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SEISMIK/071: Mit ein paar Klicks ein Erdbeben melden (idw)


Universität zu Köln - 15.06.2010

Mit ein paar Klicks ein Erdbeben melden

Bewohner der Region können per Online-Formular Alarmsystem der Bensberger Erdbebenstation der Universität unterstützen


Vor etwa zwei Wochen wackelte in Repelen in Moers mal wieder der Boden. Es war bereits das sechste Beben in diesem Jahr, nicht weiter verwunderlich, da es sich um ein Bergbaugebiet handelt. Mit einer Stärke von 2,9 auf der Richter-Skala war das Beben wieder einmal deutlich spürbar. Aus diesem Grund gingen bei der Erdbebenstation Bensberg der Universität zu Köln gleich 27 Meldungen von Bewohnern über das Internet zum Beben ein.

Der Station helfen diese Hinweise per Mausklick aus der Bevölkerung sehr. Die Auswirkungen der Beben können so von den Experten besser erfasst werden. Bei spürbaren Beben werden mit den Angaben aus der Bevölkerung beispielsweise makroseismische Karten erstellt. Mit ein paar Klicks im Internetformular auf der Seite der Erdbebenstation können betroffene Bewohner also einen Beitrag für die Erdbebensicherheit in der Region leisten.

Neben der Postleitzahl des Ortes, an dem das Beben gespürt wurde, können Betroffene weitere Angaben dazu machen, wie sie das Beben empfunden haben, wie sich das eigene Haus oder Möbel bewegt haben oder ob etwas beschädigt wurde. Der schnelle Überblick der Erschütterungen und möglicher Schäden ist beispielsweise für Katastrophenschutz und Hilfsdienste, aber auch für die Medien und damit die Öffentlichkeit sehr wichtig. Manipulierbar ist das System nicht. Wenn ein Beben aus einer Region absichtlich falsch gemeldet wird, können die Experten in der Station anhand der Messgeräte erkennen, ob tatsächlich ein Beben eingetreten ist oder nicht.

Seit den Anfängen der modernen Erdbebenforschung werden nach spürbaren Erdbeben Erhebungen durchgeführt, in denen flächendeckend ermittelt wird, wie das Beben von der Bevölkerung wahrgenommen wurde und welche Gebäudeschäden möglicherweise aufgetreten sind. Der Zweig der Seismologie, der sich mit dieser Erfassung beschäftigt, wird als Makroseismik bezeichnet.

Während früher Ergebnisse einer makroseismischen Erhebung oft erst Wochen oder Monate nach dem Beben in wissenschaftlichen Artikeln publiziert wurden, eröffnet die Erfassung über das Internet nun die Möglichkeiten, Karten der Verteilung der Erschütterungsstärke binnen Minuten nach dem Beben zu veröffentlichen.

Im Rahmen einer seit vielen Jahren bestehenden engen Kooperation der Erdbebenstation Bensberg (BNS) der Universität zu Köln und des Königlich Belgischen Observatoriums (ORB) in Brüssel ist nun das erste grenzüberschreitende makroseismische Alarmsystem in Europa eingerichtet worden. Das ORB hat das System maßgeblich entwickelt und in Belgien seit einigen Jahren erfolgreich getestet und eingesetzt.

Die Reaktionen auf das Onlineformular sind groß. Selbst bei schwachen Beben mit der Stärke 3 auf der Richterskala füllen um die 1500 Internetnutzer den interaktiven Fragebogen aus. Wenige Minuten nach dem Erdbeben werden die dann laufend aktualisierten Karten der Intensität im Internet veröffentlicht. Kam es bisher an Landesgrenzen oft zu Unterschieden in den Intensitätskarten, so gewährleistet die Kooperation mit einheitlichen Fragebögen von ORB und BNS nun eine einheitliche Bearbeitung.

"Vorausgesetzt das Internet funktioniert stabil nach dem nächsten stärkeren Erdeben in der Rhein Maas Region, so sind wir mit dem neuen System in NRW und darüber hinaus gut vorbereitet", sagt Professor Klaus-Günter Hinzen von der Bensberger Erdbebenstation.

Über ihre Daten brauchen sich die Nutzer des Formulars keine Sorgen machen. Es müssen keine persönlichen Angaben im Fragebogen gemacht werden. Unabdingbar ist nur die Angabe der Postleitzahl des Ortes, an dem das Beben gespürt wurde, um die Daten räumlich zuordnen zu können. "Je größer jedoch die Reaktionen aus der Bevölkerung, desto aussagefähiger werden die Karten und die statistischen Analysen", bekräftigt Hinzen.

Beben können per Online-Formular im Internet unter:
www.erdbebenstation.de gemeldet werden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution19


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität zu Köln, Gabriele Rutzen, 15.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2010