2016):
Some species of Munidopsis from the Gulf of Mexico, Florida Straits and Caribbean Sea (Decapoda: Munidopsidae), with the description of two new species.
Zootaxa, [S.l.], v. 4137, n. 3, p. 405-416,
http://dx.doi.org/10.11646/zootaxa.4137.3.


Foto: © Senckenberg

Der kleine Krebs wurde im Golf von Mexiko gefangen - dort lebt er zwischen Kaltwasserkorallen.
Foto: © Senckenberg


Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative "Geobiodiversitätsforschung" sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert.
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2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel "die beste der möglichen Welten" - einem Leibniz-Zitat - rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen.
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, Judith Jördens, 29.07.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2016

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