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WETTER/169: Zum Agrarwetter im Frühling 2014 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 17.06.2014

Deutscher Wetterdienst zum Agrarwetter im Frühling 2014

Nach mildem Winter folgt ein trocken-warmer Frühling mit feuchtem Ende



Offenbach, 17. Juni 2014 - Nachdem sich der März und der April ungewöhnlich mild und trocken zeigten und der Natur zu einem beachtlichen Entwicklungsvorsprung verhalfen, holte der Mai einen Teil des Niederschlagsdefizits wieder auf und bremste das Voranschreiten der phänologischen Phasen ein wenig. Von niedrigen Bodenfeuchten über Spätfrost bis hin zu Starkregenereignissen wurde in diesem Frühling von allem etwas geboten. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft in Deutschland im Frühling 2014.


Warm und viel Sonne im März - rasanter Vorsprung für Wintergetreide und Raps

Der März bescherte Deutschland meist frühlingshaftes Hochdruckwetter mit viel Sonne, wenig Niederschlag und einem deutlichen Wärmeüberschuss - ein extremer Gegensatz zum winterlichen März des Vorjahres. Bis Monatsmitte fiel kaum Regen und die Waldbrandgefahr nahm zu. Danach gab es kurze unbeständige Phasen, aber an der allgemeinen Trockenheit änderte sich nichts. Zum Monatsende zog eine Kaltfront durch, die allerdings nur lokal den für die Vegetation dringend benötigten Regen brachte. Richtung Süden und Westen gab es teils frostige Nächte. Insgesamt führten die geringen Niederschläge und der reichliche Sonnenschein zur Austrocknung der Böden, zunächst in der Oberkrume, später in der Schicht von 0 bis 60 cm Tiefe. Da der Wasserverbrauch der landwirtschaftlichen Kulturen zum aktuellen Entwicklungsstand noch gering war, wurde die Situation nicht als kritisch angesehen. Andererseits boten die geringen Bodenfeuchten günstige Bedingungen für die Bodenbearbeitung. Die trocken-warme Witterung hatte enorme Auswirkungen auf die Natur. Der allgemeine Vegetationsbeginn setzte verfrüht ein. Die erste Wachstumsphase lief gut an, so dass der Entwicklungsvorsprung zum Monatsende je nach Region und Kultur 8 bis 20 Tage betrug. In warmen Lagen kam bereits Wintergerste ins Schossen. Der Raps bildete Knospen und teilweise wurden die ersten Rapsblüten gesichtet, wodurch der Zuflug der ersten Stängelrüssler einsetzte. Verbreitet wurden schon Zuckerrüben gedrillt sowie Frühkartoffeln und Mais bestellt.


Anhaltend warm, sonnig und trocken im April - sinkende Bodenfeuchten

Der April folgte seinem Vormonat mit überwiegend Hochdruckeinfluss, viel Sonne und erneut überdurchschnittlichen Temperaturen. Tiefdruckgebiete erreichten meist nur Norddeutschland. Andernorts fiel erst gegen Monatsende mehr Niederschlag, zuvor herrschte lange Zeit Regenarmut. Somit verringerte sich die Feuchtigkeit der Böden weiter. Zum Monatsanfang war fast landesweit die Bodenfeuchte unter Wintergetreide in der Schicht von 0 bis 60 cm so niedrig wie noch nie seit 1962 (Beginn der Datenerfassung). Hier startete mancherorts die Beregnung. Im Monatsverlauf bzw. dann besonders zum Monatsende führte leichte Unbeständigkeit zu einer Entspannung der Situation. In der Karwoche sorgte ein Kaltluftvorstoß für kalte Nächte, in denen verbreitet Bodenfrost und vereinzelt sogar Luftfrost auftraten - anfangs in der Westhälfte Deutschlands, dann im Osten und Südosten. An empfindlichen Kulturen (Wein, Obst) kam es örtlich zu Kälte- und Frostschäden. Der Frost bremste aber die bis dahin weit fortgeschrittene Vegetationsentwicklung nur kurzzeitig, zum Monatsende betrug der Vorsprung immer noch 2 bis 3 Wochen. Landwirtschaftliche Arbeiten konnten problemlos fortgeführt werden. Es wurden weiterhin Zuckerrüben gedrillt sowie Mais und Frühkartoffeln gelegt, wobei letztere bereits am Monatsende verbreitet aufliefen. Die Winterrapsblüte setzte sich deutschlandweit sehr zügig fort und Winterroggen und -weizen kamen auch schon ins Schossen. Bei der Wintergerste wurde bereits das Ährenschieben in den letzten Tagen des Aprils beobachtet.


Gewitter im Mai beenden Trockenserie - wüchsiges Wetter für Sommerkulturen

Im Mai wurde der seit Dezember 2013 anhaltenden Serie trockener und sonnenscheinreicher Monate ein Ende gesetzt. Das eigentliche "Aprilwetter" kam damit etwas verspätet. Der Monat war insgesamt niederschlagsreich und trüb, trotz einer kühlen ersten Monatshälfte vielerorts aber ein wenig wärmer als üblich. Freundliche Phasen konnten zu Monatsbeginn für einen ersten Silageschnitt genutzt werden. In der letzten Monatsdekade boten sich oftmals Zeitfenster für die erste Heuernte. Das unbeständige Wetter mit vielen Regenschauern und Gewittern sorgte andererseits zeitweise für eingeschränkte Bodenbefahrbarkeit und in Verbindung mit starken Windböen brachen einige Bestände um. Gleichzeitig erhöhte sich der Infektionsdruck durch Pilze - Pflanzenschutzmaßnahmen standen daher auf der Tagesordnung. Positiv war die Witterung vor allem für die Sommerkulturen wie Rüben, Mais und Kartoffeln, die von dem niederschlagsreichen, wüchsigen Wetter profitierten. Die phänologische Entwicklung in der Pflanzenwelt wurde zwar deutlich gebremst, verglichen mit dem vieljährigen Mittel hatte sie zum Monatsende aber noch immer einen Vorsprung von 1 bis 2 Wochen.


Abbildungen:
Quelle: © DWD

Abb 1a Vegetationsbeginn im Frühling - Im Mittel 1961-90
Vegetationsbeginn in Deutschland im vieljährigen Mittel der internationalen Referenzperiode 1961-1990 (Jahrestag/Tag des laufenden Jahres)
Quelle: © DWD

Quelle: © DWD

Abb 1b Vegetationsbeginn im Frühling - Abweichung 2014 vom Mittel 1961-1990
Durchweg positive Abweichung des Vegetationsbeginns im Jahr 2014 von diesem Mittel ("Verfrühung", in Tagen).
Quelle: © DWD

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Quelle:
Pressemitteilung vom 17.06.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2014