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RATGEBER/239: Glänzendes Silber direkt aus der Spülmaschine (SB)


GEHT DAS?

Der Trick mit der Alufolie

oder Silberreinigung in der Spülmaschine


Tafelsilber oder Silberschmuck in die Spülmaschine? Der bloße Gedanke daran macht den Liebhaber glitzernder Kleinodien, die heute geradezu Seltenheitswert haben, schon krank. Man denkt an Kratzer, die durch die maschinelle Beanspruchung und beim Anschlagen der Besteckteile untereinander während des Waschvorgangs entstehen. Dagegen werben manche Spülmaschinenhersteller sogar mit dem zusätzlichen Besteck- bzw. "silberreinigenden Effekt" ihrer speziellen Markenerzeugnisse. Was dahinter steckt, läßt sich einfach erklären.

Die meisten kennen die bekannte, einfach anzuwendende Methode, schwarz angelaufene Silberteile mit Hilfe von Aluminiumfolie und Salzwasser zu reinigen, die angeblich sehr schonend ist, weil dabei keine Silberionen verloren gehen sollen. Dafür wird Silber einige Zeit auf einem Stück Aluminiumfolie in ca. 2 Liter heißem Wasser liegen gelassen, in dem zuvor ein gehäufter Eßlöffel Kochsalz oder Natron (Natriumhydrogensulfat) zur Herstellung eines sogenannten "Elektrolyts" aufgelöst wurde. Mit Elektrolyt bezeichnet man eine Flüssigkeit oder ein Gel, das durch frei bewegliche, positiv und negativ geladene Bestandteile (Ionen) den elektrischen Strom leiten kann.

Zwischen Aluminium (als unedlem Metall) und Silber entsteht auf diese Weise nun eine elektrochemische Spannung, wobei immer das edlere Metall, in diesem Fall Silber, die Anode bildet, da hier im Verhältnis zum Aluminiumbestandteil (Kathode) z.B. mehr schwarze Silberionen zu reinem Silber reduziert werden, als umgekehrt. Gleichzeitig wird an dem unedlen Metall, der Kathode, Aluminium zu Aluminiumoxid oxidiert und geht daraufhin in Lösung.

D.h. Silber wird auf Kosten des unedleren Aluminiummetalls gewonnen.

Sparen wir uns jede weitere komplizierte Theorie, die allgemein zur Erklärung dieser Vorgänge verwendet wird, für einen besseren Zeitpunkt. Hier sei nur angemerkt, daß keine noch so ausgefeilte Begründung den Moment des Erstaunens aufwiegen kann, wenn man nach kurzer Zeit das eingangs schwarz verfärbte Silberteil strahlend hell und glänzend aus dem Bade fischt.

Nun, nichts anderes passiert in der Spülmaschine mit Silberschmuck oder -besteck während des Waschgangs, werden diese Teile in den dafür vorgesehenen Aluminiumkörben für Besteck untergebracht. Daß die Besteckkörbe oder andere Bestandteile der Spülmaschine aus Aluminium oder einem anderen unedleren Metall bestehen müssen, ist allerdings die Voraussetzung, daß auch hier die oben beschriebene Elektrolyse stattfinden kann.

Die eigentliche Silberreinigung erfolgt dann in der Hitze des Waschvorgangs und bei Anwesenheit von irgendwelchen Salzen, oft reicht schon der Kalklöser oder der Salzgehalt des Geschirrspülmittels, die beide als Elektrolyt wirken können wie im oben beschriebenen Fall. Vor allem kommt dieser Effekt jedoch im zweiten Spülgang zum Tragen, in dem gewöhnlich ein säurehaltiges Klarspülmittel zum Einsatz kommt.

Für stark angelaufenes Silber ist diese Methode leider nicht ausreichend. Doch um den Glanz von Besteck langfristig zu erhalten, ohne polieren zu müssen, ist sie das Mittel der Wahl.

Wird allerdings Aluminiumkochgeschirr im Waschgang mitgefahren, entsteht an der Oberfläche des Aluminiumkorbes ein dauerhafter Belag aus Aluminiumoxid, der dann die weitere Oxidation von Aluminium erschwert und bei zukünftigen Waschgängen die silberputzende Funktion in Frage stellt. Andere Metalle haben jedoch keinen Einfluß.

Die eingangs erwähnte Behauptung, man würde bei dieser Reinigungsmethode keine Silberionen verlieren, ist nur theoretisch korrekt. Silberoxid wird fast vollständig in elementares Silber zurückverwandelt. Doch ob sich dieses wieder von selbst in die Oberflächestruktur des Metallgitters einfügt und dort beständig haften bleibt, steht noch auf einem anderen Blatt. Tatsächlich liegen solche winzigen Silberbestandteile, wenn sie überhaupt auf der Oberfläche bleiben, locker auf und lassen sich durch die heftigen Bewegungen und den starken Wasserstrahl beim Waschvorgang vermutlich leicht abtragen. Den Rest schafft der Ausräumer der Spülmaschine, wenn er die letzte Feuchtigkeit mit einem Geschirrtuch abwischt.

Anders gesagt, es gibt keine Silberputzmethode, bei der nicht auch die Gefahr besteht, daß das Besteck zumindest im unsichtbaren molekularen Bereich beständig Substanz verliert. Ein Silberlöffel wird so im Laufe der Zeit immer dünner. Um das zu verhindern, muß man die Silberoberfläche vor dem schädlichen Sauerstoff schützen. Das geht aber nur bei Gegenständen, die kaum mechanischen Angriffen ausgesetzt sind wie Vasen, Obstschalen, Kuchenplatten, Pokale usw. Diese lassen sich mit einer dünnen Lackschicht überziehen, die vor den in der Luft enthaltenen aggressiven Chemikalien schützt.

Im andern Fall sollte man die Berührung mit schwefelhaltigen Stoffen meiden, z.B. Nahrungmittel wie Eier oder Fisch. Auch Wolle oder Wolltücher enthalten Schwefelverbindungen, oder wurden mit schwefelhaltigen Stoffen gebleicht. Darüber hinaus sollte man Silberteile dunkel und möglichst luftdicht verschließen.

Ein Trick besteht darin, Stoffe zu den Silberteilen zu legen, die Schwefelwasserstoff absorbieren, weil dieser zu ihnen eine größere Affinität besitzt als zu Silber. Hier kommt der berühmte Kupferpfennig ins Spiel, heute wäre es dann ein kupferhaltiges Centstück, den man zu diesem Zweck in die Besteckschublade legt. Die gleiche Funktion erfüllen imprägnierte Anlauftücher, die man über dem Besteck ausbreitet und die man in Haushaltswarengeschäften bekommen kann.

11. März 2008