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WETTER/170: Deutschlandwetter im Juni 2014 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 27.06.2014

Deutschlandwetter im Juni 2014
Extrem heiße Pfingsten, trotz teilweise heftiger Unwetter oft zu trocken


Offenbach, 27. Juni 2014 - Herausragendes Wetter-Ereignis im Juni 2014 war über Pfingsten ein kurzes, aber extrem heißes sommerliches Gastspiel mit teils sehr heftigen Gewittern. "In Nordrhein-Westfalen gab es die heftigsten Unwetter seit Jahrzehnten, mit für den Sommer extremen Orkanböen von bis zu 144 km/h in Düsseldorf", so DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Sonst lag Deutschland häufig in einer mäßig warmen, zeitweise auch kühleren Nordströmung. Das ergab insgesamt einen etwas zu warmen und viel zu trockenen Juni mit leicht überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.


Hitze an Pfingsten mit zahlreichen Temperaturrekorden, sonst mäßig warm

Im Juni lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland mit 16,3 Grad Celsius (°C) 0,9 Grad höher als nach der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung +0,5 Grad. Deutschland befand sich meist im Bereich erwärmter, teilweise auch kühler Polarluft aus nördlichen Breiten. Über Pfingsten gelangten mit südlicher Strömung Luftmassen afrikanischen Ursprungs nach Mitteleuropa und an zahlreichen Stationen gab es neue Temperaturrekorde. Rheinau-Memprechtshofen südwestlich von Baden-Baden ermittelte am 9. mit 37,7°C den bundesweit höchsten Wert. Damit erlebte Deutschland das heißeste Pfingstfest seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur eine Woche früher trat am 2. in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge bei einer Tiefsttemperatur von 0,0°C fast noch einmal Luftfrost auf. Des Weiteren gab es an etwa 20 Wetterstationen Bodenfrost, wie zum Beispiel in Berlin-Tempelhof mit -1,0°C am 18. Juni.


Teilweise extrem trocken

Mit rund 54 Litern pro Quadratmeter erreichte der Juni 64 Prozent des vieljährigen Durchschnitts (85 l/m²). Große Trockenheit, mit örtlich 80 Prozent Niederschlagsdefizit, herrschte besonders im Südwesten und erhöhte dort die Waldbrandgefahr zeitweilig auf die höchste Stufe. Flächendeckender Regen beschränkte sich kurzzeitig auf den Osten und Norden Deutschlands, als am 25. gewittrige Regenfälle teilweise erhebliche Niederschlagsmengen zwischen 30 und 40 l/m² brachten. Weitere nennenswerte Regenmengen fielen zwischen dem 8. und 11. bei teils sehr heftigen Gewittern in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Innerhalb einer Stunde fielen zum Beispiel in Krümmel nördlich von Berlin 49 l/m².


Sonnenscheinbilanz leicht positiv

In Deutschland blieb die Sonnenscheindauer im Juni 2014 mit rund 232 Sonnenstunden um 17 Prozent über ihrem Soll von 198 Stunden, wobei ein deutliches Süd-Nord-Gefälle auszumachen war. Die sonnigsten Orte befanden sich in Bayern und Baden-Württemberg, die sonnenscheinärmsten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.


Das Wetter in den Bundesländern im Juni 2014 *
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Im Juni 2014 war Schleswig-Holstein mit 15,6°C (15,0°C) das kälteste Bundesland. Beim Niederschlag erreichte es 62 l/m² (69 l/m²) und die Sonne schien 225 (225 Stunden). Hamburg gehörte mit 191 Stunden (216 Stunden) zu den sonnenscheinärmeren Regionen. Bei 16,2°C (15,7°C) kamen 66 l/m² (70 l/m²) zusammen.

Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen zählte im Juni 2014 mit 15,7°C (15,4°C) ebenso wie Bremen mit 15,9°C (15,5°C) zu den kälteren Bundesländern. Beim Sonnenschein lagen Niedersachsen mit 191 Stunden (200 Stunden) und Bremen mit 190 Stunden (204 Stunden) ganz hinten in der Tabelle. In Niedersachsen fielen im Juni 68 l/m² (76 l/m²) und in Bremen 65 l/m² (73 l/m²). In Göttingen und Umgebung richteten am 11. heftige Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel schwere Schäden an. Im Auditorium der Universität stand das Wasser anderthalb Meter hoch.

Mecklenburg-Vorpommern: Mit 15,9°C (15,4°C) gehörte Mecklenburg-Vorpommern im Juni 2014 zu den kälteren Regionen und war mit 87 l/m² (63 l/m²) das nasseste Bundesland. Die Sonne schien 236 Stunden (236 Stunden). Während eines heftigen Gewitters am 11. fielen in Neuruppin innerhalb von nur einer Stunde 36 l/m² und in Krümmel nördlich von Berlin 49 l/m².

Brandenburg und Berlin: Brandenburg verbuchte bei durchschnittlich 16,5°C (16,5°C), 67 l/m² (64 l/m²) Niederschlag und 219 Sonnenstunden (225 Stunden). Berlin zählte im Juni mit 17,3°C (17,1°C) zu den warmen Bundesländern. Beim Niederschlag erreichte es 73 l/m² (70 l/m²) und die Sonne zeigte sich 214 Stunden (226 Stunden).

Sachsen-Anhalt: Bei durchschnittlich 16,3°C (16,1°C) meldete Sachsen-Anhalt im Juni 2014 eine Niederschlagsmenge von 59 l/m² (63 l/m²) und eine Sonnenscheindauer von 226 Stunden (205 Stunden).

Sachsen: Sachsen registrierte eine Durchschnittstemperatur von 16,3 °C (15,6°C). Mit 231 Stunden (201 Stunden) gehörte es zu den sonnenscheinreichen Bundesländern und beim Niederschlag erreichte es 47 l/m² (76 l/m²). Während eines kräftigen Gewitters am 11. schlug ein Blitz in Markkleeberg südlich von Leipzig in ein Einfamilienhaus ein und setzte den Dachstuhl in Brand. Im Raum Görlitz richteten Hagelkörner mit bis zu sechs Zentimeter Größe schwere Schäden an. In Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge trat am 2. der deutschlandweite Tiefstwert von 0,0°C auf.

Thüringen: Im Juni 2014 gehörte Thüringen mit 15,8 °C (14,9°C) zu den kälteren und mit 46 l/m² (78 l/m²) zu den trockenen Bundesländern. Die Sonne schien 217 Stunden (194 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen präsentierte sich im Juni 2014 mit 15,9°C (15,4°C) als ein vergleichsweise kaltes und mit 70 l/m² (84 l/m²) als ein relativ nasses Bundesland. Beim Sonnenschein erreichte Nordrhein-Westfalen mit 196 Stunden (184 Stunden) 107 Prozent des Solls. Bei den heftigsten Gewittern der letzten Jahrzehnte kamen am 9. mindestens sechs Menschen ums Leben. Allein in Düsseldorf starben drei Menschen, als eine große Pappel auf ein Gartenhaus stürzte. An vielen Häusern und Autos entstanden enorme Schäden durch reihenweise umgeknickte Bäume. Der Flughafen Düsseldorf stellte nach Orkanböen bis zu 144 Stundenkilometern am Abend für eine Stunde den Betrieb ein. Der öffentliche Nahverkehr kam vor allem im Ruhrgebiet und Kölner Raum fast vollständig zum Erliegen.

Hessen: In Hessen betrug die Durchschnittstemperatur 16,0°C (15,2°C). Die Niederschlagsmenge verfehlte mit 56 l/m² das Soll (80 l/m²) um 30 Prozent, die Sonnenscheindauer lag mit 232 Stunden (192 Stunden) dagegen um 21 Prozent darüber. Schwere Gewitter zogen am 10. über Nordhessen hinweg und richteten in Kassel durch sintflutartige Regenfälle Schäden in Millionenhöhe an. Der Flughafen Kassel-Calden musste vorübergehend geschlossen werden.

Rheinland-Pfalz: Im Juni 2014 zählte Rheinland-Pfalz mit 16,6°C (15,3°C) zu den wärmeren Regionen Deutschlands. Mit einer Niederschlagsmenge von 43 l/m² (76 l/m²) gehörte es zu den trockenen Bundesländern. Die Sonnenscheindauer übertraf mit 248 Stunden den Klimawert (192 Stunden) um 30 Prozent.

Saarland: Laut DWD war das Saarland im Juni 2014 mit 17,5°C (15,6°C) das wärmste und mit 37 l/m² (80 l/m²) das trockenste Bundesland. Mit 261 Stunden (204 Stunden) gehörte es zu den sonnenscheinreicheren Regionen.

Baden-Württemberg: Mit 17,1°C (15,1°C) gab es Baden-Württemberg den größten Wärmeüberschuss und mit 269 Sonnenstunden (202 Stunden) deutschlandweit am meisten Sonnenschein. Mit 64 l/m² verfehlte die Niederschlagsmenge den Klimawert (107 l/m²) um 41 Prozent. In Rheinau-Memprechtshofen südwestlich von Baden-Baden war es am 9. mit 37,7°C bundesweit am heißesten.

Bayern: In Bayern betrug die Mitteltemperatur 16,4°C (14,9°C) und die Niederschlagsmenge 58 l/m² (112 l/m²). Bayern war mit 267 Stunden (200 Stunden) das zweitsonnigste Bundesland. Zahlreiche Orte meldeten neue Temperaturrekorde.

* Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten vier Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 2014

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27.06.2014
Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2014

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