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BERICHT/071: Lebenswissenschaften - Schlüsselwissenschaften der Zukunft (idw)


Landesstiftung Baden-Württemberg - 10.07.2007

Lebenswissenschaften - Schlüsselwissenschaften der Zukunft


Die Lebenswissenschaften sind nach Expertenmeinung die Leitwissenschaften dieses Jahrhunderts: Das Gesundheitswesen, aber auch der Technologiestandort Deutschland mit vielen Arbeitsplätzen sind unmittelbar von dieser Entwicklung betroffen. Am gestrigen Forschungstag der Landesstiftung Baden-Württemberg (9. Juli) kamen rund 400 Wissenschaftler aus den lebenswissenschaftlichen Programmen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft im Stuttgarter Haus der Wirtschaft zusammen, um sich über ihre Arbeit auszutauschen und die Zukunft der Lebenswissenschaften in einer globalisierten Welt zu diskutieren. Darunter auch Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard und Prof. Dr. Daniel Zajfman, Präsident des Weizman-Instituts of Science.

Das neue Jahrhundert ist das Jahrhundert der Wissenschaft vom Leben. Nach den Grundlagenwissenschaften Biologie und Chemie folgen Genforschung, Proteinforschung oder Stammzellforschung - die Lebenswissenschaften verbinden alle diese Wissensgebiete, und das zum Wohle des Menschen. Das Verständnis komplexer Vorgänge auf molekularer Ebene ist Voraussetzung für Entwicklungen neuer Individualtherapien und Fortschritte in der regenerativen Medizin. Zugleich ist der Standort Deutschland ganz direkt betroffen: Wo keine Bodenschätze sind, zählen Wissen und Technologie zur wichtigsten Wirtschaftskraft.

Die Landesstiftung widmet einen ihrer Forschungsschwerpunkte den Lebenswissenschaften. Das Themenspektrum reicht dabei von Adulten Stammzellen über Proteinbiochemie, RNS/RNAi bis hin zu Allergologie und Resistenzentwicklung humanpathogener Erreger. Aufgelegt wurden außerdem Programme zu den Themen Ernährung und Nahrungsmittelsicherheit sowie Präventionsmöglichkeiten durch Sport und Bewegung.

"Für die Landesstiftung, die Forschung und Bildung als ihre Schwerpunktaufgaben definiert hat, ist das Thema Gesundheit und die damit in Verbindung stehende Grundlagenforschung der Biowissenschaften deshalb ganz zentral", sagte Herbert Moser, Geschäftsführer der Landesstiftung Baden-Württemberg. Der Forschungstag bedeute Vernetzung, aber auch Impuls: "Wir als Landesstiftung wollen Bildungs- und Wissenshunger erzeugen. Wir wollen noch mehr als wir das bereits tun, in die Kindergärten gehen, und ganz jungen Menschen Lust auf Wissenschaft machen", sagte Herbert Moser. Aber auch das Thema universitäre Forschung sei von Bedeutung: "Für gute Forschungsergebnisse ist es wichtig, dass es eine starke universitäre Forschung gibt und dennoch wollen wir mit unseren Mitteln Akzente in der Forschung setzen."

Diskutiert wurde auch das Spannungsfeld zwischen der universitären Forschung als Aufgabe des Staates und der Einwerbung von Drittmitteln. Nobelpreisträgerin und Direktorin am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, sprach sich für eine starke universitäre Forschungslandschaft aus. "Forschung braucht Flexibilität, Freiheit und eine langfristige Sicherung, um gute Ergebnisse zu erzielen." Das permanente Einwerben von Drittmitteln verschlinge sehr viel Zeit, die im Forschungsbereich fehle.

Sehr beispielhaft vernetzt das weltweit renommierte Weizmann-Institute of Science bereits seine Arbeitsgebiete. Die Forschungseinrichtung in Rehovot in Israel ist bekannt für seine breit gefächerte Erforschung der Naturwissenschaften und beschäftigt 2500 Wissenschaftler, Studenten, Techniker und Mitarbeiter. Das Besondere: Bereits 1959 gründete man ein eigenes Unternehmen namens Yeda (Hebräisch für "Wissen"), das sich seitdem um die kommerzielle Nutzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse kümmert.

Prof. Dr. Daniel Zajfman, Atomphysiker und Präsident des Weizmann Instituts, glaubt an internationale Kooperationen: "Wissenschaftler sind dann am produktivsten, wenn sie ohne Grenzen ihr Wissen austauschen können. Internationale Zusammenarbeit ist deshalb für beide Seiten belebend, um den wissenschaftliche Fortschritt voran zu treiben und um die Vorteile von Kooperationen, die weltweit wichtige Themen betreffen, zu nutzen."

"Gerade bei den Lebenswissenschaften brauchen wir Vernetzung. Neues entsteht häufig dort, wo Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Disziplinen zusammenkommen", sagte Wissenschaftsminister Prof. Dr. Peter Frankenberg. "Die Einrichtung lebenswissenschaftlicher Zentren ist eine der erfolgreichsten Fördermaßnamen des Landes. Ziel ist die inter- und transdisziplinäre Bearbeitung eines zukunftsfähigen Landes. Zwei solcher Zentren wurden bereits eingerichtet und halfen den Universitäten Freiburg und Heidelberg, in kürzester Zeit beträchtliche Mittel einzuwerben."

Beim Thema finanzielle Ausstattung von Forschungseinrichtungen kommt auch der Frage der Kooperationen mit der Wirtschaft eine große Rolle zu. Im Vergleich zu den USA gibt es in Deutschland deutlich weniger Ausgründungen aus dem universitären Umfeld. "Aber gerade die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist ein essentieller Bestandteil der Innovation im Bereich Arzneimittelforschung und -entwicklung", sagte Dr. Wolfgang Baiker, Leiter des Bereichs Entwicklung bei Boehringer Ingelheim. Baikers Befürchtung: "Innovationen passieren häufig woanders und wir in Deutschland hoffen darauf, dass wir irgendwann davon profitieren können."

Für die Landesstiftung Baden-Württemberg ist der Forschungstag zum Thema Lebenswissenschaften ein Anfang, auf den es aufzubauen gilt - wie das auch in der Wissenschaft häufig der Fall ist. In allen Forschungsgebieten ist die Basis für Innovationen ein wissenschaftlicher Durchbruch. Es zählt daher nur eines: Mit Begeisterung am Ball zu bleiben. Das leistet die Wissenschaft im Land und die Landesstiftung Baden-Württemberg hilft nach Kräften dabei.

Die gemeinnützige Landesstiftung Baden-Württemberg ist eine der größten Stiftungen in Deutschland Sie ist die einzige Stiftung, die in außergewöhnlicher Themenbreite dauerhaft, unparteiisch und ausschließlich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert - und damit dauerhaft in die Zukunft seiner Bürger.

Weitere Informationen unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Landesstiftung Baden-Württemberg, Iris Berghold M.A., 10.07.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2007