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MELDUNG/156: Seit wann gibt es Blütenpflanzen und wo lebten sie? (idw)


Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung - 18.08.2015

Seit wann gibt es Blütenpflanzen und wo lebten sie?


Bisher wurden Wasserlilien (Nymphaeales) als die ursprünglichsten Blütenpflanzen angesehen, von denen es 115 Millionen Jahre alte Fossilien gibt. Eine neue Studie zeigt, dass Blütenpflanzen sich bereits vor 130 Millionen Jahren im Süßwasser-Milieu ansiedelten und damit deutlich älter sind als bisher angenommen. Ein internationales Forschungsteam hat neue Erkenntnisse über eine fossile Pflanze mit atypischer Morphologie, Montsechia vidalii, die vor ca. 130 Millionen Jahren gelebt hat, veröffentlicht. Der betreffende Artikel wurde in der renommierten Fachzeitschrift PNAS von einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Clément Coiffard, Museum für Naturkunde Berlin, publiziert.


Montsechia wurde in kalkigen Sedimenten ehemaliger Süßwasserseen in den Pyrenäen und auf der Iberischen Halbinsel in Spanien gefunden. Montsechia gehört mit einem Alter von ca. 130 Millionen Jahren zu den ältesten bekannten Blütenpflanzen.

Montsechia ist eine aquatische Angiosperme. Die Frucht enthält einen einzigen Samen und zeigt auch einige weitere ungewöhnliche Merkmale. Die gleiche Anatomie findet sich bei Ceratophyllum, einer heute noch lebenden aquatischen Pflanze. Ihre Unterwasser-"Blüten" haben keine typischen Blütenteile wie Blütenblätter oder Nektarien, um Insekten oder andere Bestäuber anzulocken. Montsechia zeigt flexible Achsen, dünne Kutikula und selten Spaltöffnungen. Die Frucht hat eine Pore in der Nähe der Spitze, durch die der Pollenschlauch durchdringen konnte.

Montsechia lebte gleichzeitig mit der in China vorkommenden Wasserpflanze Archaefructus. Dies zeigt, dass Wasserpflanzen gemeinsam mit anderen sehr frühen Angiospermen lebten und aquatische Lebensräume eine wichtige Rolle bei der Diversifizierung einiger früher Angiospermen- Linien gespielt haben.

Die Morphologie und Anatomie von Montsechia legen nahe, dass Montsechia mit Ceratophyllum eng verwandt ist. Darüber hinaus wirft ihr hohes Alter Fragen über die sehr frühe Divergenz des Ceratophyllum-Zweigs auf. Die Studie eröffnet neue Fragen über das Alter und die Rolle der Wasserpflanzen im Reigen der frühen Angiospermen, deren Vielfalt heute die größten Teile unserer Kontinente bedecken.


Publikation:
Bernard Gomez, Véronique Daviero-Gomez, Clément Coiffard, Carles Martín-Closas, and David L. Dilcher:
Montsechia, an ancient aquatic angiosperm
http://www.pnas.org/content/early/2015/08/12/1509241112.abstract?sid=957aca99-12df-4c00-901e-2ead64a04d31

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1323

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und
Biodiversitätsforschung, Dr. Gesine Steiner, 18.08.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2015

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