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WETTER/112: Gefährliche Wetterereignisse und Wetterschäden - Jahresrückblick (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 13.12.2010

Jahresrückblick 2010 des Deutschen Wetterdienstes

Gefährliche Wetterereignisse und Wetterschäden in Deutschland


Offenbach, 13. Dezember 2010 - Auch im vergangenen Jahr traten in ganz Deutschland wieder Unwetter auf, die Menschenleben forderten und zu beträchtlichen Schäden führten. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat den Wetterverlauf im Jahr 2010 Tag für Tag und rund um die Uhr überwacht, etwa 20.000 mal frühzeitig vor gefährlichen Wetterlagen gewarnt und diese dokumentiert. Wie in den Vorjahren hat der DWD viele Medienberichte über größere Schäden durch Unwetter in Deutschland gesammelt und ausgewertet. Die folgende Zusammenstellung über den Zeitraum Dezember 2009 bis November 2010 hat allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Dezember 2009

Bei dichtem Nebel kam es am 7. Dezember auf der A71 bei Schweinfurt zu einer Massenkarambolage mit 60 Fahrzeugen und 16 Verletzten. Im nordhessischen Korbach starb ein Mann bei einem von insgesamt 22 Glatteisunfällen. Schneefälle und Glatteis führten auch am 12. und 14. in Hamburg sowie vom 17. bis 22. und am 29. in ganz Deutschland zu zahlreichen Unfällen. Weit über 1.500 wurden in den Medien bekannt. U. a. starb am 14. ein Mann nach einem Unfall in Ostholstein, am 20. starben bei Neumünster, Eutin, Holzminden und Reilingen insgesamt vier Verkehrsteilnehmer. Auf vielen Autobahnen und Straßen kam es zu kilometerlangen Staus. In Niedersachsen kippten bei Schneetreiben mehrere Lastwagen um. Zeitweise wurden die Flughäfen von Frankfurt, Berlin und Düsseldorf gesperrt. Bei Kreiensen/Niedersachsen musste ein ICE auf offener Strecke evakuiert werden. Viele Bahnstrecken wurden wegen eingeschneiter Weichen gesperrt. Sieben Obdachlose erfroren, u. a. in Mannheim, Nettetal, Altenburg und Bad Lobenstein.

Januar 2010

Um den 6. erfror erneut ein Obdachloser in Mannheim. In Niedersachsen starb ein Autofahrer am 7. durch Eisglätte. Sturmtief "Daisy" brachte am Wochenende des 9./10. und an den Tagen danach bis zum 13. viel Schnee. Daraus folgten Schneeverwehungen (auf Rügen bis zu drei Meter hoch) sowie Eis- und Schneeglätte. Es ereigneten sich deutschlandweit mehrere tausend Unfälle. Zahlreiche Straßen, vor allem im Norden, waren wegen Schnee und umgestürzter Bäume unpassierbar. Züge blieben stecken, Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten, Fähren stellten den Betrieb ein. Eine Sturmflut drohte Deiche zu unterspülen. Am Flughafen Frankfurt fielen 320 Flüge aus. In Nordrhein-Westfalen starb ein Autofahrer, in der Nähe von Freudenstadt drei Menschen nach Glatteisunfällen. In Kusel (Rheinland-Pfalz) rutschte ein Schulbus von der Fahrbahn - die Fahrerin und mehrere Schüler wurden verletzt, drei davon schwer. In der Nacht zum 18. kam es in Bayern durch Schneematsch und Eisglätte zu vielen Unfällen. Vor allem die A9 und A93 in Oberfranken waren betroffen. Auch am 25./26. gab es durch Schneefall in Hessen und überfrierende Nässe in Baden-Württemberg zahlreiche Unfälle. Dabei starb ein Mann bei Marbach am Neckar. 65 Flüge wurden am Flughafen Frankfurt annulliert. Sturmtief "Jennifer" führte ab dem 27. und nachfolgend Tief "Keziban" durch starken Schneefall zu chaotischen Verhältnissen in Deutschland. Einige Menschen starben nach Unfällen. Auf der A9 bei Jena gab es einen Massenunfall mit fünf Lkw. Am 28. fielen am Flughafen Frankfurt erneut etwa 80 Flüge aus. Beim Versuch seinen im Eis eingebrochenen Hund zu retten, kam ein Mann aus Köln ums Leben. Rügen war von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem die Rügenbrücke wegen quer stehender Lkws gesperrt wurde und Busse und Bahnen den Betrieb einstellten. Die Ostsee zwischen Rügen und Hiddensee fror zu, so dass auch Hiddensee von der Außenwelt abgeschnitten war.

Hagel wurde am 28. in Kleve beobachtet.

Februar 2010

Starke Schneefälle, Schnee- und Eisglätte sowie Schneeverwehungen, führten vom 1. bis 4. und vom 8. bis 12. Februar in ganz Deutschland zu zahlreichen Unfällen mit mehreren Toten. Autobahnen wurden zeitweise gesperrt, vielerorts funktionierte der öffentliche Nahverkehr nur bedingt oder gar nicht. In Grafenwöhr (Truppenübungsplatz) rutschte am 1. ein Panzer auf Schnee erst gegen einen Brückenpfeiler und landete danach kopfüber in einem Wassergraben. Am 3. stellten sich u. a. auf der Sauerlandlinie mehrere Laster quer, es gab einen Stau bis 25 km Länge. Der Schneelast hielten einige Dächer nicht stand. In vielen Orten blieben die Schulen geschlossen. Durch die starke Eisschicht auf Nebenstraßen und Gehwegen kam es häufiger zu Stürzen mit Knochenbrüchen. Die vom Eis eingeschlossene Insel Hiddensee wurde durch Hubschrauber versorgt. Urlauber mussten ausgeflogen werden. Die meisten Binnenhäfen waren geschlossen, denn das Eis war tlw. bis zu 40 cm dick. Am 11. fielen am Frankfurter Flughafen ca. 150 und in München etwa 200 Flüge aus. Auch der Stuttgarter Flughafen war von Verspätungen betroffen. Am 14. musste ein 52 km langes Teilstück der A44 nach zahlreichen Unfällen und weil es kein Streusalz mehr gab gesperrt werden. Sturmtief "Xynthia" tobte sich am 28. vor allem im Westen Deutschlands aus. Es wurden fünf Menschen durch umstürzende Bäume bzw. herab fallende Äste erschlagen. In Biblis ertrank ein zweijähriger Junge, nachdem er vermutlich durch eine Windböe in die Weschnitz geweht wurde. Ein aus der Verankerung gerissenes Hoftor, erschlug eine Frau im pfälzischen Landau. Die Bahnhöfe in Frankfurt und Köln stellten für Stunden den Betrieb ein. In den betroffenen Bundesländern beeinträchtigten umgestürzte Bäume teilweise den Bahnverkehr, zahlreiche Straßen wurden gesperrt.

März 2010

Tief "Yve" führte am 5. und 6. mit Schnee und Glätte in ganz Deutschland zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und zahlreichen Unfällen, teilweise mit Schwerverletzten und mehreren Toten. Auf der A93 kam es bei Schwandorf zu einer Massenkarambolage mit 40 Fahrzeugen. Ein Sattelzug geriet auf einer Brücke bei Winterhausen (Kr. Würzburg) ins Schleudern und stürzte ca. zehn Meter in die Tiefe. In Regensburg fuhren in der Nacht zum 7. innerhalb von zwei Stunden drei Autos in das gleiche geparkte Fahrzeug. Starke Schneefälle und Glatteis führten am 11., 12. und 15. des Monats zu mehreren hundert Unfällen - meist in Nord- und Ostdeutschland sowie Bayern - mit mehreren Toten. Am 12. kam es bei dichtem Nebel auf der A8 bei Augsburg zu einer Unfallserie mit 170 beteiligten Fahrzeugen. 58 davon wurden beschädigt. Am 15. stürzte ein Mann mit seinem Pkw bei Hamm in die Lippe, nachdem er das Brückengeländer auf Grund glatter Fahrbahn durchbrach. Sturmböen richteten am 26. in Teilen Deutschlands große Schäden an. Bäume wurden entwurzelt, Autos beschädigt, Dächer abgedeckt - vor allem im Süden Niedersachsens. In Gießen wurde eine Frau von einer Böe erfasst und fiel eine Rolltreppe hinunter. Gewitter sorgten am Abend des 30. in Hamburg für Stromausfälle sowie überflutete Straßen und Keller.

Bei einem am 26. von vielen Medien gemeldeten "Tornado" in Mainz handelte es sich wahrscheinlich um einen Böenfrontwirbel (Gustnado). Nach jetzigem Stand ist nicht von einem Tornado auszugehen.

April 2010

Eine Fallböe wehte in Esplingerode (Ortsteil von Duderstadt, Landkreis Göttingen) am 12. Dachziegel sowie Plexiglasplatten von den Häusern und von einer Reithalle. Ein Blitzeinschlag legte in München am 30. abends für mehrere Stunden die S-Bahn-Linie 7 lahm.

Mai 2010

Heftige Unwetter in Süddeutschland führten in den Nächten zum 12., vor allem in der Oberpfalz und in Franken, sowie am 13. vor allem in Südbaden tlw. zu schweren Schäden: umgestürzte Bäume blockierten Straßen, Keller wurden überflutet. In Widdern bei Heilbronn wurde ein Spaziergänger vom Blitz getroffen und leicht verletzt. In Gunzenhausen (Kr. Weißenburg) schlug ein Blitz in eine Tankstelle, in Dietenhofen (Kr. Ansbach) in den Holzverschlag eines Sägewerks ein und in Nittenau (Kr. Schwandorf) brannte eine Maschinenhalle nieder. Bei Aschaffenburg legte ein Hangrutsch den Verkehr der A3 für eine Stunde lahm. Im Landkreis Waldshut wurde eine Straße nach einem Erdrutsch den ganzen Tag gesperrt. Starke Regenfälle spülten Böschungen am Rhein-Main-Donaukanal aus und diese rutschten ab. Der Kanal wurde zeitweise für die Schifffahrt gesperrt. Blitzeinschläge am 13. in eine Trafostation in Bensheim sowie in den Sendeturm des Melibokus verursachten einen Stromausfall bzw. Ausfälle bei WLAN-Internetverbindungen. Am 25. schlug der Blitz bei Steinbach am Wald (Kr. Kronach) in ein Motorrad ein. Fahrer und Sozius wurden schwer verletzt.

Hagel wurde an vielen Tagen des Monats (außer in Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern) teils örtlich, in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern mehrfach registriert. Dabei wurden Korngröße bis 3 cm Durchmesser am 11. in bayrischen Zirndorf und Dietenhofen sowie am 25. in Oberbergkirchen-Schörging gemeldet. Neben vielen kleineren Schäden, wurde am 13. im Gemüseanbaugebiet "Knoblauchsland"-Nürnberg, Fürth, Erlangen ein Großteil der Ernte vernichtet. In Müncheberg (BB) gab es am 24. Schäden an Feld- und Gartenkulturen. Am 30. wurde aus dem Erftkreis von tennisballgroßen Hagelkörnern berichtet, die eine Autoscheibe durchschlugen.

Am Pfingstmontag (24.) hinterließen offenbar mehrere Tornados eine mit Unterbrechungen insgesamt ca. 80 km lange Spur der Verwüstung, die von Puschwitz im südlichen Brandenburg über Mühlberg an der Elbe, Großenhain und Radeburg bis Großharthau östlich von Dresden reichte. Von den Tornados liegen keine Fotos vor, da es sich um eine, in Deutschland selten vorkommende "rain-wrapped Tornado"-Situation handelte, d.h. der oder die Tornados waren von dichten Regenwolken und Hagelschauern eingehüllt. Deshalb kann diese Situation nur entsprechend der entstandenen Schäden beurteilt werden. Die Schadensschneise war nicht durchgehend und legt daher die Vermutung nahe, dass es sich um mehrere Tornados und auch tlw. um Downbursts (Gewitterböen) handelte. Die teilweise bis ein Kilometer breite Schadensspur wies außerdem darauf hin, dass es sich zeitweise um einen "Multi-vortex-Tornado" gehandelt hat. Solche Tornados enthalten zwei oder mehrere kleine Wirbel, die um das Zentrum eines größeren Tornados kreisen. Nach der Fujita-Skala handelte es sich wahrscheinlich um Tornados der Stärke F2, zeitweise vielleicht sogar F3. Die Schäden (eine Auswahl): Dächer wurden abgedeckt, Häuser und Autos beschädigt, Keller liefen voll, umgestürzte Bäume machten einige Straßen unpassierbar, der Zugverkehr in der Region kam zum Erliegen, in mehreren Ortschaften knickten Masten um und das Stromnetz brach zusammen, 38 Menschen wurden verletzt, in Mühlberg/Elbe brach die Kirchturmspitze ab und die Elbbrücke musste gesperrt werden, nachdem die Seitenverkleidung beschädigt wurde, in Großenhain starb ein sechsjähriges Mädchen, nachdem ein Baum auf das Auto fiel, in Walda-Kleinthieming verloren rund 80 Prozent der Gebäude ihre Dächer.

Juni 2010

Am 3. brachte Dauerregen in Teilen Bayerns Überschwemmungen. Viele Fronleichnamsprozessionen fielen aus. Gewittrige Niederschläge führten am 6. in Hamburg zu überschwemmten Straßen, in Solingen brannte nach Blitzschlag eine Dachgeschosswohnung. Schwere Unwetter richteten in den Nächten vom 9. zum 10. vor allem in der Südwesthälfte und vom 10. zum 11. in Rheinland-Pfalz und Hessen, am 11. auch in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Schäden an. Zahlreiche Keller liefen voll, Straßen und Unterführungen wurden überflutet. In Edenkoben/Rheinland-Pfalz beispielsweise versank in einer Bahnunterführung ein Auto bis zur Dachkante in Wasser und Schlamm. Bei Wattenheim (Kreis Bad Dürkheim) wurde die A6 wegen 60 cm hohen Wasserstands gesperrt. In Lindenau (Erzgebirge) verwüstete eine Schlammlawine ein halbes Dorf. Blitzeinschläge setzten in Rammenau, Lohsa (bei Hoyerswerda) und Mühlhausen (TH) Dachstühle, im Kreis Forchheim (Oberfranken) einen Bauernhof und in Haushagen (MV) sowie Immenhausen (HE) je ein Wohnhaus in Brand. In Frankfurt/Main durchbohrte ein herab fallender Ast das Führerhaus einer Lok. In Ebsdorfergrund (HE) wurde die Grundschule wegen Wasserschaden gesperrt. Hagelkörner, Regenmassen und orkanartige Böen machten die A19 in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Rostock und Berlin für Stunden unpassierbar. Weitere Regenfälle vom 17. bis 19. führten im Süden Bayerns und Baden-Württembergs zu Überschwemmungen und gefluteten Kellern.

Hagel wurde vom 8. bis 12. örtlich in Bayern beobachtet (z.B. am 12. in Ramsau mit Korndurchmesser bis 1,5 cm) sowie in Sachsen, Rheinland-Pfalz (z.B. am 11. bei Frankenberg, bis zu 15 cm hohe Hageldecke), Baden-Württemberg, Brandenburg, Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (z.B. am 11. in Malchow und Strasburg, Korndurchmesser bis 1,5 cm). Hagel wurde außerdem am 19. aus dem Osten Mecklenburg-Vorpommerns sowie am 25. und 30. aus Bayern gemeldet.

Am 9. wurden in Warendorf und Hille (beides Nordrhein-Westfalen) Tornados gesichtet, die abgedeckte Häuser, umgestürzte Bäume und mehrere zerstörte Autos hinterließen. Am 11. wurde südöstlich von Thiessow (Rügen) über der Ostsee ein Tornado beobachtet.

Juli 2010

Starke Gewitter mit Sturm-, teilweise Orkanböen und Starkregen, verursachten mehrfach in fast ganz Deutschland u. a. folgende Schäden: Am 3 und 4. traten Bäche und Kanäle über die Ufer, Straßen wurden wegen Überschwemmungen (z.B. im Raum Stuttgart-Leonberg) und Geröllmassen (B9 bei Bacharach) gesperrt und Bäume stürzten um. In Remagen-Bonn wurde eine Bahnstrecke gesperrt; in Bielefeld wurde ein Radfahrer durch einen herab fallenden Ast schwer verletzt. Mehrfach schlugen Blitze in den Kölner Dom ein, in Recklinghausen brannten ein Dachstuhl und eine Scheune; in Bonn stellten die Stadtwerke den Strom von 200 Haushalten ab, nachdem durch einen über die Ufer getretenen Bach Wasser in die Keller lief. Am 11. brannte nach Blitzeinschlag in Tribsees (Nordvorpommern) ein Seniorenhaus. Am 12. kam der Bahnverkehr um Düsseldorf zu erliegen, wurden in der Nähe von Nordhorn und im ostfriesischen Leer zwei Frauen durch umstürzende Bäume getötet und im Hafen von Leer krachte ein im Bau befindlicher Frachter gegen die Werftanlage. In Waldkirch (Südbaden) wurde Europas längste Röhrenrutsche durch umstürzende Bäume zerstört. Am 14. wurde am Düsseldorfer und am Frankfurter Flughafen wegen Sturmböen kurzzeitig der Flugverkehr eingestellt. Am 16. und 17. brannten nach Blitzschlag mehrere Dachstühle, eine Scheune und ein Haus in Rheda-Wiedenbrück (Kr. Gütersloh), in Königswusterhausen, in Groß Köris, in Neu-Trebbin (alles bei Berlin) und im Landkreis Regen. In Teupitz (BB) wurde ein Mann durch einen umstürzenden Baum in seinem Zelt getötet, in Bayern mussten Camper von einer überfluteten Donau-Flussinsel bei Passau geborgen werden. Am 22. verbrannten in Altomünster (bei Starnberg) 28 Zuchtbullen, weitere Dachstühle brannten in Dresden, Burgstädt und Parthenstein (Sachsen). Zwischen den einzelnen Gewitterfronten gab es immer wieder extreme Hitze. Dadurch wurden z.B. auf der A7 bei Rhüden/Harz einige Betonplatten hoch gedrückt, auf der Elbinsel Hanskalbsand gab es einen Flächenbrand, bei Berlin brannten mehrfach Gras- und Grünanlagen, in einigen ICE-Zügen fiel die Klimaanlage aus - Reisende kollabierten.

Hagel wurde am 4. von Nordrhein-Westfalen bis Hessen, am 11. in Ouedlinburg (SA), am 12. im Norden Deutschlands, in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, aber auch in Teilen Süddeutschlands beobachtet. Hagel fiel örtlich am 14./15. im Süden des Landes. Am 16. hagelte es im Teutoburger Wald und im Münsterland sowie in Bayern, z.B. im Landkreis Starnberg. Korndurchmesser von nur einem Zentimeter verwüstete Gärten, zerschlug Dachfenster, zerstörte Fotovoltaikanlagen. Hagel am 17. auch im Erzgebirge, am 22. wieder in Süddeutschland, z.B. in Ober-/Unterammergau: Korndurchmesser bis 3 cm sorgte für unterbrochene Passionsspiele, verbeulte Autos und zerbrochene Scheiben. Weitere Hagelfälle wurden am 23. in Eifel und Westerwald, am 26. vereinzelt in Niedersachsen und am 28./29 örtlich in Thüringen, Hessen und Baden-Württemberg beobachtet.

Am 5. wurde bei Murnau über dem Staffelsee ein Tornado beobachtet. Einige andere in den Medien beschriebene und sogar durch Agenturbilder und Internetclips dokumentierte angebliche Tornados, wie z. B. die Situation am 12. auf der Helgoländer Düne, stellten sich als Gewitterfallwinde (Downbursts) heraus.

August 2010

Durch starke und anhaltende Niederschläge am 5./6. in Bayern und vom 6. bis 10. in Ostdeutschland sowie am 15./16. erneut in Sachsen und am 26./27. im Nordwesten Deutschlands kam es örtlich zu Überschwemmungen mit neuen Rekordwerten. Am 6. waren vor allem der Starnberger See sowie viele Zuflüsse der Donau von Hochwasser bedroht. Vom 6. bis 10. verlagerte sich der Schwerpunkt der Niederschläge über Sachsen nach Norden. Zunächst war der Nordrand des Erzgebirges betroffen - in Neukirchen bei Chemnitz starben drei Bewohner in ihrem überfluteten Keller. Am 7. verlagerte sich der Schwerpunkt des Hochwassers ins Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen. Schwer betroffen waren vor allem die Orte entlang des Oberlaufs der Lausitzer Neiße. Verschärft wurde die Situation dadurch, dass ein Damm am polnischen Witka-See brach. Der Pegel der Neiße erreichte 7,07 m, den höchsten Stand seit Beginn der Messungen im Jahr 1912. Im Kreis Görlitz wurde Katastrophenalarm ausgerufen, 1.500 Menschen mussten vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. Der zum Weltkulturerbe gehörende Fürst-Pückler Park in Bad Muskau sowie das Kloster Marienthal (in der 775-jährigen Geschichte hatte es kein vergleichbares Hochwasser gegeben) wurden überschwemmt. Auch die Spree und die Elbe bei Dresden führten enormes Hochwasser. Am 15./16. gab es wieder Hochwasseralarm im Raum Dresden, der Sächsischen Schweiz sowie in der Region um Görlitz. In der Neiße ertranken 48 Tiere aus dem Tierpark Zittau, auf der Elbe wurde die sächsische Dampfschifffahrt eingestellt, für das Kirnitzschtal wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Am 26./27. wurde auf Grund heftiger und anhaltender Regenfälle im Nordwesten in den Kreisen Steinfurt und Borken (Münsterland) sowie im Raum Osnabrück Katastrophenalarm gegeben. Es wurden über 2.000 Einsätze von THW und Feuerwehr gezählt, der Bahnverkehr musste streckenweise eingestellt werden, Autobahnen waren überflutet. In Schleswig-Holstein führten schwere Gewitter in der Nacht zum 16. auf Sylt zu vielen Bränden nach Blitzeinschlag. Dabei musste in Wenningstedt ein Hotel geräumt werden. Bei einem Unwetter am Abend des 22. wurde der Bahnverkehr Würzburg - Aschaffenburg wegen eines umgestürzten Baums teilweise einspurig betrieben. Am 24. abends kam es im Kreis Harburg durch Sturmböen mit stürzenden Bäumen zu Unfällen. In Jever brannte ein Bungalowdach nach Blitzschlag.

Vereinzelt wurde Hagel am 2. am Alpenrand, am 3. im Erzgebirge, am 8. im Thüringer Wald und in Unterfranken, am 16. im Osten Brandenburgs, am 24. in München und am 26., 29. und 30. in der Oberpfalz beobachtet. Hagel fiel außerdem auch am 15. vom südlichen Brandenburg bis ins Erzgebirge, am 22. von Hessen (bei Gießen bis 3 cm Korndurchmesser) bis Brandenburg (in Koschen gingen Glasscheiben zu Bruch) und Sachsen, am 27. mehrfach in der Südhälfte und am 28. im Westen und Nordwesten, in Nordhessen und in Berlin.

Tornados wurden gesichtet am 4. südwestlich von Wustrow auf Fischland (MV), am 17. südlich bzw. südöstlich von Staberhuk auf Fehmarn (über der Ostsee) sowie in Ettenbeuren und Schönenberg in Schwaben/BY. Hier entstand eine etwa 2.5 km lange Schneise mit leichten Schäden an Bäumen und Dächern. Am 23. wurden an Mecklenburg-Vorpommerns Ostseeküste mehrere Tornados gesichtet: in Ladebow bei Greifwald, über der Dänischen Wiek, in Born am Draß, in Thiessow auf Rügen sowie auf Usedom, wo bei Neppermin und Pudagla 500 Bäume umstürzten und Blechdächer abgehoben wurden. Ebenfalls am 23. deckte ein Tornado in den Grünberger Stadtteilen Reinhardshain und Lumda (in Hessen, Kreis Gießen) zehn Häuser komplett ab und beschädigte weitere 44 Gebäude. Am 28. hinterließ ein Tornado in Warnemünde eine 400 Meter lange Schadensspur - Bänke und Pavillons flogen durch die Luft, eine Telefonzelle wurde zerstört, fünf Menschen wurden verletzt. Am 30. wurde ein Tornado nordwestlich von Ahrenshoop über der Ostsee beobachtet sowie einer in Sinsheim-Weiler (BW) über freiem Feld.

September 2010

Vom 15. auf den 16. gab es in Schleswig-Holstein auf Grund von orkanartigen Böen Unterbrechungen im Schiffsverkehr zwischen den nordfriesischen Inseln und dem Festland. Mehrere Fähren blieben stundenlang in den Häfen. Ca. 170 Passagiere verbrachten die Nacht auf einer Fähre im Hafen von Dagebüll. In Rösrath-Lüghausen (NRW) wurde durch eine Böe ein Kran umgeweht. Er verursachte Schäden an einem Haus, einem Kleinbus und einem Lastwagen. Durch ergiebige und andauernde Niederschläge vom 25. bis 27., verursacht von Tief "Lya", kam es in den Bundesländern Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zu starken Anstiegen einiger Flüsse (u. a. Lausitzer Neiße, Schwarze Elster, Spree, Schwarzer und Weißer Möps - an den beiden letztgenannten Flüssen maß man historische Pegelstände). In den Landkreisen Görlitz und Meißen wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Wiesen verwandelten sich in Seenlandschaften, Keller und Straßen wurden überflutet, z.B. musste die A13 Dresden - Berlin bei Ortrand gesperrt werden. Der öffentliche Personennahverkehr kam mancherorts zum Erliegen, teilweise blieben Kitas und Schulen geschlossen. In Biberach (Kr. Meißen) fiel tagelang der Strom aus, in Bad Muskau wurde der Fürst-Pückler Park teilweise erneut überschwemmt. In Leuba und Meuselko brachen Deiche und überfluteten Ackerland. Entlang der Schwarzen Elster wurden Deiche überspült, Sickerstellen traten auf und Notdeiche wurden gebaut. In Elsterwerda und Bad Liebenwerda wurden Teile der Bevölkerung evakuiert. In Herzberg lief das Wasser in den Stadtpark, eine Kleingartenanlage stand bis zur Dachkante unter Wasser.

Hagel wurde am 4. örtlich aus Unterfranken sowie dem nördlichen Sachsen-Anhalt, am 15. von der Elbmündung und am 24. örtlich auch aus Bayern gemeldet.

Am 2. wurde ein Tornado zwischen Warnemünde und Lichtenhagen (MV), ein weiterer am 3. bei Westerland (Sylt) sowie ein dritter am 18. nahe Arkona (Rügen) über See beobachtet. Piloten meldeten am 4. über Zossen (Brandenburg) einen Tornado. Soweit bekannt hinterließ keines dieser Ereignisse Schäden.

Oktober 2010

Nach den starken Regenfällen in der letzten Septemberwoche hielt das Hochwasser in Brandenburg und Sachsen-Anhalt bei sinkenden Pegelständen an. Betroffen war vor allem der Raum Herzberg und Löben an der Schwarzen Ester im Elbe-Elster-Kreis, hier wurde der bestehende Katastrophenalarm am 6. aufgehoben. In Löben mussten die Bewohner ihre Häuser verlassen, weil durch einen Dammbruch Wasser in die Ortschaft drang. Vermutlich durch starke Windböen riss eine Stromfreileitung in der Nacht zum 15. bei Bad Gottleuba (Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Durch den mehrstündigen Stromausfall erlitten mehrere Firmen finanzielle Verluste. Erste Schneefälle führten am 21. in Baden-Württemberg und Bayern zu glättebedingten Unfällen. U. a. musste die A 81 bei Engen nach einem Glatteisunfall gesperrt werden, bei Trossingen (Kr. Tuttlingen) starb ein Mann auf der Landstraße. Sein Wagen kam wegen überfrierender Nässe ins Schleudern, ein weiteres Fahrzeug fuhr hinein. Auf der Gutachtalbrücke (bei Titisee-Neustadt, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) kam ein Lkw auf eisglatter Fahrbahn ins Schleudern und durchbrach das Geländer. In 60 m über Grund ragte das Führerhaus einen Meter über die Brückenkante hinaus. In Niedersachsen sorgten Hagelschauer für glatte Straßen - auf der A 27 zwischen Bremerhaven und Cuxhaven kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Am 26. waren nach einer frostigen Nacht vor allem in Hessen viele Straßen glatt. Auf der A 480 bei Gießen kam es dadurch zu einem Massenunfall mit mehreren Verletzten.

Föhn an der Alpennordseite gab es im Oktober gleich zweimal. Zu Monatsbeginn ließ der warme, in höheren Lagen stürmische Wind die Temperaturen in den Alpen, im Alpenvorland, am Bodensee und in Baden örtlich auf sommerliche 26 Grad Celsius (°C) steigen. Am Monatsende sorgte der Föhn wiederum für milde Temperaturen. Im Südwesten wurden vereinzelt 20°C erreicht. Die Schneedecke, die sich in manchen Mittelgebirgen gebildet hatte, ließ der aus südlichen Richtungen kommende Wind schmelzen. Auf der Zugspitze erreichte der Föhn jeweils Orkanstärke.

November 2010

Starke Regenfälle führten am 4. und 5. in Schleswig-Holstein und Hamburg zu überfluteten Straßen und voll gelaufenen Kellern. Orkantief "Carmen" sorgte vom 11. bis 13. für stürmisches Wetter und heftige Regenfälle. Die Fehmarnsundbrücke wurde gesperrt, ein Fischkutter geriet in Seenot - der Kapitän konnte gerettet werden. Der Sylt-Shuttle (DB-Autozug) stellte den Betrieb zeitweise ein. In Köln wurde der Karnevalsauftakt vorzeitig beendet, einige Martinszüge mussten abgesagt werden. In Nordrhein-Westfalen verursachte der Dauerregen zahlreiche geflutete Keller und überschwemmte Straßen. Bei Dortmund wurde die A40, bei Paderborn die B1 gesperrt. Bei Iserlohn drohte wegen Unterspülung eines Hangs ein Wochenendhaus einzustürzen. In Bochum entstand ein Riss in einem Wasserrückhaltebecken, die freigesetzten Wassermassen setzten zwei Wohnungen unter Wasser. Durch den schnellen Anstieg der Elbe ertranken 150 Schafe in Hamburg-Ochsenwerder. Ab dem 23. zog der Winter in Deutschland mit Schneefällen, Schneeverwehungen, hoher Schneelast und Glätte ein und führte zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und zahlreichen Unfällen mit insgesamt acht Toten: Beispielsweise am 26. in Welkenbach (Kr. Hachenburg, RP) sowie am 29./30. bei Mörfelden und Taunusstein (HE), auf der A65 in der Vorderpfalz und bei der Kollision zweier Linienbusse bei Limburg an der Lahn. Am 29./30. wurden alleine in Nordrhein-Westfalen 1.700 Unfälle, mit einigen zum Teil schwer verletzten Menschen, gezählt. In Nordbayern kippte ein Viehtransporter mit Schweinen um. Bei Sonnenbühl (BW) rutschte ein Schulbus auf einen Lastwagen. Acht Kinder und zwei Erwachsene wurden verletzt. Es wurden lange Staus gemeldet u. a. knapp 50 km auf der A14 und etwa 25 km auf der A72. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen - bis zu 200 auf dem Frankfurter Flughafen. In Nordbayern stoppte ein unter Schneemassen zusammengebrochener Baum einen ICE und zwang die rund 200 Passagiere zur Übernachtung in einer nahe gelegenen Turnhalle. Am 30. kam es im Osten Schleswig-Holsteins durch den "Lake-effect" zu starken Schneefällen: Eiskalte Luft nahm über der "wärmeren" Ostsee Feuchtigkeit auf und brachte nach Kondensation über den ungleich kälteren Uferzonen Holsteins, zum Beispiel in Neustadt, tlw. 40 cm Neuschnee. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt. In Segeberg fiel der Unterricht an öffentlichen Schulen aus. Die meisten Busse blieben in den Depots. Der Ort Pönitz (Kreis Ostholstein) war von der Außenwelt abgeschnitten.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 13.12.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2010

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