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BERICHT/109: Bernsteininklusen ergänzen Senckenberg Forschungssammlung (idw)


Senckenberg Forschungsinstitute und Naturmuseen - 02.03.2009

Bernsteininklusen ergänzen Senckenberg Forschungssammlung


Was heute in den typischen, honiggelben Farbschattierungen an verschiedenen Orten der Welt als Bernstein gefunden wird, ist in grauer Vorzeit als Naturharz von den Bäumen riesiger Wälder getropft und hat ausgehärtet als fossiles Harz Jahrmillionen überdauert.

Geborgen wird der "börnsteen" (brennender Stein) meist milchig-trüb oder von einer rissigen, braunen Kruste überzogen. Erst bearbeitet und poliert entfaltet er seine transparente Schönheit und gibt hin und wieder auch einen Blick auf eine Lebewelt längst vergangener Zeiten frei. Tiere oder Teile von Pflanzen, die einst an der klebrigen Oberfläche des ursprünglich flüssigen, würzig duftenden Harzes haften geblieben sind, werden sichtbar. Darin eingesunken oder auch von weiteren Tropfen eingeschlossen, wurden sie auf diese Weise zu einer Momentaufnahme des Lebens.

"Solche Einschlüsse, so genannte Inklusen, sind heute ein Glücksfall für die Wissenschaft. Durch seine besonderen Eigenschaften wird Bernstein zu einem Topmedium, das viele Millionen Jahre alte Informationen zu Flora und Fauna dokumentiert", sagt Dr. Peter Jäger, Leiter der Arachnologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. "Im Gegensatz zu fossilen Abdrücken im Sedimentgestein, lassen sich die Überlieferungen von Tieren und Pflanzen im in Inklusensteinen Original und dreidimensional untersuchen."

Einzelne Körperteile von Ameisen, Fliegen, Heuschrecken, Milben und Spinnen, hin und wieder auch von Wirbeltieren, sind im Detail zu erkennen. So, wie sie einst waren; wie ein Tagebucheintrag der Evolution. Die Beißwerkzeuge, die filigranen Fäden von Spinnennetzen, die feine Beborstung ihrer Kämme, Kokons, oder die transparent schimmernden Flügel verschiedener Insekten ermöglichen den Vergleich mit heute lebenden Tieren. Inklusensteine und so genannte Syninklusen, in denen neben einer einzelnen Spezies auch deren Verhalten - wie etwa beim Beutefang oder bei der Paarung - und weitere Tiere und Pflanzenteile eingeschlossen wurden, gestatten Rückschlüsse auf die Lebewelt und das Klima, das einst das Umfeld der im plötzlichen Tod erstarrten Organismen bestimmt hat.

Durch die Förderung der gemeinnützigen Dr. Marschner Stiftung, die ausschließlich wissenschaftliche, kulturelle und soziale Projekte von Institutionen in Frankfurt und Offenbach unterstützt und begleitet, konnte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung unlängst den größten Teil der Bernsteinsammlung "Jörg Wunderlich" erwerben. Fossile Erstnachweise verschiedener Familien und 200 Holotypen sind besondere Highlights der Sammlung von Weltrang, die kompetent und mit naturwissenschaftlichem Know-how bearbeitet wurde.

"Da Insekten, die sonst aufgrund ihrer filigranen Beschaffenheit nur selten überliefert sind, naturgemäß einen Großteil der Inklusen ausmachen, ist die Sammlung, die auch Raritäten wie z.B. einen Gecko enthält, eine echte Bereicherung der Senckenberg-Forschungssammlungen", erläutert Peter Jäger. Den Spinnenexperten freut besonders, dass die Jörg Wunderlich-Sammlung den weltweit umfangreichsten und diversesten Anteil fossiler Spinneninklusen enthält. Gemeinsam mit Arachnologen anderer Institute wird er die in dem vorwiegend baltischen Bernstein erhaltenen Achtbeiner, die teilweise mit Beutetieren, Parasiten und fossilen Häutungsreste sowie Teilen von Fangnetzen eingeschlossen wurden, noch genauer untersuchen. Für Gastforscher aus aller Welt, die jedes Jahr nach Frankfurt kommen, um am Senckenberg Forschungsinstitut Objekte zu untersuchen, werden die als Inklusen erhaltenen Holotypen von besonderem Interesse sein. (dve)  

Weitere Informationen unter:
http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=220

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitute und Naturmuseen, Doris von Eiff,
02.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2009