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RATGEBER/261: CD-Reparatursets nicht besser als Zahnpasta (SB)


Nichts anderes als Zahnpasta oder Autopolitur


Immer wieder findet man in der Werbung sogenannte Reparatursets für CD und DVD, die Abhilfe schaffen sollen, wenn sich Audio- oder Daten-CDs oder -DVDs nicht mehr abspielen lassen oder die gefürchteten Aussetzer aufweisen. Häufig sind Kratzer die Ursachen solchen Übels. Der Laser kann die Daten dann nicht mehr auslesen, die direkt darunter liegen.

Die für solche Fälle angebotenen Reparatursets enthalten in der Regel ein Poliergerät, Reinigungsmittel, spezielles Schmirgelpapier und ein Filztuch. Das Set "Skip Doctor" kostet beispielsweise 40 Euro und soll mittels Packungsinhalt die äußere Plastikschutzschicht so schleifen, daß die Silberscheibe wieder spielbar wird. Durch die künstlich geglätteten Stellen könne der Laserstrahl eines Laufwerks oder Abspielgeräts wieder ungehindert zur darunterliegenden Datenschicht durchdringen.

Doch das stimmt offenbar nicht so ganz.

Die Zeitschrift "Computerbild" ermittelte in einem Test für ihre neue Ausgabe, dass zerkratzte Scheiben häufig auch nach einem Reparaturversuch nicht lesbar seien. In einigen Fällen sei der Zustand der Datenträger nach der Reparatur sogar schlechter gewesen als vorher. Selbst die beiden besten Reparaturmaschinen hätten nur ein "befriedigendes" Testergebnis erreicht.

Da Autopolituren und sogar Zahnpasten nach einem ähnlichen Prinzip arbeiten, prüfte "Computerbild" zum Vergleich auch solche "Hausmittel". Zumindest bei selbstgebrannten CDs und DVDs sei dabei die Politur kaum schlechter gewesen als die beste Reparaturmaschine im Test."
(AFP, 18. September 2005)

Verschwiegen wurde dabei allerdings, daß es sich weder um eine geniale Idee von "Computerbild" handelte noch um ein vergröbertes Verfahren.

Tatsächlich besteht der wesentliche Anteil der beschriebenen Reparatursets aus nichts anderem als gewöhnlicher Schmirgelpaste, die mit einer Poliermaschine aufgetragen wird. Zahnpasta wie Autopolitur sind bekanntlich sehr schonende Schmirgelstoffe, also denkbar gut auch für diesen Zweck geeignet. Auf die Idee, solche unkonventionellen Methoden auszuprobieren oder sogar für den Eigenversuch zu empfehlen, waren daher allerdings auch schon andere, nämlich die Herausgeber der Fachzeitschrift "Chip", gekommen. In ihrem Testlabor wurde auf diese Weise - allerdings mittels einer professionellen Poliermaschine - so mancher Datenträger wieder zum Laufen gebracht, Zahnpasta, Autopolitur oder andere Schmirgelmittel müßten dafür aber zusammen mit lauwarmem Wasser gut in den Datenträger einpoliert werden.

Noch eine andere unkonventionelle Methode bietet das Einfrieren: Nach wenigstens zwei Stunden im Gefrierfach und dabei eingewickelt in einen Gefrierbeutel ist ein schadhafter Silberling ebenfalls in den meisten Fällen wieder abspielbar.

Daß die erwerblichen Reparatursets also keineswegs besser funktionieren als solche "Profi-Tips" ist somit gar nicht verwunderlich. Ein Allheilmittel für jede Funktionstörung beim Abspielen von CDs ist die gute alte Zahnpasta dennoch nicht.

Ehe man zu so rabiaten Methoden greift, sollte man prüfen, ob sie wirklich notwendig sind. Manchmal hilft nämlich schon ein neues bzw. anderes Laufwerk. So hatten die Experten ebenfalls festgestellt, daß CDs, die in älteren Laufwerken oder Playern springen oder stehen bleiben, in neuen oft problemlos durchlaufen.

Lädierte Datenträger und damit die verschüttet geglaubten Daten lassen sich aber auch für alte CD-Laufwerke wieder aufbereiten, ohne daß man zu mechanischen Mitteln greifen muß. So soll mit der Freeware "Unstoppable Copier" (einem Programm für den PC) zum Beispiel ein wegen Kratzern oder anderen Mängeln unterbrochener Kopiervorgang fortgesetzt werden können. Fehlende Informationen ersetzt die Software durch Platzhalter, so daß die CD oder DVD problemlos durchlaufen kann. Der Kopiervorgang dauert allerdings eine Stunde, dafür muß man das Programm nicht auf dem PC installieren, sondern kann es aus dem Download-Ordner oder von einem USB-Stick oder einer Diskette aus direkt starten. Es steht auf allen üblichen Download-Seiten wie zum Beispiel www.das-download-archiv.de, www.download.de oder www.winload.de kostenlos zur Verfügung.

Erstveröffentlichung 2005
neue, aktualisierte Fassung

21. Oktober 2008