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REZEPTUR/093: Barfuß in die Fußsalbe (SB)


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Fußbalsam

und die Beschäftigung mit dem Tabu "Fuß"


Barfußlaufen gilt hierzulande nicht gerade als gesellschaftsfähig. Lieber zwängt "frau" ihre Füße in Stilettos (Damenschuhe mit schwindelnd hohen Absätzen), in denen der Fuß so wenig Halt hat, daß so Beschuhte gezwungen sind, mehr oder weniger geschickt auf den Zehen zu tänzeln, um auf diese Weise dem anderen Geschlecht Bewunderung oder ritterliche Rettungsaktionen abzunötigen...

Statt riskanter Aktionen sollte man den eigenen Füßen, die einen schließlich durchs ganze Leben tragen, mal etwas Licht, Luft und Bewegung gönnen. Doch ist die Vernachlässigung der Füße nicht nur ein frauenspezifisches Problem.

Die Vorstellung, daß nackte Füße für andere eine Zumutung sind, stammt aus der Neuzeit. Schon im sittenstrengen Preußen galt es als unschicklich, wenn Kinder barfuß durchs Wasser wateten. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts stand jemand, der keine Schuhe trug, in Verdacht, arm oder verrückt zu sein. Seither ist Barfußlaufen Freaks und Gesundheitsfanatikern vorbehalten. Mit dem Erfolg, daß in Deutschland fast ein Drittel der Bevölkerung an Fußmuskelschwäche leidet.

Die einfachste Gymnastik, um die Fußmuskeln zu trainieren, ist und bleibt das Barfußgehen, weil sich der Fuß dabei ständig auf neue Situationen des Untergrunds einstellen muß und so sämtliche Muskeln aktiviert werden können.

Das Barfußgehen auf natürlichen Materialien wie Gras, Erde, Sand, Rinde, Stein, Holz oder Lehm kann außerdem das Herz-Kreislauf-System anregen und fördert die Durchblutung im ganzen Körper. Das Abwehrsystem wird in Folge gestärkt.

Durch die Konzentration auf die eigenen Fußsohlen rückt der Alltagsstreß in den Hintergrund. Ähnlich wie bei der Reflexzonenmassage, kann einfaches Barfußlaufen optimal entspannend wirken. In Amerika ist es daher im Augenblick groß in Mode.

Tatsächlich läßt sich aber auch logisch nachvollziehen, daß es kaum eine Bewegung gibt, die nicht bei den Füßen anfängt. D.h. ein kräftiges, stabiles Fußgewölbe und eine gesunde Fußhaltung wirkt sich sofort auch positiv auf Sehnen und Bänder der nachfolgenden Gelenke sowie auf die Waden- und Beinmuskulatur aus.

Dafür sollte man sich allerdings auch die Mühe machen, nicht die schuhgestützen Gehfehler auf den bloßen Fuß zu übertragen, sondern mit möglichst großer Fußsohlenfläche aufzutreten, was sich sofort als eine Haltungskorrektur und Entspannung einiger schuh- oder ganginduzierter Verspannungen auf den gesamten Körper auswirken kann.

Eine ausführliche Bewegungsstudie, die im einzelnen aufzeigt und erklärt, welche Fehler beim normalen Auftreten vorkommen und was darüber hinaus möglich wäre, können Interessierte auf der Website tantientschuean.de unter der Rubrik "Dreifuß" lesen.

Anfangs ist die Hornhaut noch recht verletzbar, deshalb sollten Anfänger behutsam starten. Für erste Gehstudien eignen sich kleine Strecken auf angenehmem Untergrund.

Wer öfter einmal auf die Schuhe verzichtet, dient außerdem der eigenen Fußhygiene: Luft, Wasser, Bewegung und die damit verstärkte Durchblutung beugen der Bildung von Blasen, Druckstellen, Überbeinen, Hühneraugen, Krampfadern, Fußpilz und tauben Beinen vor.

Gerade Fußpilz ist hierzulande durch die Turnschuhkultur groß im Kommen. Er liebt ein feuchtwarmes Klima und erfährt derzeit ideale Bedingungen. Macht sich am Fuß Juckreiz bemerkbar und bilden sich dazu Schuppen und kleine Einrisse zwischen den Zehen, sind das schon sichere Anzeichen für Fußpilz.

Wer öfter barfuß geht, und so für trockene Füße und eine stabile Haut sorgt, zudem umsichtig in öffentlichen Duschen die eigenen Gummischuhe und seine Schuhe nach einer möglichen Kontamination, d.h. Barfußkontakt in Schwimmbädern, Turnhallen etc. mit einem Antipilzspray aussprüht, kann eine Ansteckung allerdings weitgehend verhindern.

Barfußgehen kann natürlich auch alles andere als gesund sein: Man sollte dabei immer den Weg im Auge behalten, Scherben und Verletzungsmöglichkeiten vermeiden. Durch Barfußlaufen in hohem Gras erhöht sich in diesen Zeiten leider auch das Risiko, eine Zecke aufzugabeln. Doch läßt sich letzteres nicht einmal durch das Tragen von Schuhwerk vermeiden, da die kleinen Parasiten, die sich von Blut ernähren, auch durch die Kleidung ihren Weg zur Nahrungsquelle suchen. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man also ohnehin nach diesen kleinen Krabbeltieren Ausschau halten.

Am gesündesten ist es, bei 20 bis 25 Grad Celsius barfuß durch die Natur zu gehen. Angst vor einer Erkältung sollte man auch bei kühlerem Wetter nicht haben. Es empfiehlt sich aber warme Kleidung, ein langsames Trainieren und darauf zu achten, daß die Füße warm bleiben.

Nach dem Barfußgehen ist ein Fußbad und anschließendes Eincremen die ideale Pflege. Dadurch beugt man Rissen in der Hornhaut vor. Wir empfehlen hierfür eine Creme, die durch einen kleinen Anteil Harnstoff die Hornhaut geschmeidig hält, so daß Füße und Fußhaut jeder Zeit fit und einsatzbereit bleiben:

Fußsalbe

* 4 g weißes Bienenwachs
* 2 g Emulgator Tegomuls
* 10 ml Borretschöl
* 10 Tr Teebaumöl
* 3 g kristalliner Harnstoff
ggf. 10 ml Wasser

* Salbenkruke zum Abfüllen

Und so wird es gemacht: Für die Basis werden zunächst folgende Zutaten in einem Wasserbad zusammen geschmolzen: 4 g Bienenwachs, 2 g des Emulgators Tegomuls und 20 ml Borretschöl. Letzteres enthält viele ungesättigte Fettsäuren, was eine hochwertige Salbe verspricht, die sich jedoch möglicherweise nicht sehr lange hält, da sie an den ungesättigten Stellen für die Oxidation anfällig (d.h. ranzig) wird.

Um dem entgegenzuwirken und außerdem einen desinfizierenden Wirkstoff einzuarbeiten, der z.B. Pilze abwehrt, gibt man in die aufgeschmolzene Masse 10 Tropfen Teebaumöl hinzu. Zuletzt wird der Harnstoff eingerührt.

Dieser wird normalerweise sehr fein in einem Mörser zerrieben und dann unter die noch heiße Masse gemengt. Das hat den Nachteil, daß man die Kristalle beim Auftragen auf die Haut manchmal noch als feinen Schmirgelanteil spürt. In der Apotheke oder der kosmetischen Industrie wird das fertige Produkt dann noch einmal über einen sogenannten Dreiwalzenstuhl gegeben, der den Schmirgelanteil so fein zerkleinert und verteilt, daß man ihn normalerweise nicht mehr spürt.

Der Laie kann, um den gleichen Effekt zu erreichen, den Harnstoff auch in 10 ml Wasser auflösen und die Lösung in die noch flüssige Fettmasse einemulgieren (mit einem Kochlöffel solange gut verrühren, bis die Masse fest wird). Harnstoff ist hygroskopisch, d.h. er zieht Wasser an, seine Auflösung ist somit nicht unbedingt notwendig, damit er zur Wirkung kommt, denn schon die Feuchtigkeit der Haut reicht dafür aus. Deshalb bevorzugt die Industrie die oben beschriebene, trockene Zubereitungsart.

Die Verarbeitung der Lösung birgt zudem das Risiko, daß aus der feuchten Verbindung heraus der Harnstoff wieder ausfällt, sobald etwas Wasser aus der Salbe verdunstet. Dann aber können sehr unangenehme, spürbar lange Harnstoffnadeln entstehen, mit denen man die Haut sogar verletzen kann. In dem Fall muß die Salbe erneut erwärmt und durchgerührt werden, um die Kristalle wieder in Lösung zu bringen. Bei der trockenen mechanischen Verarbeitung entstehen diese Probleme nicht.

Warum überhaupt Harnstoff?

Harnstoff hat sich als besonders gut für die Haut erwiesen. Er hält die Haut feucht und geschmeidig und beugt Schwielenbildung und einer zu dicken Hornhaut vor, indem er die Abschilferung unterstützt. Auf diese Weise werden die lebendigen Hautzellen nicht von alten abgestorbenen Hornhautzellen erstickt. Die Haut kann besser atmen und ist besser durchblutet.

Übrigens riecht Harnstoff keineswegs so unangenehm, wie sein Name vermuten läßt. Da er synthetisch produziert wird, hat er einen vollkommen neutralen Geruch, den man auch nicht durch Parfümzusätze überdecken muß.

Alle Zutaten werden schließlich bis zum Erkalten gut miteinander verrührt und in eine Cremedose abgefüllt. Mit einem auf diese Weise sorgfältig und sauber hergestellten Fußbalsam lassen sich bei kühler Lagerung die Füße mindestens ein halbes Jahr pflegen.

11. Juni 2008